# taz.de -- Forschungsprojekt zu Sonar: Hörtest für Norwegens Wale | |
> Norwegische ForscherInnen wollen untersuchen, in welchem Abstand junge | |
> Zwergwale Sonare hören können. TierschützerInnen protestieren. | |
Bild: Wie viel hört ein Zwergwal? Das wollen ForscherInnen herausfinden | |
STOCKHOLM taz | Wale haben ein fantastisches Gehör. Sie können sich über | |
Hunderte von Kilometern verständigen. Und weil ihr Gehör auch der | |
Orientierung dient, ist menschlich verursachter Unterwasserlärm nicht nur | |
störend, sondern kann lebensgefährlich für sie werden. Viel ist aber noch | |
unerforscht über die Art, wie und [1][in welchen Frequenzbereichen sie | |
hören]. Im Rahmen eines Experiments im Vestfjord vor den norwegischen | |
Lofoten wollen ForscherInnen nun mehr herausfinden. Aber das gibt jetzt | |
Ärger. | |
So bezeichneten über 50 WissenschaftlerInnen die geplanten | |
Forschungsexperimente [2][in einem offenen Brief] an Norwegens | |
Ministerpräsidentin Erna Solberg als „völlig inakzeptabel“. Die Versuche | |
würden die Tiere stressen, ihnen unnötiges Leid verursachen und seien noch | |
dazu überflüssig. Eine entsprechende [3][Online-Petition] gegen diese | |
„grausamen Walexperimente“ wurde mittlerweile mehr als 66.000 Mal | |
unterzeichnet. | |
Genau geplant ist Folgendes: Junge Zwergwale sollen erst in eine mit Netzen | |
abgesperrte Meerenge geschleust und danach dort drei bis vier Tage in einem | |
circa 300 mal 150 Meter großen Bereich gefangen gehalten werden. An 12 von | |
ihnen will man dann bis zu sechs Stunden lang Messungen zu ihrer | |
Hörfähigkeit vornehmen. Das Experiment war schon 2019 von der norwegischen | |
Lebensmittelbehörde Mattilsynet genehmigt, seine Durchführung wegen Corona | |
aber auf dieses Jahr verschoben worden. 2022 soll es noch einmal | |
stattfinden. | |
Forschungsleiter Petter Kvadsheim führt die Proteste von TierschützerInnen | |
auf „Missverständnisse“ zurück. „Wir wollen doch keinesfalls testen, wie | |
viel Lärm die Tiere aushalten“, erklärte er im norwegischen Rundfunk: „Das | |
sind Tests, wie Ohrenärzte sie auch bei Menschen vornehmen.“ Konkret solle | |
das Hörvermögen der Wale „über die Erfassung des akustisch evozierten | |
Potentials gemessen werden“. Kvadsheim: „Weil sie uns nicht sagen können, | |
was sie hören, wird das mithilfe von Elektroden gemessen.“ | |
Dass die zeitweise Gefangenschaft die Wale stressen wird, gesteht auch | |
Kvadsheim zu. Er meint aber, das Experiment sei wichtig genug, um diese | |
Nachteile in Kauf nehmen zu können. Viele nationale und internationale | |
Forschungsinstitutionen würden diese Einschätzung ebenfalls teilen. | |
Norwegische NGOs sind allerdings unterschiedlicher Ansicht: Die | |
Umweltschutzorganisation Bellona unterstützt das Experiment, während die | |
Naturschutzorganisation NOAH vergeblich versuchte, die behördliche | |
Genehmigung zu stoppen. | |
Was die Bedenken vieler TierschützerInnen zusätzlich weckt: Teile des | |
Budgets finanziert die US-Marine und die Experimente werden vom | |
norwegischen Militärforschungsinstitut FFI durchgeführt. Warum dieses | |
Interesse des Militärs? Der offizielle Zweck des Experiments ist dabei | |
recht vage formuliert: Es soll „das Gehör von Bartenwalen kartiert werden“, | |
beispielsweise, „in welchem Abstand diese Sonare hören können“. | |
14 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Windparks-in-der-Ostsee/!5589057 | |
[2] https://uk.whales.org/wp-content/uploads/sites/6/2021/05/Statement-of-conce… | |
[3] https://www.change.org/p/prime-minister-erna-solberg-tell-norway-s-governme… | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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