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# taz.de -- Misshandlung im Pferdesport: Ermittlungen gegen Springreiter
> Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt nach Vorwürfen wegen
> Tiermisshandlung gegen Ludger Beerbaum. Dieser wehrt sich gegen die
> Anschuldigungen.
Bild: Beerbaum auf seinem Pferd „Casello“ während des Grand Prix in Prag 2…
Warendorf/Berlin dpa | Die Staatsanwaltschaft Münster hat nach den
Vorwürfen wegen unerlaubter Trainingsmethoden gegen den [1][Springreiter
Ludger Beerbaum] ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das bestätigte die
Staatsanwaltschaft den Westfälischen Nachrichten und dem WDR am Mittwoch.
Ermittelt wird demnach wegen des Vorwurfs der quälerischen Tiermisshandlung
in Mittäterschaft.
In einem Beitrag bei „RTL Extra“ war dem Weltklasse-Springreiter
vorgeworfen worden, die verbotene Trainingsmethode des Barrens bei seinen
Springpferden angewandt zu haben. Der viermalige Olympiasieger bestreitet
das.
Am Dienstag hatte nun Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung (FN), nach der Ansicht eines mehrminütigen
Zusammenschnittes verschiedener Videosequenzen von RTL gesagt, „dass Teile
der dokumentierten Vorgänge eindeutig nicht unserer Beschreibung des
Touchierens entsprechen“.
[2][Touchieren ist erlaubt, Barren hingegen nicht] – und der
Generalsekretär sagte zu den von RTL zur Verfügung gestellten Aufnahmen:
„Zum Beispiel ist eine Ausholbewegung zu sehen, bevor die Touchierstange
die Pferdebeine berührt.“ Die FN-Regularien sehen unter anderem vor, dass
beim Touchieren die Stange ein glattes Rundholz sein muss, nicht mehr als
drei Meter lang und nicht schwerer als zwei Kilo.
## Beerbaum will zu den Vorwürfen Stellung nehmen
Der TV-Sender hatte dem Weltklasse-Springreiter vor einer Woche in einem
Beitrag bei „RTL Extra“ Tierquälerei vorgeworfen. Der 58-Jährige soll nach
RTL-Einschätzung die unerlaubte Trainingsmethode des Barrens bei seinen
Springpferden angewandt haben – was der Reiter bestreitet.
Beerbaum begrüßte am Dienstag die „erste Einordnung der FN“. In Lauterbac…
Aussage werde „deutlich, dass sich die deutsche FN sehr differenziert mit
den Originalaufnahmen auseinandersetzt und auf das nach meiner festen
Überzeugung zu sehende Touchieren eingeht“. Der Reiter kündigte an, er
werde „aktiv auf unseren Fachverband zugehen, um auch von unserer Seite die
Videoaufnahmen zu erläutern und zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Hierzu
ist es notwendig, dass wir die Originalaufnahmen sichten können und nicht
über redaktionell bearbeitete Szenen sprechen.“
In einer ersten Stellungnahme hatte sich Beerbaum vehement gegen die
Anschuldigungen gewehrt. „Der Beitrag von ‚RTL extra‘ ist in vielen Punkt…
nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend“, schrieb er am
vorigen Mittwoch und kündigte juristische Schritte an.
Vor einer Woche standen der FN nur wenige Sekunden verpixelter Szenen zur
Verfügung. Jetzt untersucht die Reiterliche Vereinigung nach eigenen
Angaben anhand der ausführlichen Bilder, ob ordnungswidrige Handlungen
vorliegen und wer die handelnden Personen sind. Für Ordnungsverfahren ist
die Disziplinarkommission der FN zuständig.
RTL hatte in der Sendung vom 11. Januar heimlich von einer Informantin
aufgenommene Videos gezeigt. Eine Journalistin hatte sich zudem zur
Recherche für einige Zeit als angebliche Praktikantin auf der Anlage
einstellen lassen. „Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben
mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren,
das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde“,
beteuerte Beerbaum und betonte, „dass diese erlaubte Trainingsmethode bei
uns nur sehr selten angewendet wird und nicht Bestandteil der täglichen
Arbeit ist“.
27 Jan 2022
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