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# taz.de -- Entscheidung zu Nord Stream 2: Kleine Atempause
> Den Parteien der geplanten Ampelkoalition kommt die Verzögerung der
> Gastransporte durch Nord Stream 2 recht. Wenigstens an dieser Front ist
> Ruhe.
Bild: Logo von Nord Stream 2
Die [1][Entscheidung der Bundesnetzagentur zu Nord Stream 2] ist eine
Formalie, doch das bedeutet nicht, dass sie keine politische Tragweite hat.
Moskau wird die Verzögerung, die sich bis in den Frühsommer 2022 hinziehen
könnte, auf jeden Fall als Affront verstehen. Erst jüngst verlangte die
russische Seite, Nord Stream 2 müsse bis Anfang Januar im Betrieb sein.
Alles andere sei inakzeptabel. Diese Äußerung als Bedrohung zu deuten, ist
sicher nicht abwegig.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat ja recht mit ihrer Forderung, dass
Europa sich nicht erpressbar machen darf. Doch der Umgang mit Nord Stream 2
und Wladimir Putin ist bei den Ampelparteien eine höchst umstrittene Frage.
Die [2][Sozialdemokrat*innen] würden jeden Konfrontationskurs mit
Russland, der über das jetzige Sanktionsregime hinausgeht, gewissermaßen
als Verrat an ihrer Lichtgestalt Willy Brandt empfinden, dem Erfinder der
Entspannungspolitik.
Die Grünen dagegen sind strikt gegen Nord Stream 2 und sehen Putins
Russland als das, was es ist: eine Diktatur mit imperialistischem Gebaren.
Die Null-Toleranz-Politik der Grünen indes ist in ihrer Haltung
amerikafreundlicher als alles, was es bisher links der Mitte gegeben hat.
Die Grünen sind die neuen Amerikaversteher. FDP-Chef Christian [3][Lindner
postet auf Twitter] ständig, wie lange der Kreml-Kritiker Alexei Nawalny
schon in Haft ist (aktuell 304 Tage).
Aus diesem Blickwinkel lehnen die Liberalen derzeitig eine Inbetriebnahme
der Gaspipeline ab. Gleichzeitig aber sorgen die sprunghaft ansteigenden
Gaspreise dafür, dass es Europa sehr teuer zu stehen kommen könnte, wenn
man jetzt gegenüber Putin eine dicke Lippe riskiert. Der Winter hat noch
nicht einmal angefangen. In dieser Gemengelage eine gemeinsame Linie zu
finden, ist für die Ampelparteien ein schwieriges Unterfangen. Es braucht
Zeit.
Die Verzögerung durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur ist deshalb
ein Glücksfall für die Ampel. Die vor sich hinstolpernden Rot-Gelb-Grünen
haben schon genug ungelöste Krisen auf dem Tisch. Eines lässt sich auf
jeden Fall schon sagen: Diesem Anfang wohnt kein Zauber inne.
16 Nov 2021
## LINKS
[1] /Keine-Freigabe-der-Netzagentur/!5815485
[2] /Russlandpolitik-der-SPD/!5505902
[3] https://twitter.com/hashtag/FreeNavalny?src=hashtag_click
## AUTOREN
Silke Mertins
## TAGS
Nordstream
Gazprom
Russland
US-Demokraten
Schwerpunkt Klimawandel
Nord Stream 2
North-Stream-Pipeline
Gazprom
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