# taz.de -- Weltweit populäre Video-App: China steigt bei Tiktok-Konzern ein | |
> Peking wird praktisch bald ein Vetorecht bei der beliebten Video-App | |
> haben. Das dürfte die Debatte über das Netzwerk in den Vereinigten | |
> Staaten befeuern. | |
Bild: Blumig: chinesische Touristin erstellt ein TikTok-Video | |
Peking taz | Laut dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump war die | |
beliebte Video-App [1][Tiktok] nicht nur eine Onlineplattform für die sich | |
selbst darstellende Jugend, sondern auch eine potenzielle Bedrohung für die | |
Sicherheit der USA. Sein Nachfolger Joe Biden hingegen ließ das geplante | |
Verbot der App stoppen: Das Mutterunternehmen Bytedance argumentierte, dass | |
die chinesische Regierung keinen Einfluss auf seinen internationalen | |
Betrieb ausübt. | |
Doch nur wenige Monate später flammt die Debatte erneut auf, wobei das | |
chinesische Unicorn nun in Erklärungsnot geraten ist. Denn wie die | |
Internetseite „The Information“ berichtete, ist der chinesische Staat | |
direkt in den Konzern Bytedance eingestiegen. Er besitzt seit Ende April | |
eine Beteiligung von einem Prozent an der Firma Beijing Bytedance | |
Technology. | |
Die Regierung in Peking kann nun zu den bereits bestehenden | |
Vorstandsmitgliedern ein drittes ernennen – und hat damit wahrscheinlich | |
ein Vetorecht bei unternehmerischen Entscheidungen. Dieser Schluss liegt | |
nahe, wenn man sich Mitteilungen von Weibo, Betreiberfirma des populärsten | |
Mikroblogs in China, an die US-Börsenaufsicht anschaut. Bei Weibo ist die | |
Regierung ebenfalls via Staatsunternehmen bereits vor einem Jahr | |
eingestiegen. Damit geht der Firma zufolge auch das Recht einher, einen | |
Direktor in den dreiköpfigen Vorstand zu berufen sowie Vetorechte in | |
bestimmten inhaltlichen und finanziellen Fragen auszuüben. | |
Die Firmen könnten es sich nicht leisten, gegen den Willen der Regierung zu | |
handeln, sagt Victor Shih, Professor an der University of California mit | |
Fokus auf Chinas Finanzpolitik in dem Bericht von „The Information“. Die | |
mit Abstand wichtigste Stimme habe der von der Regierung ernannte Vorstand. | |
Zudem, so lautet die Befürchtung, könnte die Regierung versuchen, | |
Diskussionen bereits von Anfang an zu beeinflussen: dann nämlich, wenn sie | |
erst intern debattiert werden. | |
## Sitz auf den Cayman Islands | |
Bytedance ist eines der wertvollsten Tech-Unternehmen Chinas. Das Pekinger | |
Start-up hat unter anderem Tiktok herausgebracht. Die Video-App gehört | |
formell einer Briefkastenfirma auf den Cayman Islands. Von Tiktoks | |
Kommunikationsabteilung heißt es, Bytedance Beijing habe „keine | |
Eigentumsrechte, Sichtbarkeit oder Einfluss auf die Geschäfte von Tiktok“. | |
Der chinesische Staat mischt also nicht direkt bei Tiktok mit, verfügt aber | |
über seine Beteiligung über Druckmöglichkeiten. | |
Die chinesische Version von Tiktok nennt sich auf dem heimischen Markt | |
Douyin, sie ist an die chinesischen Konsumentenwünsche und die inhaltlichen | |
Zensurbestimmungen angepasst. Mehr als 600 Millionen User nutzen Douyin | |
jeden Tag. Zudem betreibt Bytedance die populäre News-App Toutiao, auf der | |
sich ebenfalls mehrere hundert Millionen Chinesen täglich informieren. | |
18 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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