Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hertha hat ein Problem schnell gelöst: Torwarttrainer rechtsaußen
> Der Bundesligist hat sich von Zsolt Petry wegen diskriminierender
> Aussagen getrennt. Denn die sind nicht vereinbar mit den Werten des
> Vereins.
Bild: Da war er noch an Bord: Herthas Torwarttrainer Zsolt Petry
Am Ostermontagmorgen war die Welt von Herthas Torwarttrainer Zsolt Petry
noch in Ordnung. Dann veröffentlichte die rechtskonservative [1][ungarische
Zeitung Magyar Nemzet] ein Interview mit ihm, in dem er kritisierte, dass
Péter Gulácsi, Torhüter bei RB Leipzig und der ungarischen Nationalelf,
sich öffentlich für die Rechte von Regenbogenfamilien eingesetzt hatte. Und
wo er schon dabei war, zog er auch gleich noch über die europäische
Migrationspolitik her, die „erschreckend viele Kriminelle“ hierher gebracht
habe. Am Dienstagmittag war er arbeitslos.
[2][Hertha BSC] begründete den Rauswurf damit, dass Petrys Aussagen den
Werten des Vereins wie Vielfalt und Toleranz widersprechen, und bekam dafür
von Fans und Stadtgesellschaft nahezu durchweg Zustimmung. In der Tat muss
man sich fragen, wie jemand, der offenbar ein solches Problem mit Migration
und Migrant*innen hat, mit einem Team arbeiten soll, in dem drei Viertel
der Spieler nicht aus Deutschland stammen oder eine Migrationsgeschichte
haben. Ohne Migranten könnte Hertha derzeit nicht einmal eine komplette
Mannschaft auf den Platz schicken.
Man sollte jedoch auch festhalten, dass Petry selbst sich nicht explizit
homophob geäußert hat. Er hat lediglich festgestellt, dass die Mehrheit der
Ungar*innen anderer Meinung sei als Gulácsi. Und damit hat er recht. Bei
der letzten Wahl 2018 gingen fast zwei Drittel der Stimmen an die rechte
Partei Fidesz von Ministerpräsident Orbán oder an die extrem rechte Partei
Jobbik. Damit haben zwei Drittel der Ungar*innen für Rassismus,
Antisemitismus, Antiziganismus, Homo- und Transfeindlichkeit gestimmt.
## Rückbesinnung auf „nationale Werte“
In Viktor Orbáns Ungarn steht Zsolt Petry, der sich selbst als „Vertreter
der nationalen Seite“ bezeichnet und in der europäischen Migrationspolitik
einen „Ausdruck des moralischen Niedergangs“ sieht, der eine Rückbesinnung
auf „nationale Werte“ fordert und gegen „die Liberalen“ wettert, nicht …
rechten Rand – sondern ziemlich genau in der Mitte der Gesellschaft.
Petry sagt auch, Gulácsi hätte sich als Sportler nicht zu politischen
Themen äußern sollen. Er hätte das nicht gemacht, sagt er. Nur um dann
minutenlang doch genau das zu tun. Aber wahrscheinlich glaubt er, was er
sagt, sei gar nicht politisch. Immerhin sagt er nichts, was nicht ein
Großteil der Ungar*innen genauso, wenn nicht weit krasser, sagen würde.
Ein geschlossen rechtes Weltbild ist in Ungarn nach zehn Jahren Orbán
längst weitgehender Konsens.
Wenn wir nicht morgen in einer illiberalen Demokratie ungarischen
Zuschnitts aufwachen wollen, müssen wir heute zu unseren Überzeugungen
stehen und sie auch verteidigen. Oder um es mit einer Plakatkampagne von
Hertha BSC zu sagen: „In Berlin kannst du alles sein – außer Rassist!“
10 Apr 2021
## LINKS
[1] https://magyarnemzet.hu/
[2] https://www.herthabsc.com/de
## AUTOREN
Jan Tölva
## TAGS
Diversität
Diskriminierung
Hertha BSC Berlin
Profi-Fußball
Schwerpunkt Rassismus
Wochenvorschau
Jürgen Klinsmann
Hertha BSC Berlin
Hertha BSC Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rassismus-Eklat bei Hertha BSC: Aufsichtsrat muss gehen
Jens Lehmann ist raus bei Hertha BSC. Der Grund: Eine Nachricht an Dennis
Aogo, in der er diesen als „Quotenschwarzer“ bezeichnet hatte.​​
Die Wochenvorschau für Berlin: Hertha bewegt das Herz
Die Hertha muss aufpassen, dass sie am Ende der Woche nicht in der 2. Liga
aufwacht. Frühling wird's nicht, aber es geht ein Flieger nach Mallorca.
Hauptstadt-Club mit Defiziten: Ach, Hertha!
Unter den Fußballvereinen gilt Hertha BSC als die wenig geliebte graue
Maus. Warum schafft es der Club einfach nicht, positive Gefühle auszulösen?
Fußball mit Bertolt Brecht: Rasantes Wachstum im Osten
Der 1. FC Union schlägt als nun größter Berliner Klub Hertha in allen
Belangen. Man mag es als Bestätigung der geleisteten Arbeit lesen. Oder als
Gefahr.
Trainerwechsel bei Hertha: Eine glückliche Seele
Der alte Hertha-Trainer Pál Dárdai wird erneut Trainer der
abstiegsbedrohten Mannschaft: Bei Hertha wird alles wieder, wie es bleibt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.