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# taz.de -- Start des Draußenstadt-Projekts: Draußen nur im Osten
> Ab August darf auf dreizehn Flächen Kultur draußen stattfinden. Doch das
> ist nur ein Teil des unübersichtlichen Draußenstadt-Projekts. Ein
> Überblick.
Bild: Schon vor einem Jahr diskutierte man im Spreepark über die Zukunft Berli…
Berlin taz | In der Draußenstadt tut sich endlich was: Bei der
Outdoor-Kultur-Initiative des Senats ist seit dieser Woche klar, welche
Veranstaltungen Geld aus dem 1 Million Euro großen „call to
action“-Fördertopf bekommen. 550 Projekte hatten sich beworben, 69 werden
insgesamt gefördert. Im Schnitt kriegt jeder nun rund 14.000 Euro, verteilt
von der Senatsverwaltung für Kultur und deren Stiftung für kulturelle
Weiterbildung. Eine 11-köpfige Jury hatte über die Anträge entschieden.
Noch wird nicht viel über das Programm verraten, lediglich eine Liste mit
Namen und Veranstalter*innen findet sich online. Es zeichnet sich aber
ab: Da werden längst nicht nur Open-Air-Partys gefördert, wie es vorher
fälschlicherweise oft hieß. Auf dem Programm stehen Theater, Kunst, Musik,
Literatur – also fast alle Sparten von Kultur.
Vier dieser 69 Veranstaltungen finden am Brommybalkon an den Überresten der
Brommybrücke an der Spree auf Kreuzberger Seite statt. Dort steigen auch
einzelne Partys. Denn der Brommybalkon ist Teil der 13 Flächen (siehe
Karte), die die Clubcommission für das Projekt aufgetrieben hat.
Das Kollektiv „Räuberherz“ verwaltet den Brommybalkon. Sie bauen etwa die
Infrastruktur vor Ort auf, werden dafür bezahlt und können dort eigene
Partys organisieren. Weil der Brommybalkon als Straße gilt, braucht es
allerdings für jedes Event eine Genehmigung. „Kompliziert“ sei das, sagt
Max Birkenhagen vom Kollektiv. Den Behörden will er keine Schuld
zuschieben: „Die Politik schlägt schnell große Töne an und am Ende werden
die Behörden nicht mitgenommen.“ Trotzdem lobt er: „Das ganze Projekt ist
schon einmalig.“
## Kommunikatives Durcheinander
Doch was findet sich eigentlich alles zusammen unter dem Label
Draußenstadt? Zunächst einmal ist die Draußenstadt ein kommunikatives
Durcheinander: drei Säulen der Finanzierung, zwei Jahre Laufzeit, ein
Onlinekalender, drei Webseiten, sieben Millionen Euro, dreizehn eigens
hergerichtete Flächen und unzählige Veranstaltungen – auch an weiteren
Orten.
Also nochmal nacheinander: Aufgrund von Corona hatte der Senat schon im
vergangenen Jahr beschlossen, sieben Millionen Euro für die Draußenstadt
bereitzustellen. Die Senatsverwaltung für Kultur beauftragte die
Clubcommission – wegen ihrer Erfahrung in der Open-Air-Szene – geeignete
Flächen für Outdoor-Veranstaltungen ausfindig zu machen und brachte
Antragsverfahren für die Fördertöpfe auf den Weg. Ein erster Aufruf zu
Projektanträgen kam im September, dann wurde es Winter. Pause. Die
Ausschreibung wurde gestoppt. Diesen Sommer also der zweite Anlauf.
Finanziell gliedert sich Draußenstadt in drei Teile: Auf Bezirksebene darf
jeder Bezirk 100.000 Euro verteilen. Dann ist da noch der „Projektfonds
Urbane Praxis“: Der fördert Kunstprojekte, die sich mit dem öffentlichen
Raum auseinandersetzen – und die es teils schon gibt.
## Gelbe, rote und blaue Websites
Im Mai wurde bekanntgegeben, wer die Förderung bekommt, ab Juni fanden
erste Aktionen statt, an Orten wie dem Haus der Statistik am
Alexanderplatz oder der Floating University an der Hasenheide. Nur, wann
genau was passiert, das ist nicht so leicht herauszufinden. Unter dem
Reiter „Termine“ findet sich auf der offiziellen (gelben) Website nur eine
Liste der geförderten Projekte.
Der Draußenstadt-Kalender hilft auch nicht weiter: Der ist ein
unübersichtlicher Wust auf einer (roten) Website, in den jede*r
Veranstaltungen eintragen kann. Hauptsache draußen. Da sind dann auch
Lehm-Workshops für Kinder zu finden.
Nun geht es also mit den extra senatsgeförderten Projekten los. Das ist die
Draußenstadt mit der dritten (blauen) Website. Veranstaltungen sollen nun
von August bis Dezember laufen, alle kostenlos. Weil über die Förderung
allerdings erst jetzt – kurz vor dem lang angekündigten Start – entschieden
wurde, haben nicht alle Veranstalter*innen schon konkrete Termine
geplant.
Und nicht alle bespielen die extra erschlossenen Draußenstadt-Flächen (die
übrigens alle im geografischen Osten der Stadt liegen). Die seien „nur ein
Angebot auf die schwierige Lage, Genehmigungen zu bekommen“, sagt Yann
Kersaint von der Stiftung für kulturelle Weiterbildung. Manche
Künstler*innen würden sich auch selbst um Flächen kümmern. Die
Clubcommission als Partner ist allerdings zufrieden: „Das ist die richtige
Strategie. Das was draußen passiert, ist richtig gut“, sagt Sprecher Lutz
Leichsenring.
In der Außenwirkung ist das Projekt trotzdem diffus: Unter dem
Draußenstadt-Schirm findet so vieles Platz, dass letztlich nichts
hervorsticht. Jeder Draußenstadt-Teil fährt einen anderen Zeitplan, sodass
die Initiative wie eine riesige Schnecke wirkt, die nicht so recht in Gang
kommt. Aber immerhin, fast ist August – es geht offiziell los!
30 Jul 2021
## AUTOREN
Cristina Plett
## TAGS
Clubkultur
Berlin Kultur
Open Air
Kulturszene
Fête de la musique
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Rave
Clubs
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