| # taz.de -- Regierungskrise in Italien: Für Conte wird's eng | |
| > Die erste Hürde ist geschafft, doch schon kommt für Italiens Premier die | |
| > nächste. Nach der Vertrauensabstimmung im Unterhaus geht es in den Senat. | |
| Bild: „Conte, tritt zurück“: Protest im Parlament in Rom am Montag | |
| Rom ap | Um an der Macht zu bleiben, muss der italienische | |
| Ministerpräsident Giuseppe Conte die Vertrauensfrage im Senat stellen. Am | |
| Montagabend gewann er zwar die erste entsprechende Abstimmung im Unterhaus, | |
| doch keine 24 Stunden später könnte es schwieriger für ihn werden. | |
| Vergangene Woche [1][hatte Contes Regierung die Mehrheit verloren], nachdem | |
| die kleine Partei von Ex-Regierungschef Matteo Renzi, Italia Viva, ihre | |
| Verantwortlichen abzog. Danach musste der politisch angeschlagene Conte | |
| eine Vertrauensabstimmung im Unterhaus fordern – und gewann sie, weil | |
| Renzis Seite sich enthielt. Das Votum fiel mit 321 Abgeordneten für Conte, | |
| 259 gegen ihn und 27 Enthaltungen. | |
| Im Senat hat Renzis Partei 18 Mitglieder. Conte wäre hier nicht nur auf | |
| eine Enthaltung von Italia Viva angewiesen, er müsste auch Ja-Stimmen | |
| anderer Parteien gewinnen, die nicht zur Regierung gehören. | |
| Vor den Abgeordneten räumte Conte ein, dass es im Kampf gegen die | |
| beispiellose [2][Coronapandemie] Fehler gegeben habe, doch könne das | |
| Kabinett das „Haupt aufrecht halten“. Aus seiner Sicht habe die Regierung | |
| mit äußerster Umsicht und Achtung vor heiklen Kräfteverhältnissen agiert, | |
| vor allem mit Blick auf die Verfassung und daraus resultierenden Folgen für | |
| die italienischen Bürger. | |
| ## Unmut im ganzen Land | |
| Renzi bekam für sein als Ränkespiel kritisiertes Manöver reichlich | |
| Gegenwind, verteidigte sich aber mit dem Argument, dass Conte sonst zu viel | |
| Macht auf sich vereinen würde. | |
| Konkret dreht sich der monatelange Streit um die Frage, wie rund 200 | |
| Milliarden Euro aus einem EU-Coronawiederaufbaufonds einzusetzen seien. Das | |
| Geld soll Italien aus einer jahrelangen wirtschaftlichen Misere | |
| heraushelfen, die sich durch die Pandemie verschlimmert hat. Renzi warf | |
| Conte Alleingänge bei der Entscheidung über die Nutzung der Mittel vor und | |
| monierte, dass der Ministerpräsident häufig per Dekret agiere und nicht das | |
| Parlament einbinde. | |
| Conte zeigte sich in seiner Rede vor dem Unterhaus perplex, dass es | |
| ausgerechnet jetzt zu einer Regierungskrise gekommen sei. Dafür sehe er | |
| „keine plausible Grundlage“ in einer Zeit, in der „die Pandemie noch immer | |
| in vollem Gange ist“, erklärte er. Die Entwicklungen in Rom hätten „stark… | |
| Unmut“ im ganzen Land hervorgerufen, gerade da nun die Prioritäten darauf | |
| liegen sollten, das Coronavirus zu bekämpfen und die Wirtschaft | |
| wiederzubeleben. | |
| 19 Jan 2021 | |
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