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# taz.de -- Keine Gnade in Den Haag: 25 Jahre Haft für Ex-Kindersoldat
> Der Internationale Strafgerichtshof verurteilt den Ugander Dominic Ongwen
> zu einer langen Gefängnisstrafe. Er war einst Kommandant der
> LRA-Rebellen.
Bild: „Extreme Schwere der Verbrechen“: Dominic Ongwen wurde am Donnerstag …
Den Haag ap/dpa | Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat den
Ugander Dominic Ongwen, ein früherer Kommandeur der für extreme Brutalität
berüchtigten „Lord's Resistance Army“ (LRA), wegen Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit [1][zu 25 Jahren Haft verurteilt]. Die
Strafe entspreche der „extremen Schuld von Ongwen und der extremen Schwere
der Verbrechen“, erklärte der Gerichtshof am Donnerstag in Den Haag.
Ongwen war bereits im Februar für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit [2][in 61 Fällen schuldig] gesprochen worden – darunter
Mord, Verstümmelungen, sexuelle Gewalt und der Einsatz von Kindersoldaten.
Nun wurde noch das Strafmaß festgelegt.
Als mildernden Umstand bewertete das Gericht, dass Ongwen nicht nur Täter,
sondern auch Opfer der LRA war. Er war als Neunjähriger auf dem Weg zur
Schule verschleppt und als Kindersoldat eingesetzt worden. Er habe in den
ersten Jahren sehr gelitten, sagte der Vorsitzende Richter Betram Schmitt
aus Deutschland. „Das rechtfertigte aber nicht die entsetzlichen
Verbrechen, die er bewusst als Erwachsener begangen hatte.“
Menschen wurden demnach bei lebendigem Leibe in Häuser eingesperrt und
verbrannt, Mädchen und Frauen als Sex-Sklavinnen missbraucht, Kinder zum
Töten und Foltern gezwungen. Ongwen war auch für vier Angriffe auf
Flüchtlingslager von 2002 bis 2004 verantwortlich.
## „Unermessliches Leid“
Ohne die mildernden Umstände hätte die Strafe lebenslang geheißen; das
hatten Vertreter von LRA-Opfern verlangt. Sie fällt trotzdem höher aus als
die Forderung der Anklage zu 20 Jahren Haft. Die Verteidigung hatte auf
zehn Jahre Haft plädiert. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.
Die LRA war über Jahrzehnte eine der mörderischsten Milizen in Uganda und
angrenzenden Staaten. Ongwen war einer der Stellvertreter des berüchtigten
LRA-Chefs Joseph Kony, der noch immer flüchtig ist. Er hatte sich Anfang
2015 ergeben, die Vorwürfe gegen sich aber als unwahr zurückgewiesen.
Richter Schmitt sagte, das Gericht habe vor einer einzigartigen Situation
gestanden. „Es ist mit einem Täter konfrontiert, der seinen Opfern
vorsätzlich unermessliches Leid zugefügt hat“, sagte Schmitt. „Es steht
aber auch einem Täter gegenüber, der zuvor selbst extremes Leid durch die
Gruppe erlitten hatte, deren prominentes Mitglied und Führer er später
wurde.“ Der Angeklagte hätte ab einem bestimmten Zeitpunkt fliehen können.
Er sei nicht immer vollständig an die Befehle von LRA-Chef Joseph Kony
gebunden gewesen, sondern habe Verbrechen aus eigenen Antrieb begangen.
Ongwen trug während der Verkündung des Strafmaßes Gesichtsmaske und
Kopfhörer und zeigte keine Regung.
6 May 2021
## LINKS
[1] https://www.icc-cpi.int/Pages/item.aspx?name=pr1590
[2] https://www.icc-cpi.int/Pages/item.aspx?name=pr1564
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