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# taz.de -- Theatertipps der Woche: Woher stammen die Dinge?
> Laia RiCa inzeniert die koloniale Geschichte von Kaffee und Zucker. Das
> Stadtprojekt „StaTD Finden“ erprobt Umverteilung. Im HdS geht es ums
> Erben.
Bild: Die Performerin LaiaRiCa (Berlin/El Salvador) in ihrem Stück „Kaffee m…
Den Preis für die Freiheit, die die Französische Revolution für die Bürger
in Europa erkämpfte, zahlten die Sklaven auf den Plantagen auf Haiti oder
Mittelamerika. Denn diese Plantagen waren ein Baustein des Reichtums, der
das Bürgertum ökonomisch so stark werden ließ, dass es den Adel entmachten
konnte. Und während Europa noch immer sein Überlegenheitsgefühl dem Rest
der Welt gegenüber aus den Errungenschaften der Revolution ableitet, ist
der koloniale Kontext jener Jahre nie ins Zentrum der Aufmerksamkeit
gerückt.
In der [1][Schaubude] kommt nun die Performerin [2][Laia RiCa] in „Kaffee
mit Zucker?“ darauf zu sprechen, einem suggestiven Mix aus
Materialperformance und biografischem Dokumentartheater. Es geht um den
Kaffee, den zum Beispiel die französischen Philosophen im 18. Jahrhundert
in Pariser Kaffeehäusern tranken, derweil sie über Freiheit und
Menschenrechte philosophierten – Kaffee und auch der Zucker, der ihn
versüßte, waren in Kolonien von Sklaven angebaut + geerntet worden, deren
Befreiung nie zur Debatte stand.
Aber auch noch im 20. Jahrhundert wurde in El Salvador Land enteignet und
an deutsche Einwanderer vergeben. Aus Nazideutschland zum Beispiel. Diese
Kaffee-Kontexte beleuchtet die in Berlin lebende Künstlerin Laia RiCa nun
und schickt der Aufführung auch ein Triggerwarnung voraus: „In der
Performance wird Stroboskoplicht eingesetzt. Außerdem kommen Ausschnitte
des Dokumentarfilms ‚Die Zivilisationsbringer‘ vor, in dem rassistische
Begriffe fallen und diskriminierende Sprache benutzt wird.“ (Schaubude:
„Kaffee mit Zucker?“, Premiere 24. 6., 20:00 Uhr).
## Umverteilung in der Stadt der Zukunft
[3][TD Berlin] (formerly known as Theaterdiscounter) widmet der
Rückeroberung des Stadtzentrums rund um den Alex – für zivile Nutzung durch
Menschen statt durch Kapital – das zweijährige Stadtprojekt „StaTD Finden�…
„Unsere Stadt der Zukunft ist kein Utopia mit fliegenden Zustelldrohnen
oder eine stellare Kolonie. In ihrem Zentrum ist ihr Herz, nicht ihre
Geldbörse,“ heißt es im Grundsatztext zum Projekt. „Stadt ist
Begegnungsraum. Wie können wir darin Privilegien umverteilen, statt
Ausschluss zu generieren? Sie ist jetzt, hier und heute weiter
veränderbar.“
Nach der Eröffnungsfeier in der vergangenen Woche steht am 25. 6. nun die
erste konkrete Stadterkundung an: „Inselerkundung. Abtauchen in den
Molkenmarkt“. Teilnahme ist kostenlos. (TD Berlin: „Inselerkundung“ im
Rahmen von „StaTD Finden“, 25. + 26. 6., jeweils 18 Uhr).
Im [4][Haus der Statistik] gibt es ab 21. 6. 21:15 Uhr die Tanzperformance
„Inspektor Heyler“ von Ini Dill und Sabine Bremer, die mit Mitteln von
Tanz- und Objekttheater arbeitet. Es geht’s ums Erben und verbrecherische
Hintergründe, die ein Nachlass mitunter haben kann. Woher stammen die
Dinge, das Geld, das Vermögen, das nachgelassen wird? (Haus der Statistik:
„Inspektor Heyler“, 21. Juni 21:15 Uhr).
21 Jun 2021
## LINKS
[1] https://schaubude.berlin/de/inszenierungen/kaffee-mit-zucker
[2] https://laiarica.com/
[3] https://td.berlin/
[4] http://Haus%20der%20Statistik
## AUTOREN
Esther Slevogt
## TAGS
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Kolonialismus
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Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
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