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# taz.de -- Kurz, Trump und Co.: Der tänzelnde rechte Populismus
> Es gibt wohlmeinenden und es gibt übelmeinenden Populismus. Die Clowns
> des übelmeinenden erinnern an einschlägige Cartoonfiguren.
Bild: Diabolisch, diabolisch: Österreichs Ex-Kanzler Kurz mit comichaften Züg…
Zu den drolligsten Vorwürfen, die im demokratischen Spiel erhoben werden,
gehört der des Populismus. Als Populist oder Populistin gilt, wer sich
volksnah gibt und versucht, durch eine Dramatisierung der Lage die Gunst
der Massen zu gewinnen. Nun ist „Volksnähe“, was immer das sein mag, in
einer Demokratie durchaus gern gesehen. Und Wahlen entscheidet für sich,
wer die Gunst der Massen gewinnt. Wo ist also das Problem?
[1][Linker Populismus] scheitert ohne Sang und Klang. Nur rechter
Populismus scheitert grandios. Diese These belegt sich täglich ganz von
selbst. Eine versuchsweise Unterscheidung wäre zu treffen zwischen
wohlmeinendem und übelmeinendem Populismus. Wohlmeinender Populismus, wie
wir ihn umständehalber einer allgemeinen Linken unterstellen wollen, zielt
auf das Hohe im Menschen.
Er scheitert in der Regel an sich selbst. Wahlweise auch an den Klippen
dessen, was die anglophone Welt in schöner Sachlichkeit the powers that be
nennt: Kräfte, die sind (Sicherheitshinweis: Stalin, Mao oder Mielke ging
es tendenziell eher um die Knechtung als die Gunst der Massen; sie waren
Kräfte).
Übelmeinender Populismus, wie wir ihn bei einer radikalen Rechten
beobachten, zielt auf das Niedrige im Menschen. Dessen gereizte
Grundspannung wird nicht auf das wirklich Dramatische gelenkt. Sie wird
umgelenkt nach unten. Die von rechts erzeugte Wut richtet sich nicht auf
die powers that be. Sondern, oft unter Berufung auf nationale oder
ethnische Überlegenheit, auf ein schwächeres Außen und Anders. Das Fremde.
Ein solcher Populismus muss seine inhaltliche wie moralische Armseligkeit
notwendigerweise mit dem Großen und Grandiosen bemänteln. Das tänzelt immer
schon am Abgrund zur Lächerlichkeit. Und wenn er scheitert, schöpft dieser
Populismus seine Fallhöhe aus. Ein gewesener US-Präsident stellt fest, dass
sich die Welt nicht per Twitter steuern lässt.
Ein kindlicher Kanzler bekommt Flecken im Gesicht, wenn man ihm [2][seine
Ösi-Machenschaften] vorhält. Ein tschechischer Milliardär stellt fest, dass
Reichtum ihm keine Macht sichert. Und ein sich wiederholender Churchill –
das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce – palavert noch von
einem „globalen“ statt einem „großen“ Britannien, wenn an der Tanke Be…
und im Supermarkt Käse ausgeht.
All diese Clowns erinnern an den Koyoten in den Road-Runner-Cartoons. Alle
rennen sie noch eine Weile in der Luft – weil sie in ihrem Eifer nicht
wahrhaben wollen, dass auch für sie die Schwerkraft gilt. Ihr Scheitern
empfinden wir daher als das, was die anglophone Welt hilarious, zum
Schreien komisch, nennt.
16 Oct 2021
## LINKS
[1] /Chantal-Mouffe-ueber-Demokratie/!5538435
[2] /Ruecktritt-von-Kanzler-Kurz/!5804258
## AUTOREN
Arno Frank
## TAGS
Rechter Populismus
GNS
Grandios gescheitert
Sebastian Kurz
Schwerpunkt Rassismus
Kolumne Die Wahrheit
Kolumne Die Wahrheit
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