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# taz.de -- Saudische Gefangene Basmah bint Saud: Prinzessin hinter Gittern
> Die Cousine des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman sitzt ohne
> Anklage im Gefängnis. Dabei ist sie keine Revoluzzerin.
Bild: Die Prinzessin Basmah bint Saud 2017 in Dresden
Eine Revoluzzerin ist sie nicht. Einen Umsturz hat Prinzessin Basmah nie
gewollt, ein Ende der Monarchie nie gefordert. Hinter Gittern sitzt die
57-Jährige trotzdem in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens.
Doch von vorne: Die Gefangene heißt Basmah bint Saud bin Abdulaziz Al Saud
– also: Basmah, Tochter des zweiten saudischen Königs Saud, der wiederum
Sohn des Staatsgründers Abdulaziz war, welcher aus dem Hause Saud stammte.
Richtig: Basmah ist also die Cousine des saudischen Kronprinzen Mohammed
bin Salman (MBS), der für seinen greisen Vater die Regierungsgeschäfte
führt und [1][ein recht autoritär gesinnter Jungspund] ist.
MBS sichert seine Macht nämlich nicht durch Konsens in der Königsfamilie,
sondern [2][durch Repression]. Als „Schlacht zwischen Prinzen und
Prinzessinnen“ bezeichnet die Dissidentin Madawi Al-Rasheed gegenüber der
taz, was [3][seit einigen Jahren in Riad vor sich geht].
Und in diese Schlacht ist Basmah hineingeraten. Im März 2019 wurde sie mit
ihrer Tochter Suhoud al-Scharif in ihrer Villa festgenommen beziehungsweise
„entführt“, wie ihre Helfer*innen sagen, die sich nun an den britischen
Außenminister und vergangene Woche auch mit einem Schreiben an die
US-Regierung gewandt haben.
„Die Prinzessin ist eine friedliche Aktivistin […] und Geschäftsfrau“,
heißt es in dem Dokument, das der taz vorliegt, „wir schließen daraus, dass
sie wegen der engen Verbindungen inhaftiert wurde, die sie zu dem
ehemaligen Kronprinzen Mohammed bin Naif hatte.“ Letzterer sitzt auch ein;
MBS hat ihn ausgeschaltet und sich selbst die Thronfolge gesichert.
Ob allerdings allein die Beziehungen zum Ex-Kronprinz Grund für Basmahs
Festnahme sind, ist unklar. Die Prinzessin war auch eine kritische Person,
als sie sich noch äußern konnte. In einem [4][Interview] mit der BBC
forderte sie einmal, Saudi-Arabien in eine konstitutionelle Monarchie
umzuwandeln und die Gleichheit von Frau und Mann in der Verfassung zu
verankern. Sie sei dabei aber immer vorsichtig gewesen, betonen mehrere
Personen, die sie persönlich kannten, gegenüber taz.
## „Keinen drastischen Wandel gefordert“
Auch Al-Rasheed sagt: „Sie hat keinen drastischen Wandel gefordert.“ MBS
gehe gegen alle vor, deren Meinung abweiche. Dass Basmah zudem aus einem
anderen Zweig der riesengroßen Königsfamilie kommt (laut Stammbaum hatte
allein König Saud 110 Kinder*) und international gut vernetzt ist, macht
sie zu unbequem. Basmah wuchs im Libanon auf und studierte in
Großbritannien, der Schweiz und Syrien.
Ihre Unterstützer*innen hoffen jetzt, dass sie, wenn im April der
Ramadan beginnt, entlassen wird. Die saudischen Behörden werfen Basmah vor,
sie habe damals illegal das Land verlassen wollen. Ihre Tochter soll einen
Staatsangestellten angegriffen haben.
Warum die beiden immer noch im Gefängnis sitzen, erklärt das allerdings
nicht. Nach saudischem Recht dürfen Personen maximal sechs Monate ohne
Anklage festgehalten werden. Von einer solchen ist nichts bekannt. Auf eine
Anfrage der taz antwortete die saudische Botschaft in Berlin nicht.
* Korrektur, 15. März 2021: In einer früheren Version dieses Artikels hieß
es, König Saud habe 115 Kinder gehabt. Nach offiziellen [5][Angaben der
König-Saud-Stiftung] sind es 110.
14 Mar 2021
## LINKS
[1] /Reporter-ohne-Grenzen-und-Saudi-Arabien/!5754501
[2] /Frauenrechtlerin-in-Saudi-Arabien/!5751689
[3] /Machtkampf-in-der-Familie-Saud/!5457770
[4] https://www.bbc.com/arabic/middleeast/2012/04/120409_suadi_arabia_princes_v…
[5] https://thekingsaudlibrary.org/ar/history/king-saud-family-tree/
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Saudi-Arabien
Mohammed bin Salman
Monarchie
Saudi-Arabien
Saudi-Arabien
Feinde der Pressefreiheit
Joe Biden
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