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# taz.de -- Kinderimpfung in Berlin: Kinder dürfen auf Spritztour gehen
> Ab 15. Dezember will Berlin die 5- bis 11-jährigen Kinder impfen – auch
> ohne Empfehlung der Stiko. Der Verband der Kinderärzte kritisiert das.
Bild: Nur eine kleine Spritze…
Ab kommenden Mittwoch sollen in Berlin Kinder zwischen 5 und 11 geimpft
werden – in Impfzentren, bei Kinderärzt:innen, in Schulen. Am Wochenende
dann auch im Zoo oder Naturkundemuseum. So kündigte es
Noch-Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag an. „Das ist mal
wieder eine Katastrophe“, sagt Jakob Maske, Kinderarzt in Schöneberg und
Sprecher des Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Wir unterstützen
die Senatspläne einer Flächenimpfung nicht“, so Maske.
Bereits am vergangenen Montag, wenige Tage nach der Zulassung des
Impfstoffs für Kinder von 5 bis 11 Jahren durch die Europäische
Arzneimittelbehörde, hatte die [1][Gesundheitsministerkonferenz
beschlossen], „unverzüglich Angebote für Kinderimpfungen […] einzurichten,
um rechtzeitig nach Auslieferung des Kinderimpfstoffs mit den Impfungen der
Kinder beginnen zu können“. Dem kam Kalayci nun nach und konkretisierte die
Berliner Pläne.
Man rechne am 13. oder 14. Dezember mit der ersten Lieferung des
Kinderimpfstoffs von Biontech/Pfizer. Dabei handelt es sich um den gleichen
Impfstoff wie für die Erwachsenen und Jugendlichen, allerdings in
geringerer Dosierung. Am 15. Dezember soll es dann direkt in den
Impfzentren mit extra Impfkabinen für die Kinder und ihre Eltern losgehen,
Termine würden rechtzeitig vorher buchbar sein. In Tegel seien 15, auf der
Messe 10 und im just zu diesem Zeitpunkt neu eröffnenden Impfzentrum im ICC
noch einmal 10 zusätzliche Impfkabinen dafür vorgesehen.
Man prüfe derzeit außerdem, welche Grundschulen über geeignete Räume zur
mobilen Impfung verfügten. Auch dort sollen direkt die Impfungen starten.
Am Wochenende gebe es dann zusätzlich „kreative Impfangebote“ – im FEZ, …
Zoo oder im Naturkundemuseum. Auch Impfungen im Umfeld von
Sportveranstaltungen, etwa bei den Eisbären oder Hertha, könnten möglich
sein. Um aber allen Kindern ein rasches Impfangebot machen zu können, so
Kalayci, „ist es wichtig, dass wir auch große Unterstützung von den Kinder-
und Jugendärzten bekommen.“
## Verband der Kinderärzte will warten
Bei Jakob Maske vom Verband der Kinder- und Jugendärzte stößt sie da auf
taube Ohren. „Da macht die Politik wieder Medizin“, kritisiert Maske. Es
sei richtig, dass im Einzelfall jetzt schon Kinder geimpft werden – etwa
weil sie oder Familienmitglieder ein besonderes Krankheitsrisiko hätten.
„Dafür haben wir Kinderärzte auch schon Impfstoff vorbestellt.“ Aber eine
Flächenimpfung ohne allgemeine Empfehlung der Ständigen Impfkommission
lehnt der Mediziner ab.
Man habe bereits nach der Impfung der Jugendlichen gesehen, dass es zu
Nebenwirkungen kommen könne, die die Zulassungsstudien noch nicht zeigten,
so Maske. Bei den selten auftretenden Herzmuskelentzündungen hätte sich
zwar inzwischen herausgestellt, dass sie in der Regel harmlos verliefen –
„aber gerade bei den Kindern sollten wir doch auf Nummer sicher gehen.“
Weil die Krankheitslast nach einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus bei
den Kindern so gering sei, könne man auch noch einige Zeit abwarten, bis
die Daten die Sicherheit bestätigten, sagt Maske und argumentiert da
[2][auf einer Linie mit der Ständigen Impfkommission].
Viele Eltern wünschten aber die Impfung ihrer Kinder, entgegnet Kalayci auf
die Frage, warum sie nicht die allgemeine Empfehlung der Stiko abwarte.
Damit mag sie nicht unrecht haben. Die von impfwilligen Eltern gegründete
Initiative [3][U12Schutz] vermittelt seit ein paar Wochen Eltern, die nicht
warten wollen, an schon impfende Kinderärzt:innen. Weit über 30.000 Eltern
aus ganz Deutschland hätten sich dort schon gemeldet, hieß es Mitte
vergangener Woche von der Initiative. Berlin sei ein besonderer
Schwerpunkt.
Auch große Sorge und der ausdrückliche Wunsch der Eltern könne ein Grund
für eine Impfung noch vor der Stiko-Empfehlung sein, betont Kinderarzt
Maske. Das sei eine individuelle Entscheidung des impfenden Arztes und der
Eltern. Aber dass auch direkt in Schulen geimpft werde, habe er aus dem
Radio erfahren und nicht etwa aus dem Gespräch mit der
Gesundheitssenatorin. Die Flächenimpfung sei schlecht für „den gesamten
Impfgedanken“, so Maske. Die Senatorin solle sich lieber auf die viel
pandemieentscheidenderen 25 Prozent ungeimpfter Erwachsener konzentrieren.
Kalayci hatte sich vor der Verkündung ihrer Pläne auch mit dem Chef der
Stiko, Thomas Mertens, getroffen. Der habe ihr angekündigt, dass schon
Donnerstag eine Stiko-Empfehlung für die Kinderimpfung zu erwarten sei –
allerdings wohl nur für Kinder mit besonderen Risiken. Der Rest ist
Politik.
7 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.gmkonline.de/Beschluesse.html?uid=245&jahr=2021
[2] /Stiko-Vorsitzender-ueber-Kinderimpfung/!5817945
[3] https://u12schutz.de/
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfung
Ständige Impfkommission (Stiko)
Dilek Kalayci
Schwerpunkt Coronavirus
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