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# taz.de -- Indigene in Kanada: Überreste von 215 Kindern entdeckt
> In einem ehemaligen kanadischen Internat sind die Überreste von 215
> Kindern gefunden worden. Sie seien indigen und teilweise erst drei Jahre
> alt gewesen.
Bild: Die ehemailge Kamloops Indian Residential School
Ottawa afp | Auf dem Gelände eines ehemaligen Internats für Kinder von
Indigenen in Kanada sind die sterblichen Überreste von 215 Kindern gefunden
worden. Die Überreste seien mit einem speziellem Sonargerät entdeckt
worden, erklärte die indigene Gemeinschaft Tk'emlups te Secwepemc am
Donnerstagabend. Einige der toten Kinder seien erst drei Jahre alt gewesen,
sagte ihre Leiterin, Rosanne Casimir. Das katholische Heim nahe der
Kleinstadt Kamloops war vor über hundert Jahren eröffnet worden, um Kinder
von Indigenen zwangsweise in die Gesellschaft der europäischen Immigranten
zu integrieren.
Der Tod der Kinder sei von der damaligen Schulleitung nie dokumentiert
worden, obwohl ihr Verschwinden von Mitgliedern der Gemeinde gemeldet
worden sei. Wie die Kinder ums Leben kamen, ist noch unklar. Die Gemeinde
will mit Gerichtsmedizinern und Museen in der Gegend zusammenarbeiten, um
die Umstände aufzuklären. Die vorläufigen Ergebnisse sollen im Juni in
einem Untersuchungsbericht veröffentlicht werden.
Die kanadische Ministerin für die Beziehung zu indigenen Einwohnern,
Carolyn Bennett, erklärte bei Twitter: „Es bricht mir das Herz für die
Familien und Gemeinden, die von dieser tragischen Nachricht betroffen
sind.“
Das ehemalige Internat, das von der katholischen Kirche im Auftrag der
kanadischen Regierung betrieben wurde, war eines von 139
[1][Zwangsinternaten, die gegen Ende des 19. Jahrhundert in Kanada
errichtet wurden]. Es wurde 1890 eröffnet und hatte in den 50er Jahren bis
zu 500 Schüler. Erst 1969 wurde das Internat geschlossen.
Nach Angaben der indigenen Gemeinde beschwerte sich der Schulleiter des
Heims in Kamloops im Jahr 1910 darüber, dass die Regierung nicht genug Geld
zur Verfügung stelle, um „die Schüler angemessen zu ernähren“.
In Kanada waren ab 1874 rund 150.000 Kinder von Indianern, Mestizen und
Inuit von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und unter Zwang in
kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße
Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen
misshandelt oder sexuell missbraucht. Mindestens 3.200 starben, die meisten
an Tuberkulose.
Viele indigene Gemeinschaften machen die Heime, die ganze Generationen
geprägt haben, heute für soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche
Gewalt und erhöhte Selbstmordraten verantwortlich. Ottawa entschuldigte
sich im Jahr 2008 offiziell bei den Überlebenden der Internate. Sie seien
Opfer eines „kulturellen Genozids“, stellte eine Untersuchungskommission im
Jahr 2015 fest.
29 May 2021
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