| # taz.de -- Österreich will mehr Wehrdienstleistende: Beschränkte Tauglichkeit | |
| > Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner lockert die | |
| > Musterungsbedingungen der Wehrpflicht. Womöglich, weil ihr das Personal | |
| > fehlt. | |
| Bild: Rekruten vor der Angelobung am Nationalfeiertag auf dem Heldenplatz in Wi… | |
| Warum sollte ein Plattfüßiger nicht die Gulaschkanone bedienen oder ein | |
| Kurzsichtiger Telefondienst schieben können? Diese Überlegungen liegen | |
| einer Verordnung der österreichischen Verteidigungsministerin Klaudia | |
| Tanner zugrunde, die am 1. März die Tauglichkeitskriterien für das | |
| Bundesheer neu definiert. | |
| Teiltauglich heißt das Zauberwort, das Österreichs Armee mehr | |
| Grundwehrdiener und den humanitären Organisationen mehr billige Zivildiener | |
| verschaffen soll. Als ich noch [1][vor Einführung des Zivildienstes] meinen | |
| Wehrdienst ableistete, gab es Rekruten, die nach wenigen Tagen | |
| ausgemustert wurden. Einer war so übergewichtig, dass er in keine Uniform | |
| passte, ein anderer war intellektuell überfordert. Beim Bundesheer! Wie sie | |
| bei der Musterung durchgerutscht sind, ist nicht bekannt. Sie wären wohl | |
| nicht einmal teiltauglich. | |
| Inzwischen fällt fast jeder Vierte bei der Musterung durch. Von 40.500 | |
| Stellungspflichtigen des Jahrgangs 1998 waren 9.900 untauglich. Sie haben | |
| Allergien, sind psychisch instabil, adipös oder schlicht zu unsportlich. | |
| Zwar ist dieser Anteil über die letzten Jahre konstant geblieben, doch | |
| sinken die Geburtenzahlen. 2001 wurden nur mehr 37.000 zur Stellung | |
| gerufen. Da rächt sich auch die geringe Einbürgerungsquote. | |
| ## Knapp 50 Prozent verweigern | |
| Als vor acht Jahren die Bevölkerung befragt wurde, [2][ob man den | |
| Wehrdienst] nicht besser durch ein Berufsheer ersetzen sollte, stimmten | |
| fast 60 Prozent dagegen. Das wichtigste Argument lieferten die | |
| Blaulichtorganisationen, denen die billigen Zivildiener verlorengingen: Wo | |
| keine Wehrpflicht, da auch kein Wehrersatzdienst. Derzeit entscheiden sich | |
| über 40 Prozent der Tauglichen für den Zivildienst, in Wien sind es über 50 | |
| Prozent. | |
| Ähnliche Argumente [3][werden von ÖVP] und Grünen heute auch zugunsten der | |
| Teiltauglichkeit ins Treffen geführt. Der Zivildienst ist eine Alternative | |
| für voll Wehrtaugliche ab 17. Da haken auch die Gegner der Teiltauglichkeit | |
| ein, wie Paul Stich, der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, am Montag | |
| [4][in einem Gastkommentar] im Standard. | |
| Statt Zivildiener mit 347 Euro monatlich abzufinden, sollte man sie | |
| anständig entlohnen. Dann würden dem Roten Kreuz die Rettungsfahrer nicht | |
| ausgehen. Das Thema bleibt umstritten. Mit dem Verordnungsweg erspart sich | |
| Ministerin Tanner eine Debatte im Parlament. | |
| 1 Mar 2021 | |
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| [1] /Wehrbeauftragte-Hoegl-ueber-Wehrpflicht/!5698177 | |
| [2] /Wiedereinfuehrung-der-Wehrpflicht/!5694240 | |
| [3] /Kurz-Vorstoss-fuer-einen-Gruenen-Pass/!5750626 | |
| [4] https://www.derstandard.at/story/2000124540820/teiltauglichkeit-untauglich | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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