| # taz.de -- Diskussion um Rentenbesteuerung: Die Mahnungen überhört | |
| > Der Bundesfinanzhof fordert schnelle Änderungen beim | |
| > Einkommenssteuergesetz, damit Renten nicht doppelt besteuert werden. | |
| Bild: Jutta Förster, vorsitzende Richterin am Bundesfinanzhof, während der Ur… | |
| Der Rüffel der Richter trifft den Finanzminister von 2004: Hans Eichel | |
| (SPD). Die damalige rot-grüne Mehrheit hat bei der Umstellung der | |
| Rentenbesteuerung getrickst, um Kosten zu sparen. Nun fordert der | |
| Bundesfinanzhof (BFH) eine schnelle Änderung im Einkommensteuergesetz, | |
| bevor eine verfassungswidrige Doppelbesteuerung eintritt. | |
| Die Kritik der Richter:innen kommt gar nicht überraschend. Schon 2004, | |
| als der Bundestag das Alterseinkünftegesetz beschloss, hat der Verband | |
| Deutscher Rentenversicherungträger genau auf diesen Punkt hingewiesen: Der | |
| jährliche Grundfreibetrag für das Existenzminimum darf nicht benutzt | |
| werden, um die Kosten der Systemumstellung künstlich herunterzurechnen. Das | |
| Existenzminimum ist steuerfrei, weil hier die Leistungsfähigkeit keine | |
| Steuerzahlung zulässt. Es ist nicht steuerfrei, um eine Doppelbesteuerung | |
| zu vermeiden. | |
| Es wird eine der ersten Aufgaben des neu gewählten Bundestags sein, die | |
| Rentenbesteuerung und vor allem die Übergangsregelung nachzubessern. | |
| Profitieren werden vor allem diejenigen, die von einer Doppelbesteuerung am | |
| ehesten betroffen wären: selbstständige, unverheiratete Männer und all | |
| diejenigen, die erst in den nächsten Jahren in Rente gehen. | |
| Die anstehende Reform der Rentenbesteuerung ist kein Mittel gegen | |
| [1][Altersarmut]. Denn wer weniger als 9.744 Euro pro Jahr [2][Rente] | |
| erhält, zahlt schon derzeit keine Steuern. Wer keine Steuern zahlt, kann | |
| aber auch nicht bei der Steuer entlastet werden. | |
| Wenn die Linke nun ankündigt, die Rentenbesteuerung im Wahlkampf zum Thema | |
| zu machen, hat das mit dem BFH-Urteil wenig zu tun. Die Linke will vielmehr | |
| den Grundfreibetrag von 9.744 Euro auf 14.400 Euro jährlich erhöhen. Nutzen | |
| würde das nur denjenigen, die auf ihre Renten Steuern zahlen müssen – | |
| profitieren würden also auch die richtig gut verdienenden Rentner:innen | |
| mit Aktienpaketen und Mietshäusern. Wer gezielt arme Rentner:innen | |
| fördern will, muss ihre Grundsicherung erhöhen, statt Steuerfreibeträge | |
| anzuheben. | |
| 31 May 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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