Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Entspannung im U-Boot-Streit: Washington und Paris nähern sich an
> Im Streit um den geplatzten U-Boot-Deal vereinbaren US-Präsident Biden
> und sein französischer Amtskollege Macron ein Treffen im Oktober.
Bild: Ein Bild aus besseren Tagen: Emmanuel Macron und Joe Biden am Rande des G…
Washington dpa | Entspannungssignale zwischen Washington und Paris: Nach
dem schweren Zerwürfnis [1][im U-Boot-Streit] wollen US-Präsident Joe Biden
und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Oktober zu einem persönlichen
Treffen zusammenkommen. Bei einem Telefonat am Mittwoch hätten beide
vereinbart, sich Ende Oktober in Europa zu treffen, hieß es in einer
gemeinsamen Erklärung, die beide Regierungen im Anschluss veröffentlichten.
Macron habe auch entschieden, dass der französische Botschafter kommende
Woche nach Washington zurückkehren solle.
Die USA hatten vor einigen Tagen ohne Absprache mit den Verbündeten einen
neuen Sicherheitspakt mit Australien und Großbritannien im Indopazifik
verkündet und damit eine tiefe diplomatische Krise mit Frankreich
ausgelöst. Der Pakt ließ [2][ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft
Australiens] mit Frankreichs platzen, was in Paris zu wütenden Reaktionen
führte.
Macron hatte unter anderem die Botschafter aus den USA und Australien
vorübergehend abziehen lassen – eine äußerst ungewöhnliche Maßnahme unter
Verbündeten. Zum zurückgerufenen französischen Botschafter in Canberra sei
noch keine Entscheidung gefallen, hieß es am Mittwoch von französischer
Seite.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hatte sich in dem Streit mit
ungewöhnlich scharfen Worten über den Vorstoß der Partner beschwert. Er
nannte die Entscheidung unter anderem „brutal“ und verglich Bidens Vorgehen
mit jenem von Ex-US-Präsident Donald Trump.
## Sperrige Wortwahl
Biden hatte Macron schließlich um ein Telefonat gebeten, um die Differenzen
zu klären. Frankreichs Präsident wiederum ließ kurz zuvor ausrichten, was
genau er von dem Gespräch erwarte: Élysée-Kreise listeten unter anderem
auf, Macron wolle von amerikanischer Seite das Eingeständnis, dass eine
erforderliche Unterrichtung Frankreichs über die neue Sicherheitsallianz im
Indopazifik versäumt worden sei. Nötig sei auch ein zeitlich abgesteckter
Prozess, bei dem auf hoher Ebene die Bedingungen für eine Rückkehr zum
Vertrauen auf Grundlage konkreter Taten und nicht bloß Worte bestimmt
würden.
Die gemeinsame Stellungnahme orientierte sich sehr an diesen von Macron
formulierten „Erwartungen“ und der teils sperrigen Wortwahl aus dem
Élysée-Palast. Es hieß darin unter anderem, die Präsidenten seien sich
einig gewesen, dass die Situation „von offenen Konsultationen zwischen den
Verbündeten“ zu Fragen von strategischem Interesse für Frankreich und die
europäischen Partner „profitiert“ hätte.
Die Präsidenten hätten vereinbart, einen Prozess intensiver Beratungen zu
starten, um die Bedingungen zu schaffen, Vertrauen zu gewährleisten und
konkrete Schritte mit Blick auf gemeinsame Ziele vorzuschlagen. Ziel des
Treffens sei es, „ein gemeinsames Verständnis zu erreichen und die Dynamik
in diesem Prozess aufrechtzuerhalten“.
In Rom steht Ende Oktober der G20-Gipfel, also die Zusammenkunft der 20
wichtigsten Industrienationen, an, zu denen auch die USA und Frankreich
gehören. Biden reist dafür ohnehin nach Europa. Ob das Treffen mit Macron
am Rande des Gipfels stattfinden soll oder getrennt davon, war zunächst
unklar.
## Die Hand gereicht
Biden habe auch die strategische Bedeutung des französischen und
europäischen Engagements im Indopazifik nochmals bestätigt und sich zu
einer stärkeren Unterstützung der Anti-Terrorbemühungen der Europäer in der
Sahel-Zone bekannt, hieß es weiter. Derlei Klarstellungen und Zusagen hatte
Macron ebenfalls vorab verlangt.
Am Mittwoch trafen am Rande der UN-Generalversammlung erstmals seit den
Verwerfungen auch wieder Regierungsvertreter beider Länder aufeinander.
US-Außenminister Antony Blinken und sein Amtskollege Le Drian begegneten
sich bei einer Libyen-Konferenz auf Einladung von Bundesaußenminister Heiko
Maas in der deutschen UN-Vertretung in New York und reichten sich die Hand.
Le Drian hatte zuvor ein eigentlich ebenfalls für Mittwoch geplantes
Vierer-Treffen mit Blinken, Maas und der neuen britischen Außenministerin
Liz Truss platzen lassen.
Maas hatte das Zustandekommen des Indopazifik-Pakts am Dienstag als
„irritierend“ und „ernüchternd“ kritisiert. Er hofft nun auf Entspannu…
dem Streit. „Wichtig ist, dass die Irritationen aus der Welt geschafft
werden“, sagte Maas in New York. Es gebe zu viele Themen, bei denen Europa
und die USA auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen seien. Es sei zwar der
Eindruck entstanden, dass man im Indopazifik unterschiedliche Strategien
verfolge. „Ich glaube aber, in der Substanz ist das gar nicht so. Darüber
muss man jetzt sprechen, um weitere Missverständnisse in der Öffentlichkeit
zu vermeiden.“
23 Sep 2021
## LINKS
[1] /Neues-Pazifik-Buendnis/!5802238
[2] /Kritik-an-Australiens-Aussenpolitik/!5797767
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
USA
U-Boot
Australien
Schwerpunkt Frankreich
USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kritik an Australiens Außenpolitik: Eins zu null für China
Die Entscheidung in Canberra für U-Boote aus den USA und gegen ein
Lieferabkommen mit Paris belastet die Nato. Der lachende Dritte sitzt in
Peking.
U-Boot-Deal-Streit mit USA und Australien: Frankreich ruft Botschafter zurück
Außenminister Jean-Yves Le Drian unternimmt einen historisch einmaligen
Schritt. Die US-Regierung äußert ihr Bedauern und hofft auf klärende
Gespräche.
Neues Pazifik-Bündnis: Dolchstoß in Frankreichs Rücken
Paris ist empört über Australiens Absicht, mit Washington Atom-U-Boote zu
bauen. Dem französischen Staat entgehen dadurch Milliarden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.