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# taz.de -- „Gib' mir mal den …“
> Auf vieles können wir beim Essen gut verzichten.Aber manches muss einfach
> immer auf dem Tisch stehen
Bild: „Ich möchte in einem Sarg aus Parmesan begraben werden“
## Happy mit Häppchen
Als Besitzerin eines kapriziösen Magens, der Frühstück verweigert und erst
am späten Nachmittag so langsam in Schwung kommt, katapultiert mich ein
klassisches Hauptgericht sofort ins Suppenkoma. Also esse ich nicht, ich
snacke. Hier ein paar Weintrauben, da ein Happen Käsebrot, zwischendurch
ein paar Bissen Nudelsalat. Ein Mittagessen kann sich so durchaus über
mehrere Stunden hinziehen – und ich bleibe bis zum Feierabend auf
Betriebstemperatur. Franziska Seyboldt
## Nicht ohne Lieblingstasse
Ich trinke meinen Kaffee immer aus derselben Tasse. Dabei ist die Tasse
eigentlich ein gehenkeltes Klischee: Sie ist braun, getöpfert und stammt
vom Mauerparkflohmarkt – der Pilgerstätte für Hipster und Touristen, die
denken, dort den alternativen Charme Berlins konsumieren zu können. Dass
ich sie trotzdem mit genau jener Sentimentalität auflade, ist mir geradezu
peinlich. Aber ich habe sie mir nicht ausgesucht. Sie war ein Geschenk, sie
wurde mir ausgesucht. Sie hat mich ausgesucht. Christoph Sommer
## Das ist das Paradies, Baby
… Tomaten! Ich liebe sie! Ich liebe sie so sehr wie die Sonne und das Meer,
den glitzernden Sand zwischen den Füßen und so manchen Menschen. Ich liebe
ihre Kugeligkeit, ihre Farbenpracht, rot, rosa, manchmal nachtblau, dann
wieder vanillegelb, froschgrün, gestreift, auberginenviolett, orange, groß,
klein, riesig, ellipsenförmig, voll von wunderbaren Kurven, mal fleischig,
mal mehlig, dann wieder knackig oder schmelzend zart, nach Honig schmeckend
oder einem Hauch von Zitrone, zuckersüß oder so würzig wie ein Strauß
frisch gepflückte Gartenkräuter. Ich liebe sie einfach so mit Salz
bestreut, als leuchtende Beigabe zu Büffelmozzarella, als wohliges
Pastaessen mit Parmesan, fast immer garniert mit Basilikum … Aber wehe, es
bringt mir jemand die falsche Tomate ins Haus, dann werde ich ungemütlich.
Insbesondere dann, wenn es eine holländische Gewächshaustomate ist. Denn
sie ist ganz und gar unnötig, furchtbar wässrig und von einfältigem
Geschmack.
Anna Fastabend
## I love Hela not Ökotest
Ohne Curry-Gewürzketchup von Hela kann ich nicht leben. Na gut, kann ich
schon, will ich aber nicht. Spiegelei, Fischstäbchen, Pommes,
Kartoffelbrei, Bratwurst, Nudeln, Schnitzel. Alles schmeckt besser mit
Hela. Und nur mit Hela. Mit Hela Delikat! Bei Ökotest fiel der Ketchup
zuletzt als einziges Produkt mit „mangelhaft“ durch. Zu viel Zucker, zu
wenig Tomate. Ich sage: Mir egal – und mache einen großen Klecks Hela auf
mein Brot.
Paul Wrusch
## Lecker Matschepampe
Bei jeder Mahlzeit gehört bei mir ein dicker Klecks Frischkäse auf den
Teller. Egal ob Rührei, Kartoffeln, Kürbis, Spargel, Ofengemüse, Falafel
oder gebratene Champignons: Alles muss gedippt werden, sogar Salat tunke
ich darin. Ich liebe matschiges Essen (so sehr, dass ich Kuchen früher aus
dem Ofen hole, damit er noch matschiger ist) – und mit einer extra Portion
Frischkäse auf der Gabel wird alles etwas cremiger im Mund. Deswegen muss
der Frischkäse auch unbedingt mindestens 60 Prozent Fett in der
Trockenmasse enthalten, die wabbeligen Light-Varianten mit 0,2 Prozent Fett
gehen gar nicht. Die haben zwar pro hundert Gramm etwa hundert Kalorien
weniger, schmecken dafür aber auch hundertmal schlechter.
Rieke Wiemann
## Für mehr Tiefgründigkeit
Wenn man schöne Dinge in schöne Behältnisse tut, steigert das in der Regel
den Genussfaktor. Fast jedes Essen schmeckt besser aus schönen
Porzellanschälchen. Ich besitze auch ein paar Teller, aber eigentlich
machen flache Teller mich traurig, weil man den Boden sofort sehen kann.
