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# taz.de -- Tierschutz in Frankreich: Aus für den Online-Schoßhund
> Ab 2024 dürfen Tierhandlungen in Frankreich keine Hunde und Katzen mehr
> verkaufen. So will Paris den Rückstand beim Tierschutz aufholen.
Bild: In Frankreich wird man auch online bald keine Hunde und Katzen mehr kaufe…
Paris taz | Spätestens ab 1. Januar 2024 dürfen in Frankreich
Tierhandlungen keine Hunde und Katzen mehr verkaufen. Das steht in einem am
Mittwochabend von den [1][Abgeordneten der Nationalversammlung]
verabschiedeten Ergänzungsantrag zum Gesetz gegen Tiermisshandlungen. Zudem
wird der Verkauf von Tieren über Annoncen von Internetanbietern generell
verboten. „Ein kleiner Schritt für die Politiker, ein Riesensprung für die
Kätzchen“, kommentiert der Rundfunksender RTL.
Der Fortschritt für den Tierschutz mutet aus Sicht der
Tierliebhaber:innen bestimmt gering an. Doch in Frankreich – wie in
vielen anderen Ländern auch – ist in der Politik der Tierschutz ein
emotionsgeladenes Thema, das heftigste Konfrontationen auslöst. Nicht
zufällig wurden die besonders umstrittenen Forderungen in den Bereichen
Jagd und Tierzucht in dieser Debatte tunlichst ausgeklammert.
Die Regierung hatte denn auch den Antrag für das Verkaufsverbot in den
„Animaleries“, den Tierhandlungen, nicht unterstützt und sich lediglich f�…
Restriktionen beim Onlinekommerz mit Haustieren ausgesprochen. Diese Käufe
auf den populärsten Onlinemarktplätzen sollen laut Tierschutzverbänden
heute fast 80 Prozent aller Haustierkäufe ausmachen.
In Frankreich wünschen zwar laut einer jüngsten Umfrage 64 Prozent der
Befragten strengere Regeln für die Anschaffung von Haustieren, um vor allem
unüberlegte Käufe zu vermeiden. Gerade dem soll nun das Verbot des
lockenden Angebots in Schaufenstern der Tierhandlungen begegnen. Damit
nicht wie früher auf Bitten der Kinder Eltern nachgeben und spontan ein
allzu niedliches Katzen- und Hundebaby kaufen, für die sie gar keinen Platz
haben oder mit dem sie ein paar Monate später nichts anzufangen wissen.
## Jedes Jahr mehr als 100.000 Haustiere ausgesetzt
Die Familien, die in Zukunft bei zugelassenen Züchtern Kätzchen oder
Hundewelpen erwerben möchten, müssen sich informieren und bestätigen, dass
sie in der Lage sind, die Tiere korrekt zu halten. Bei einer
Vernachlässigung drohen heftige Strafen. Wer seinen Hund auf der Straße
aussetzt, kann zu 30.000 Euro Geldstrafe und bis zu zwei Jahren Haft
verurteilt werden.
Jedes Jahr werden in Frankreich mehr als 100.000 Haustiere ausgesetzt, nur
knapp die Hälfte davon können in den ständig überlasteten Zwingern des
[2][französischen Tierschutzverbands SPA] aufgenommen werden. Die SPA hat
aus diesem Grund zusammen mit anderen Vereinigungen gegen Tierquälerei seit
Langem gesetzliche Maßnahmen gegen diese Kommerzialisierung von Haustieren
und strengere Vorschriften für private Tierhalter gefordert.
Mit Petitionen, für die mehr als eine Million Unterschriften gesammelt
wurden, machten die Tierfreunde/innen Druck auf die Politik. Ein Ergebnis
davon ist, dass die meisten einschlägigen Läden am Quai de la Mégisserie in
Paris bereits heute keine Hunde und Katzen mehr zum Kauf anbieten oder gar
ganz geschlossen haben.
## Verbot der Online-Tierkäufe nicht genug
Doch das Verbot der Online-Tierkäufe ist den Tierschützern nicht genug. Sie
fordern auch strengere Regeln für die Wildtierhaltung in Zoos und im
Zirkus. Darüber wird derzeit diskutiert. Neue Regeln sind zwar auch hier zu
erwarten, aber nicht längst nicht beschlossen. Der derzeit wegen der
Coronapandemie geschlossene Asterix-Freizeitpark im Norden der
französischen Hauptstadt ist den geplanten Tierschutzverordnungen
zuvorgekommen mit der Ankündigung, das Delfinarium samt der bei den
Besucher:innen beliebten Delfinshow werde definitiv geschlossen.
Was genau mit den bisher speziell dressierten Delfinen geschehen soll, ist
nicht bekannt. Auch die meisten Wanderzirkusunternehmen müssen sich
aufgrund der voraussichtlich demnächst strikten Verbote der Haltung von
Wildtieren umstellen und auf ihre Nummern mit Raubtieren und Elefanten
verzichten.
Trotzdem ist Christophe Marie, Sprecher der Stiftung von Brigitte Bardot,
die in Frankreich trotz ihrer gelegentlich extremen oder rassistischen
Stellungnahmen eine Pionierrolle für einen strikten Tierschutz innehatte,
der Ansicht: „Frankreich hat in der EU einen großen Rückstand, und diese
Gesetzesänderungen sind erst der Anfang einer Besserung.“
Bezeichnenderweise würden aber bisher die viel heikleren „Fragen der
gefangen gehaltenen Wildtiere und die Jagd sowie die intensive Tierzucht“
ausgeklammert. „Das lässt für diese Debatte interessante Optionen offen“,
meint der Stiftungssprecher Marie hoffnungsvoll.
28 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www2.assemblee-nationale.fr/langues/willkommen-auf-der-deutschsprac…
[2] https://www.la-spa.fr/
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Tierschützer
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