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# taz.de -- Winterwetter macht das Radfahren schwer: Nicht ohne Helm!
> Viel Schnee: Da geht selbst die leidenschaftliche Fahrradfahrerin zu Fuß
> durch die Stadt. Andere fahren weiter. Beobachtungen im verschneiten
> Berlin.
Bild: Immer schön vorsichtig! Radfahrer eines Lieferservice auf der verschneit…
Berlin taz | Mit Mützen, Schals und Coronamasken vermummt kämpfen die
Fußgänger gegen den eisigen Wind an. Viele Menschen sind es nicht, die an
diesem Montagmittag durch die Kurfürstenstraße in Schöneberg hasten.
Radfahrer sind überhaupt nicht zu sehen. Bei anderen
Witterungsverhältnissen hätten schon Dutzende den Weg gekreuzt.
Aber es gibt sie, wenngleich vereinzelt. Der erste kommt einem vom leicht
abschüssigen Eingang des Parks am Gleisdreieck entgegen. Seine Füße hängen
herunter, um sie zum Bremsen zu benutzen. „Geht doch!“, ruft der Mann und
strahlt. Seine Wangen sind rot gefrorenen, einen Helm trägt er nicht.
So viel Schnee und Minusgrade wie jetzt hat es in Berliner Gefilden lange
nicht mehr gegeben. Früher hatte man selbst zu diesen Hardcore-Radler
gehört, die bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit unterwegs sind. Noch
in guter Erinnerung ist einem der Winter, als es einen beim Abbiegen in die
Friedrichstraße aus der Kurve auf die spiegelglatte Fahrbahn geschleudert
hatte. Man hatte verdammt Glück gehabt, denn man trug keinen Helm. Nach
kurzer Benommenheit zittrig aufgerichtet, den verbogenen Lenker gerichtet
und weiter ging es. Es war nicht der einzige Sturz dieser Sorte.
Eine taz-Kollegin kam am Montag mit einem Rad mit Spikes zur Arbeit. Sie
wollte sich in Coronazeiten nicht in die U-Bahn quetschen, um zu Fuß zu
gehen, ist ihr Weg zu weit. Für ein altes Rad hatte sie sich Reifen mit
Metallnoppen gekauft. Sie hat die Variante 200 Noppen pro Reifen gewählt.
Bei der Hinfahrt zur Arbeit hätten sich die Reifen bewährt, schwärmt die
Kollegin.
## „Neuschnee mit Spikes kannste knicken“
Ganz anders bei der Rückfahrt – in der Zwischenzeit hatte es heftig
geschneit. Es sei ein Gefühl wie durch Sand zu fahren. „Ständig wirst du
ausgebremst.“ Fazit der Kollegin: „Neuschnee mit Spikes kannste knicken.“
Spikes seien auf vereisten Flächen oder auf festgefahrenem Schnee zu
empfehlen, schreibt der [1][Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADF]C auf
seiner Homepage. Auch noch andere Tipps zum Radfahren bei Eis und Schnee
sind dort zu finden: Bei rutschigem Untergrund in den Kurven am besten
weder treten noch bremsen. Und wenn bremsen, dann früh und maßvoll und
möglichst mit der Hinterradbremse. Auch den Sattel tiefer stellen sei eine
Möglichkeit, weil man mit den Füßen leichter den Boden erreiche. Allerdings
schädige eine falsche Sitzhöhe auf Dauer die Knie.
Auch mit der Frage der ungeräumten Radwege hat sich der ADFC befasst – „ein
großes Ärgernis und nicht ungefährlich“. Die Kommunen seien nach einem
Urteil des Bundesgerichtshofs verpflichtet, „verkehrswichtige“
innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen. Dennoch würden Radwege
häufig als letztes geräumt. Der Tipp: In solchen Fällen immer die Straße
benutzen, auch wenn der Radweg durch das blaue Verkehrszeichen als
benutzungspflichtig gekennzeichnet ist. Wenn der Radweg nicht geräumt sei,
dürfe man auf die Straße ausweichen.
Illustriert hat der ADFC seine Ratschläge mit zwei Fotos. Das eine zeigt
einen Radfahrer ohne Helm. Man selbst hat beschlossen, das Rad die nächsten
Tage zu Hause zu lassen und zu Fuß zu gehen. Seit alle Sportstätten vom
Lockdown betroffen sind, tut man das in Ermangelung von Alternativen öfter.
Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen ist gar nicht so übel.
Zugegeben: Es kribbelt einen schon ein bisschen, durch die Winterlandschaft
zu radeln. Aber wenn man das täte, dann nicht mehr ohne Helm!
9 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.adfc.de/artikel/tipps-zur-fahrradpflege-im-winter
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Winterzeit
Fahrrad
Öffentlicher Nahverkehr
Schnee
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