Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gescheiterter Neuanfang von RB Leipzig: Blutleere Vorstellungen
> RB Leipzig stand seit seiner Erstligazugehörigkeit noch nie so schlecht
> da. Auch nach der Entlassung von Coach Jesse Marsch hat der Klub noch
> viele Probleme.
Bild: Erklärungsversuche: Leipzigs Torhüter Peter Gulasci spricht mit Fans na…
Mehr RB-DNA wagen – das war der Plan im Sommer. Nach dem von Julian
Nagelsmann geprägten Ballbesitzfußball sollte dessen Nachfolger Jesse
Marsch wieder mehr auf Balljagd und Umschaltfußball setzen. Damit sollte
die Renaissance eines Spielstils eingeleitet werden, den Ralf Rangnick
einst gewissermaßen als RB-DNA etabliert hatte. Der „Wunschtrainer“
(Geschäftsführer Oliver Mintzlaff) ist seit Sonntag aber schon wieder
Geschichte, der Plan gescheitert. Man habe sich „einvernehmlich darauf
verständigt, die Zusammenarbeit zu beenden“, heißt es in der
Vereinsmitteilung, was aber lediglich eine nettere Formulierung für eine
Entlassung ist.
Der offenkundige Grund für die Trennung sind die fehlenden Ergebnisse.
Marsch hat es nicht geschafft, Konstanz in die Leistung der überaus
talentierten Mannschaft zu bekommen. Neben starken Leistungen (5:0 gegen
Brügge, 2:2 gegen Paris St. Germain, [1][6:0 gegen Hertha BSC]) gab es
immer wieder auch blutleere Vorstellungen wie das 0:1 gegen Mainz, das 0:2
gegen Hoffenheim und am Freitag das 1:2 gegen Union Berlin.
Im Schneetreiben an der Alten Försterei machten die Spieler nicht mehr den
Eindruck, unbedingt für ihren Trainer gewinnen zu wollen. „Bis zuletzt
hatte ich die Hoffnung, dass wir nach einem unruhigen Start in die Saison
und wechselhaften Auftritten als Gruppe zu mehr Geschlossenheit und
Stabilität finden und das sprichwörtliche Ruder herumreißen“, sagte Marsch.
„Leider haben wir das nicht geschafft.“
Am Sonntag erzählte Geschäftsführer Mintzlaff beim „Sport1-Doppelpass“,
dass auch der Trainer schon länger Zweifel hatte: „Jesse kam schon nach dem
siebten und dem zehnten Spiel auf uns zu und sagte: Ich weiß nicht, ob ich
der richtige Trainer für die Mannschaft bin. Ich weiß nicht, ob meine
Philosophie zur Mannschaft passt.“ Warum die Vereinsführung dennoch an ihm
festhielt? Unklar.
## Problematischer Umbruch im Sommer
Vielleicht lag es auch daran, dass die Lösung mit Marsch als
Nagelsmann-Nachfolger so charmant war: Zuvor hatte der US-Amerikaner schon
bei den RB-Filialen in New York und Salzburg gearbeitet, war zudem
Co-Trainer [2][unter Spiritus Rector Rangnick] gewesen. Jetzt braucht
Mintzlaff einen neuen Plan. Roger Schmidt, derzeit Trainer bei PSV
Eindhoven, soll laut verschiedenen Medien der heißeste Nachfolgekandidat
sein. Auch Schmidt stand schon in Salzburg an der Seitenlinie, war lange in
Leverkusen Trainer.
Die derzeitigen Probleme bei RB haben vor allem mit dem enormen Umbruch im
Sommer zu tun. Neben Nagelsmann gingen große Teile des „Staffs“, wie es in
Leipzig im besten Start-up-Vokabular heißt. Aus dem Betreuerstab wechselte
etwa Sportdirektor Markus Krösche zu Eintracht Frankfurt. Sein
Arbeitsbereich wurde auf den ehemaligen Springer-Journalisten Florian
Scholz und den Technischen Direktor Christopher Vivell aufgeteilt. Im Kader
fehlen nach dem späten Abgang von Marcel Sabitzer dessen Fähigkeiten, junge
Spieler mitzunehmen. André Silva wurde seinem Status als Topzugang bislang
nicht gerecht und durch das längere Fehlen von Dani Olmo mangelt es der
Offensive an Kreativität und Spielfreude.
