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# taz.de -- Film „Das Schwarze Quadrat“: Kunstraub mit Bowie und Elvis
> Lustiges Stehlen, Fälschen und Morden auf dem Kreuzfahrtschiff: Peter
> Meisters Komödie „Das Schwarze Quadrat“ ist hochkomisch und zugleich
> klug.
Bild: Originelle Imitation: Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschen…
Was passiert, wenn jemand als David-Bowie-Imitator auf eine Bühne geschoben
wird, der aber gar keine Ahnung hat, wer der „Thin White Duke“ überhaupt
war? Und wie kommt es dazu, dass [1][das Gemälde „Das Schwarze Quadrat“ von
Kasimir Malewitsch] ein wenig nach Urin stinkt? „Je größer die Fallhöhe,
desto besser die Pointe“ ist ein Merksatz des Komödienschreibens.
Peter Meister setzt mit den Pop-Legenden Bowie und Elvis sowie einer der
berühmtesten Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts sehr hoch an. Dass
sein Langfilmdebüt „Das Schwarze Quadrat“ dann vor allem auf einem
Kreuzfahrtschiff spielt und seine Filmfiguren kleine Gauner*innen,
Verlierer*innen und Gernegroße sind, bestätigt nur, wie gut er diesem
Grundprinzip des komischen Kinos hier gefolgt ist.
Nur die ersten paar Minuten des Films spielen an Land, genauer: in Hamburg.
Dort soll das gestohlene Gemälde auf ein Kreuzfahrtschiff geschmuggelt
werden. Dies gelingt den beiden Dieben Vincent und Nils zwar, denn der
Zollbeamte hält die monochrom bemalte Leinwand für eine Kinderkleckserei.
Aber da beide ohne Pässe und Tickets vor dem Check-in-Counter stehen,
überfallen sie schnell zwei andere Passagiere und gehen mit deren Papieren
aufs Schiff. Diese sind nun ausgerechnet als Bord-Entertainer angestellt.
Und so kommt es zu dem katastrophalen und deshalb sehr komischen
Pseudo-Bowie-Auftritt.
Denn die beiden sind alles andere als kompetente Profi-Schurken, und so
kann Peter Meister mit einem anderen Rezept des erfolgreichen
Komödienschreibens arbeiten, dem „Alles geht schief“. Schnell wissen gleich
vier Mitglieder des Bordpersonals von dem gestohlenen Bild, das dann auch
prompt noch einmal (und noch einmal) gestohlen wird, sodass Vincent, der
ein gescheiterter Künstler ist, gleich zwei Fälschungen vom „Schwarzen
Quadrat“ malt, während an Bord immer hektischer gelogen, gefesselt und
gemordet wird.
## Weniger Geld, mehr Lacher
Die drei Bilder werden so oft versteckt, geklaut, ausgetauscht und
verwechselt wie die roten Koffer in Peter Bogdanovichs „Is was, Doc?“ – u…
amerikanische Screwball-Komödien wie diese sind offensichtlich Peter
Meisters wichtigste Inspiration. Auch bei ihm sind alle Filmfiguren
skurrile Charaktere, die unbeholfen durch die Handlung stolpern und mit
ihrer naiven Gier eher liebenswert als wirklich böse sind. Dabei kommt es
dann vor allem auf möglichst absurde Situationen und komische Dialoge an.
Auf beiden Ebenen entpuppt sich Peter Meister, der auch das Drehbuch
schrieb, als ein talentierter Komödienregisseur.
Auch bei der Besetzung hat er einen guten Riecher: Bernhard Schütz als der
gescheiterte Künstler und Kunstdieb Vincent (!) und Jacob Matschenz als
sein junger und naiver Komplize Nils gelingt es, sich ständig zu Narren zu
machen – und dennoch keine Witzfiguren zu werden. Und Sandra Hüller gibt
als Killerin mit der Pistole in der Hand wie schon in „Toni Erdmann“ eine
vermeintlich hochprofessionelle Karrierefrau, der man/frau gern dabei
zuschaut, wie sie langsam die Fassung verliert.
Auch die Subtexte machen diesen Film interessant. Denn nebenbei erzählt
Meister hier klug vom Kunstmarkt, Original und Fälschung, Hoch- und
Populärkultur sowie dem Soziotop Kreuzfahrtschiff.
„Das Schwarze Quadrat“ ist im Vergleich zu seinen amerikanischen Vorbildern
oder etwa den Komödien von Til Schweiger eine Low-Budget-Produktion, aber
auch hier gilt eine Hollywood-Maxime: „Mehr Geld gleich weniger Lacher“.
Nur an einer Stelle merkt man, dass Peter Meister sich einen besseren Gag
nicht leisten konnte: Wenn Bernhard Schütz als Vincent versucht, einen Song
von David Bowie zu singen, dann ist dies keiner von dessen Hits, weil die
Rechte für Bowies Kompositionen zu teuer gewesen wären. Stattdessen
brummelt er das eher unbekannte „It Ain’t Easy“, eines der wenigen Lieder,
die David Bowie zwar (auf dem Ziggy-Stardust-Album) gesungen, aber nicht
geschrieben hat. Der Lacher wäre viel großer gewesen, wenn er sich etwa an
„Heroes“ vergangen hätte.
26 Nov 2021
## LINKS
[1] /Ausstellung-moderne-Kunst/!5173035
## AUTOREN
Wilfried Hippen
## TAGS
Film
Komödie
Kreuzfahrt
Hamburg
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