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# taz.de -- Die Wahrheit: Überführt durch einen Käse
> Wer was wissen will über die Welt, der muss Zeitung lesen. Wer dazu was
> Witziges lesen will, der muss Lokalzeitungen lesen.
Man muss die Lokalpresse lesen, denn sie enthält oft relevante
verkehrstechnische Hinweise. Manchmal geraten sie aber etwas vage – wie die
Ankündigung einer Brückensperrung auf der Straße nach Newbury in Berkshire:
„Donnerstag oder Oktober.“ Am Donnerstag war die Brücke noch offen. Also
kann man sich im Oktober darauf gefasst machen.
Wer sich für Tiere interessiert, kommt bei Lokalzeitungen ebenfalls nicht
zu kurz. „Hund fraß Riesenschlüpfer“, rief das Northern Echo von der
Titelseite. Mops Oscar hatte das Bekleidungsstück einer Hebamme
verschlungen, sodass ihm der Tierarzt den Bauch aufschlitzen und die
Unterhose entfernen musste. Der Mops überlebte den Eingriff, eine Kuh
hingegen kam durch eine Baptisten-Rakete ums Leben.
Die Broughty Ferry Baptist Church im schottischen Dundee hatte laut The
Courier ein Feuerwerk für die Gemeinde gezündet, doch eine Rakete
erschreckte eine Kuh dermaßen, dass sie einen Herzinfarkt bekam. Die bisher
als eher friedlich eingeschätzte Religionsgemeinschaft greift in diesen
unsicheren Zeiten offenbar zu Tieropfern.
Manchmal machen Lokalzeitungen aber auch Fehler. The Argus hatte in einem
Interview mit dem Organisator des Brighton Science Festival, Richard
Robinson, behauptet, er habe vor einem furchtbaren Krieg zwischen
Menschheit und Ziegen gewarnt: Jedes Jahr würden zwei Millionen Menschen
von Ziegen getötet. Das Blatt musste einräumen, dass es sich nicht um
Robinsons Antworten, sondern um Fragen eines törichten Lesers gehandelt
habe.
## Lancashire oder Lincolnshire
Interessanter sind aber die Berichte über kriminelle Aktivitäten – vor
allem für Gauner, denn sie können aus den Fehlern ihrer Kollegen lernen.
Der 33-jährige Stephen Murphy zum Beispiel dürfte als dümmster Gauner in
die Geschichte eingehen. Die Polizei in Lancashire suchte ihn wegen
Sachbeschädigung und veröffentlichte ein unvorteilhaftes Bild von ihm im
Lincolnshire Reporter. Murphy war so erbost, dass er dem Lokalblatt ein
Foto schickte, auf dem er als Dressman zu sehen war. „So habt ihr
wenigstens eine Chance, mich zu schnappen“, schrieb er im Begleitbrief –
und behielt recht.
Einem Drogendealer hingegen ist seine Vorliebe für Stilton zum Verhängnis
geworden. Der 39-jährige Carl Stewart aus Liverpool postete ein Foto des
englischen Blauschimmelkäses auf der Webseite EncroChat, die vor allem von
Gangstern benutzt wird. Über diesen Messenger Service, den weltweit rund
60.000 Menschen nutzen, werden Waffen und Drogen vertickt.
Stewart machte den Fehler, den Stilton in der Hand zu halten, als er das
Foto schoss. Der Polizei gelang es, Stewarts Fingerabdrücke zu analysieren
und ihn als „Toffeforce“ zu identifizieren. Unter diesem Pseudonym hatte
der Fan des FC Everton, deren Spitzname „The Toffees“ ist, Kokain und
Heroin verkauft. Stewart wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.
20 Sep 2021
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Lokalzeitung
Drogen
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