# taz.de -- Kontrollverlust beim 1. FC Union Berlin: Ein Fehler zu viel | |
> Der 1. FC Union unterliegt Feyenoord Rotterdam und untergräbt seine | |
> Qualitäten. Gegen Köln soll wieder alles gut sein. | |
Bild: Hadern mit sich selbst: Torhüter Andreas Luthe und Paul Jaekel bei der V… | |
Die Voraussetzungen waren an diesem Abend bestens für den 1. FC Union | |
Berlin, um auch international das eigene Profil zu schärfen und einen | |
wegweisenden Impuls für die Saison zu setzen. [1][Hartleibig hat sich der | |
1. FC Union] über Jahre zu einem unausstehlich widerständigen Team | |
entwickelt. An diesem Donnerstag galt es, gleich mehreren Widrigkeiten zu | |
trotzen. | |
Über unzählige Stunden wurde der Rasen des Berliner Olympiastadions durch | |
beständigen Regen getränkt. Dazu lief mit Feyenoord Rotterdam eine Elf auf | |
den Platz, die bereits im Hinspiel Union beherrschte, in der heimischen | |
Liga nur knapp hinter Ajax Amsterdam steht und das fehlende Flair der | |
drittklassigen Europa Conference League vergessen lässt. | |
Die Berliner Nachrichten-Onlineportale verfolgten an diesem Donnerstag | |
alarmistisch die Laufwege [2][der berüchtigten Gästefans] von Feyenoord | |
Rotterdam in der Stadt, um neben der Regenwahrscheinlichkeit auch die der | |
Ausschreitungen taxieren und den aktuellen Ereignissen anpassen zu können. | |
Letztlich jedoch musste man mit dem Geschehen auf dem Rasen vorlieb nehmen. | |
Und der 1. FC Union erwies sich in dem besonderen Ambiente als sein größter | |
Gegner, wie Verteidiger Robin Knoche danach bilanzierte. Den Ausschlag habe | |
gegeben, „dass wir uns selbst geschlagen haben“. Am augenfälligsten schien | |
dies die Szene beim Stand von 1:1 in der 72. Minute zu untermalen. Torhüter | |
Andreas Luthe wurde durch ein ungenaues Zuspiel in Bedrängnis gebracht und | |
bei dem Versuch, sich spielerisch zu befreien, zum Opfer des | |
Rasenrutschparadieses im Olympiastadion. Cyriel Dessers erzielte den | |
entscheidenden Treffer zum 2:1-Erfolg. | |
## „Fußball ist ein Fehlerspiel.“ | |
Auf diesem Patzer wollte jedoch weder Knoche noch Trainer Urs Fischer | |
herumreiten. Letzterer sagte, dies sei ein Fehler zu viel gewesen, der die | |
Richtung des Spiels gedreht habe. Der Schweizer, der sich gern aus dem | |
Floskelwortschatz seines Sports bedient, betonte allerdings: „Fußball ist | |
ein Fehlerspiel.“ Derlei Situationen kämen vor. Der Schweizer warb für | |
einen weiteren Blick. Ein Tor nicht zu erzielen, könne man auch als Fehler | |
betrachten. Fischer spielte auf die 6. Minute an, als Sheraldo Becker | |
freistehend am Torhüter scheiterte. | |
Nach diesem ersten Hoffnungsschimmer verlor Union die Kontrolle über die | |
Partie und musste einem Rückstand (11. Minute, Luis Sinisterra) | |
hinterherlaufen. Doch nach etwa einer halben Stunde fand Union zu sich | |
selbst. Die Widerständigkeit war zu sehen, die dem Verein nach dem Aufstieg | |
in der ersten Liga den Klassenerhalt bescherte und in der Folgesaison statt | |
der vorausgesagten Schwierigkeiten gar die Qualifikation für das | |
internationale Geschäft. Auch vor dieser Saison vermuteten nicht wenige | |
angesichts der Mehrbelastung und des Umbruchs mit 16 Neuzugängen, dass sich | |
diese Kratzbürstigkeit nicht konservieren lässt. | |
Aber selbst innerhalb eines Spiels, wie zuletzt gegen den FC Bayern | |
München, als Union nach einer guten halben Stunde 0:3 zurücklag und ein ans | |
Selbstwertgefühl gehendes Debakel drohte, hielt das Team achtbar (2:5) | |
dagegen. Noch respektabler ist der derzeitige sechste Platz in der Liga. | |
Erst recht ließ sich die Mannschaft nicht von dem Rückstand gegen Feyenoord | |
beeindrucken. Mit einem schönen Distanzschuss von Christopher Trimmel | |
gelang der Ausgleich (42.) und die ackernden Union-Profis trugen maßgeblich | |
dazu bei, dass das nasse Grün an immer mehr Stellen erdbraun wurde. | |
Wegen der geringen Effizienz vor dem Rotterdamer Tor sprach Urs Fischer von | |
einer „unnötigen Niederlage“. Wie Fehler könnte man auch das als Teil des | |
Fußballspiels betrachten. Weniger gefallen hatte Fischer gewiss die | |
„Unbeherrschtheiten“ seiner Spieler. Die gelb-rote Karte für Trimmel wegen | |
Ballwegschlagens und die rote Karte für Cedric Teuchert legten in der | |
Schlussphase die Widerstandskraft von Union lahm. Ein Grund zur Sorge sei | |
die Niederlage für die Partie am Sonntag beim 1. FC Köln nicht, befand | |
Knoche. Er sagte, man habe bislang immer eine Reaktion gezeigt. Wenn der 1. | |
FC Union die letzten beiden Spiele der Conference League gewinnt, ist man | |
sogar noch international dabei. | |
5 Nov 2021 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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