RB steht in seiner sechsten Bundesligasaison so schlecht da wie noch nie.
Sieben bis 15 Punkte mehr hatten die Leipziger zu diesem Zeitpunkt in den
vorherigen Saisons mehr auf dem Konto. Das Saisonziel
„Champions-League-Qualifikation“ gerät in Gefahr, denn Platz vier ist schon
sieben Punkte entfernt.
Die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist mittlerweile eine wirtschaftliche
Notwendigkeit geworden, denn RB ist extrem schnell gewachsen: Über 400
Mitarbeiter beschäftigt der Club, zahlte in der Saison 2019/20 Gehälter von
rund 140 Millionen Euro. Ohne Champions League wird RB erstmals sparen
müssen. Daher ist das letzte Spiel der Gruppenphase gegen Manchester City
am Dienstagabend (18.45 Uhr) auch so wichtig: Mit einem Sieg könnte RB
zumindest in der Europa League weiterspielen. An der Seitenlinie wird Achim
Beierlorzer stehen. Er soll bis zur Winterpause weitermachen. Zum neuen
Jahr sollen dann der neue Trainer und der neue Sportdirektor vorgestellt
werden.
7 Dec 2021
## LINKS
[1] /Berliner-Bundesligist-in-der-Bredouille/!5803165
[2] /Neuer-Trainer-bei-RB-Leipzig/!5201567
## AUTOREN
Fabian Held
## TAGS
RB Leipzig
Trainer
Ralf Rangnick
Fußball
Kolumne Press-Schlag
SC Freiburg
RB Leipzig
Union Berlin
Fußball
Fußball-Bundesliga
Fußball-Bundesliga
## ARTIKEL ZUM THEMA
Interessenkonfilkte bei RB Leipzig: Von Ochsen und Bullen
Wenn der SC Freiburg gegen RB Leipzig am Samstag im DFB-Pokalfinale spielt,
dann müssen Fragen der Integrität geklärt werden.
SC Freiburg verbietet Logo-Nutzung: Stiller Protest gegen RB Leipzig
Der SC Freiburg untersagt im Vorfeld des DFB-Pokalfinales RB Leipzig die
Nutzung seines Vereinslogos für gemeinsame Fanartikel.
Halbfinale von DFB-Pokal: Kampf der Philosophien
RB Leipzig ist seit Wochen in bestechender Form, Union Berlin seit Monaten
überaus stabil. Im Halbfinale des DFB-Pokal kommt es nun zum Duell.
Union Berlin im Europapokal: Die Hoffnung ist verflogen
Das Berliner Männerfußballteam verpasst den Schritt in die K.o.-Runde.
Gegen Prag reichte es im Olympiastadion nur zu einem 1:1-Unentschieden.
Freiburger Stadioneröffnung: Den Standards entsprechend
Bei der Premiere im neuen Stadion trennen sich der SC Freiburg und RB
Leipzig in einem intensiven Spiel mit 1:1. Der SC bestätigt seine Tendenz.
RB Leipzig unter Druck: Die Gruppe wird unruhig
Jesse Marsch mag noch so viel Stallgeruch, äh, Brausearoma haben, wenn er
nicht bald Siege garantiert, endet seine Zeit als Trainer von RB Leipzig.
Berliner Bundesligist in der Bredouille: Der Abstieg ist hertha
Warum Hertha BSC bei RB Leipzig unter die Räder gekommen ist und was das
mit Vereinsmanager Fredi Bobic zu tun haben könnte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.