Ich mag Geschirr mit Tiefe, also tue ich fast alles in Schälchen – in
große, kleine, mittelgroße. Die besten sind die kleinen Reisschalen in Blau
und Weiß, die übersät sind von transparenten Reiskörnern. Meine
Schälchenliebe geht sogar so weit, dass ich beim Kochen überlege, inwiefern
das Gericht schälchenkonform ist. Zum Glück kann fast jedes Gericht
schälchenkonform zubereitet werden. Es gibt nicht viel, was durch Schälchen
nicht besser wird. Außer Bowls. Vor Restaurants, die mit „Bowls“ werben,
werde ich wegrennen. Für immer. Lin Hierse
## Letzter Wille: Parmesan
Für viele gilt die Regel: Egal, was es gibt, mit Ketchup schmeckt es noch
besser. Für mich nicht, ich hasse Ketchup (außer auf Bratwurst, da geht es
nicht ohne), mein kulinarischer Mach-mal-geiler-Button ist Parmesan.
Salate, Reispfannen, Nudeln natürlich sowieso, auch Käsegratin, denn why
not?, auf alles Herzhafte passt die italienische Umami-Bombe. Parmesan und
seine kleine Schwester Grana Padano waren auch das Einzige, was ich im
letzten Frühjahr hamstergekauft habe. Er ist das Ketchup und das Glutamat
der Toskana-Fraktion, ich möchte in einem Sarg aus Parmesan begraben
werden.
Michael Brake
## Pflegeleichtes Kännchen
Ich habe mir Zigaretten abgewöhnt, Fußballbegeisterung und auch die
Abhängigkeit von Facebook, aber von einem kann, von einem will ich nicht
lassen: Espresso am Morgen. Mein Magen rebelliert bei Filterkaffee,
manchmal sogar bei Tee. Espresso geht immer, vor allem, wenn er gut ist.
Ich bin Siebträgermaschinenbesitzer, seitdem ich mein erstes Geld verdient
habe, und für den Fall, dass ich und die Maschine getrennt sind, weil sie
in Reparatur ist oder ich verreise, habe ich eine Bialetti-Kanne. Die hat
mir schon oft das Leben gerettet, ob in einem Bungalow in Tel Aviv, in
einer uckermärkischen Ferienwohnung oder am schwedischen Schärenstrand.
Sie ist unverwüstlich, und bei jeder Heimkehr lässt sie sich ohne Proteste
wieder in den Schrank stellen. Grazie, Bialetti!
Jörn Kabisch
## Fragiler Häcksler
Mein Favorit in der Küche: der Pürierstab. Suppen, Shakes, Mus, Matsch und
Marmelade bekommen durch ihn die samtene Konsistenz. Flotte Lotte – damit
kam ich nie zurecht. Nun bedauere ich, dass ich die weggeben habe. Denn
zuletzt habe ich drei Pürierstäbe geschrottet. Den ersten (Siemens), weil
ich Nüsse damit zerkleinerte. Da rettete mich die Tante meiner Frau und
brachte gleich zwei vorbei, die sie in der Schublade hatte (Moulinex und
Braun). Die hielten nur, bis ich meinen ersten veganen Kuchen
zusammenrührte und dafür Datteln zu Mus machen sollte. Jetzt bin ich ohne
und das Leben geht weiter. Aber erkläre mir bitte mal wer, warum
Handwerkszeug für Hausfrauen so minderwertig ist? Waltraud Schwab
## Filetierer der Extraklasse
Es geht nicht ohne Eierschneider. Also jedenfalls, wenn Eier zu schneiden
sind. Dieses Geraspel, bei dem mittelscharfe Messer hartgekochte Eier in
undefinierbares Gekrümel verwandeln, statt sie sauber zu filetieren, ist
doch wirklich ein echtes No-go. Der Eierschneider hingegen produziert
saubere Scheiben, innen gelb, außen weiß, herrlich. Die Deluxe-Version des
Schneiders schafft auch ansehnliche Eierspalten, etwa als Dekohäppchen für
einen Salat. Nein, ohne Eierschneider geht es wirklich nicht. Niemals.
Bernd Pickert
## Sommer im Glas
Ich musste meinem Freund Peter in Ostjerusalem immer ein Glas
Schwartau-Aprikosenmarmelade mitbringen, alle mussten ihm die mitbringen.
Er konnte nicht ohne, und ich kann seither auch nicht ohne.
Aprikosenmarmelade, das ist der Sommer im Glas, auch im tiefsten Winter.
Schwartau ist eher Durchschnittsware, darüber bin ich hinaus. Ich koche sie
selbst. Allein schon der Duft dieser Früchte, erhitzt im Topf mit Zucker
und Zitronensaft. Himmlisch. Ich koche viel, doch immer zu wenig. Denn alle
wollen davon, und im Nu sind die Vorräte aufgebraucht.
Felix Zimmermann
26 Jun 2021
## AUTOREN
Felix Zimmermann
Paul Wrusch
Rieke Wiemann
Franziska Seyboldt
Bernd Pickert
Christoph Sommer
Michael Brake
Waltraud Schwab
Jörn Kabisch
Anna Fastabend
Lin Hierse
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