| # taz.de -- Streit über Edeka-Baupläne in Bückeburg: Raunen im Ratssaal | |
| > Die Edeka-Tochterfirma „Bauerngut“ will ein Logistikzentrum im | |
| > Landschaftsschutzgebiet bauen. Den Streit darüber sollte eine Aussprache | |
| > beilegen. | |
| Bild: Die Wurst immer im Blick: Aussprache im Ratssaal von Bückeburg | |
| Bückeburg taz | Der Bückeburger Ratssaal war am Mittwochabend gut gefüllt. | |
| Rund 200 Menschen waren gekommen, einige mussten aufgrund der | |
| Corona-Schutzbedingungen vor der Tür warten. Die Bürger*innen wollten | |
| sich an diesem Abend über die Pläne des Fleischproduzenten „Bauerngut“ | |
| informieren, der am Stadtrand von Bückeburg ein neues Logistikzentrum in | |
| einem Landschaftsschutzgebiet errichten möchte ([1][taz berichtete]). | |
| Vertreter*innen der Stadt, des Landkreises und der Firma Bauerngut | |
| klärten an diesem Abend über das Bauvorhaben auf und mussten sich den | |
| kritischen Fragen der Bürger*innen stellen. | |
| In seinem Vortrag erklärte der Geschäftsführer der Firma Bauerngut, Klaus | |
| Jeinsen, die Kapazitätsgrenzen am derzeitigen Standort, einige Hundert | |
| Meter entfernt von dem geplanten Neubau, seien erreicht. Das | |
| Logistikzentrum müsse allerdings zwingend in der Nähe des | |
| Produktionsstandorts errichtet werden. Zusätzlich zu den bereits | |
| bestehenden 800 Arbeitsplätzen würden 80 neue geschaffen. | |
| Sollte das neue Logistikzentrum nicht auf der Fläche gebaut werden können, | |
| hatte Bauerngut zuvor damit gedroht, sein gesamtes Werk an einen anderen | |
| Standort zu verlegen. Für die Stadt Bückeburg würde das den Verlust eines | |
| ihrer größten Unternehmen bedeuten. „Sollte Bauerngut weggehen müssen, wä… | |
| das für unsere Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht“, sagte Jeannette Korzak, | |
| eine Mitarbeiterin der Firma Bauerngut, die ebenfalls auf dem Podium saß. | |
| Für die Umwandlung des Landschaftsschutzgebietes in Bauland hatte die Stadt | |
| Bückeburg [2][im April einen Antrag beim Kreisausschuss gestellt], der von | |
| dem Gremium auch bewilligt wurde. Zu dem umstrittenen Vorhaben hatten die | |
| Stadt rund 700 Stellungnahmen aus der Bevölkerung erreicht, die nun nach | |
| und nach beantwortet werden sollen. An diesem Abend interessierte die | |
| Bürger*innen vor allem, ob Alternativflächen geprüft wurden, ob eine | |
| Erweiterung des Grundstücks in Zukunft geplant sei und ob es durch das neue | |
| Zentrum zu einem zusätzlichen Lkw-Verkehr kommen wird. | |
| Die Gegner*innen des Logistikzentrums haben sich zu der Initiative „Wir | |
| lieben Bückeburg“ zusammengeschlossen. Ihre [3][Onlinepetition] wurde | |
| bisher von rund 1.700 Menschen unterschrieben. Andreas Frenzel-Rückert, | |
| Mitglied der Initiative, betonte im Gespräch mit der taz: „Wir haben nichts | |
| gegen ein Hochregallager im Industriegebiet, sondern nur gegen ein Lager | |
| im Landschaftsschutzgebiet.“ Die Initiative befürchtet, dass nach einem Bau | |
| in diesem einen Fall zukünftig schnell auch weitere angrenzende Flächen in | |
| Bauland umgewandelt werden könnten. | |
| Welche Ausgleichsflächen für die Baumaßnahme geschaffen werden sollen, ist | |
| derzeit noch nicht abschließend geklärt. In dem Landschaftsschutzgebiet | |
| waren bodenbrütende Feldlerchen entdeckt worden, die bei einem Bau | |
| umgesiedelt werden müssten. Ob der geplante Neubau auch negative | |
| Auswirkungen auf die umliegenden Landschaftsschutzgebiete haben wird, kann | |
| eine Vertreterin des Landkreises allerdings nicht abschließend beantworten. | |
| „Wir können das erst bewerten, wenn alles vorliegt.“ | |
| Als ein Bürger während der Fragerunde anmerkte, dass die Firma Bauerngut | |
| die Baufläche bereits 2019 erworben habe, ging ein Raunen durch den Saal. | |
| Offensichtlich war vielen der Anwesenden diese Tatsache nicht bekannt. Auf | |
| telefonische Rückfrage der taz bestätigte Björn Sassenberg von der Stadt | |
| Bückeburg allerdings, dass eine Sicherung der Grundstücksfläche bereits | |
| 2019 erfolgt sei. Dies sei ein normaler Vorgang, denn schließlich sei so | |
| ein Bauvorhaben mit erheblichen Kosten für die Firma Bauerngut verbunden. | |
| Nach rund drei Stunden hitziger Diskussion erklärte Bürgermeister Reiner | |
| Brombach (SPD) schließlich: „Wir tun alles, um die unterschiedlichen | |
| Belange in Einklang zu bringen.“ Bauerngut-Geschäftsführer Klaus Jeinsen | |
| zeigte sich auch am nächsten Tag noch zufrieden mit der ergebnislosen | |
| Aussprache. „Ich bin froh, dass bei der gestrigen Informationsveranstaltung | |
| alle Interessensgruppen an einen Tisch gekommen sind.“ | |
| Andreas Frenzel-Rückert von „Wir lieben Bückeburg“ ist nach der | |
| Infoveranstaltung hingegen ernüchtert: „Es gab nur wenige Neuigkeiten und | |
| wenig Tiefe.“ Außerdem zweifelt er auch an den Möglichkeiten, dort | |
| tatsächlich gehört zu werden: „Ich habe den Eindruck, dass die Stadt ihre | |
| Entscheidung zum Bau bereits 2019 getroffen hat“, sagt er. Die Initiative | |
| will sich darum auch weiter gegen das Logistikzentrum einsetzen. „Wir | |
| bleiben weiter aktiv“, betont Frenzel-Rückert. | |
| 16 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Fleischfabrik-will-im-Schutzgebiet-bauen/!5765458 | |
| [2] /Fleischfabrik-will-im-Schutzgebiet-bauen/!5765458 | |
| [3] https://www.openpetition.de/region/petition/B%C3%BCckeburg | |
| ## AUTOREN | |
| David Speier | |
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