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# taz.de -- Opferberater über Corona-Angriffe: „Das sollte Angst machen“
> Coronaprotestler bedrohen Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping
> vor ihrem Wohnhaus. Kein Einzelfall, sagt Opferberater Robert Kusche.
Bild: Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD)
taz: Herr Kusche, am Freitag protestierten 30 mutmaßlich [1][rechtsextreme
Querdenker vor dem Haus von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping]
gegen die Coronamaßnahmen. Wie grenzüberschreitend finden Sie das?
Robert Kusche: Sehr grenzüberschreitend. Das hatte nichts mit sachlicher
Kritik an den Coronaregeln zu tun. Diese Aktion hatte nur ein Ziel: Sie
sollte Angst machen und der Ministerin das Gefühl vermitteln, dass sie
beobachtet wird und sie aufpassen muss, welche politischen Entscheidungen
sie trifft. Leider ist es nicht das erste Mal, dass in Sachsen
Politiker*innen im privaten Raum bedroht werden.
Sie meinen die Aktion vor dem Wohnhaus von Ministerpräsident Michael
Kretschmer (CDU) im Januar? Damals hatten auch rund 30 Coronaprotestler
sein Haus aufgesucht.
Genau.
Wieso konnte es erneut zu solchen Szenen kommen?
Die Querdenkerszene in Sachsen ist [2][sehr virulent und aktiv],
entsprechend mobilisiert sie. Die Bedrohungen gegenüber
Politiker*innen haben in den letzten Wochen massiv zugenommen – ein
Blick in einschlägige Chats genügt, um davon zu erfahren. Dort werden auch
Namen und Adressen gepostet. Eigentlich hätte die Polizei bei der aktuellen
Bedrohungslage entsprechende Schutzmaßnahmen veranlassen müssen. Gerade bei
Petra Köpping, die eine so exponierte Stellung hat, wäre Personen- oder
Objektschutz angebracht gewesen.
Als die Polizei bei ihr eintraf, flüchten die Protestierenden. Die Beamten
stoppte nach eigenen Angaben aber 15 Autos mit 25 Menschen und erstattete
Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und prüfen
Verstöße gegen die Corona-Notfall-Verordnung. Reicht das?
Dass die Querdenker gegen die Coronaverordnung verstoßen haben, ist ja
offensichtlich. Ebenso wichtig ist es, dass die Polizei prüft, inwieweit
der Bedrohungstatbestand erfüllt ist.
Seit Wochen rufen Querdenker in Sachsen zu „Spaziergängen“ auf. Da sind
teils Hunderte Menschen unterwegs, obwohl nur ortsfeste Versammlungen mit
zehn Teilnehmer*innen erlaubt sind. Warum tritt Sachsens
CDU-Innenminister Roland Wöller den Coronaleugner*innen und
Impfgegner*innen nicht entschiedener entgegen?
Das fragen wir uns vom RAA Sachsen auch. Die Untätigkeit von Herrn Wöller
ist unverständlich – und gefährlich. Denn sie führt dazu, dass jene
Menschen, die sich an die Coronaregeln halten und ihre Kontakte wieder mal
massiv einschränken, das Vertrauen in staatliches Handeln verlieren. Das
ist das größte Problem. Das Innenministerium unterschätzt leider, wie so
oft, wie gefährlich die rechtsextreme Szene in Sachsen ist. Viele
Querdenker sind sehr eindeutig diesem Spektrum zuzuordnen. Dass man gegen
diese Menschen nicht dezidierter vorgeht, ist mir ebenso unbegreiflich wie
die Tatsache, dass die Polizei bei Querdenker-Demos oft mit zu wenig
Einsatzkräften vor Ort ist.
Glauben Sie, dass sich die aggressive Haltung der Querdenker-Bewegung durch
eine mögliche Impfpflicht noch verschärfen wird?
Es kann schon sein, dass Einzelne dann zu noch radikaleren Mitteln greifen
werden. Jedoch werden sie sich auch dann radikalisieren, wenn man sie
einfach gewähren ließe, denn dadurch fühlten sie sich bestärkt und noch
mehr im Recht. Die Regierung sollte bei ihrer Entscheidung nicht die
Querdenker berücksichtigen. Sich von dieser Minderheit erpressen zu lassen,
wäre fatal.
6 Dec 2021
## LINKS
[1] http://xn--Expertin%20ber%20Alleinerziehende%20im%20Koalitionsvertrag-7ff
[2] /Fackelaufmarsch-in-Sachsen/!5817316
## AUTOREN
Rieke Wiemann
## TAGS
Sachsen
Coronaleugner
Schwerpunkt Coronavirus
Verschwörungsmythen und Corona
Angriff
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"Querdenken"-Bewegung
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Bundesministerium für Gesundheit
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