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# taz.de -- Kinderschutzbeauftragte über Grenzen: „Es ist nicht immer alles …
> Sie engagiert sich beim VfL Pinneberg für den Kinderschutz: Jana
> Glindmeyer hat den Publikumspreis beim Wettbewerb „Sterne des Sports“
> gewonnen.
Bild: Beim Turnen sind Hilfestellungen oft notwendig – doch wo ist die Grenze?
taz: Wie vermitteln Sie [1][Kindern im Sportverein], Nein zu sagen?
Jana Glindmeyer: Wir präsentieren unseren Comic „Stopp! Nicht mit mir!“ in
den Trainingsgruppen und machen die Kinder so darauf aufmerksam, dass sie
Rechte haben und Nein sagen sollen, wenn ihr Bauchgefühl ihnen sagt, dass
gerade nicht richtig ist, was passiert. Und auch, dass sie danach bitte mit
jemandem drüber sprechen sollen – mit mir, den Eltern oder Trainern
Wie sind die Rückmeldungen?
Durchweg positiv. Ich bin immer wieder überrascht, wie interessiert die
Kinder sind. Die fragen und staunen und sprechen danach auch noch viel
darüber.
Worüber staunen sie?
Über das, was ihnen passieren kann. Oder weil ihnen vielleicht so etwas
schon mal passiert ist und sie in dem Moment realisieren, dass sie hätten
Nein sagen können. Beispielsweise, wenn Trainer regelmäßig in die
Umkleidekabine kommen. Manchmal ist ihnen nicht bewusst, dass sie den Mund
aufmachen können. Viele haben im Kopf: „Der Trainer sagt etwas und ich muss
das immer alles machen.“
Ist das [2][ein No-Go], ein Trainer in der Umkleide?
Wenn Randale ist, jemand um Hilfe schreit oder die einfach nicht zu Potte
kommen und man dann anklopft, die Tür einen Spalt aufmacht und sagt: „Hey,
was macht ihr da“, ist das völlig okay. Aber dieses regelmäßige Reinkommen,
ohne auf die Kinder zu achten und ihnen eine Chance zu geben, zu sagen,
„wir ziehen uns noch um“, geht nicht.
Sie haben vor einigen Jahren gemeinsam mit Kindern eine Ampel entwickelt,
die Verhaltensweisen einordnen soll. Was steht bei Rot?
Zum Beispiel zur Begrüßung an den Hintern packen, Berührungen im
Intimbereich, körperliche und seelische Überlastung, Nacktbilder,
Vergewaltigung.
Warum ist es gerade im Sport so wichtig, bei diesen Themen sensibel zu
sein?
Der Übergang von dem, was geht und was nicht geht, ist oft fließend. Es
gibt Situationen, die sind körperlich, zum Beispiel Hilfestellungen beim
Turnen, damit das Kind sich nicht verletzt. Es gibt da keine Grenze, es
geht ineinander über. Das macht es auch den Trainern schwer. Wir hoffen,
dass wir durch den Comic und indem wir den Kindern sagen, dass sie Nein
sagen dürfen, auch die Trainer schützen, und dass beide Seiten wissen, was
in Ordnung ist und was nicht.
Finden Sie, wir sprechen zu wenig über Gewalt und sexuellen Missbrauch im
Sport?
Auf jeden Fall. Auch darüber, was überhaupt passieren kann – es ist eben
nicht immer nur alles schön. Und wenn doch gesprochen wird, dann über die
negativen Sachen. Aber dann ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen.
Ich finde den präventiven Weg viel besser.
Wie haben Sie gelernt, Nein zu sagen?
Durch meine Eltern. Wir durften immer eine eigene Meinung haben. Ich
glaube, dass viele Kinder heute anders erzogen werden, dass sie zu Hause
nicht laut werden dürfen.
25 Jan 2021
## LINKS
[1] /Sexualisierte-Gewalt-gegen-Kinder-im-Sport/!5717515
[2] /Deutsche-Turnerinnen-beklagen-Gewalt/!5735799
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Pinneberg
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Sportvereine
Gewalt im Sport
Kinderschutz
Schwerpunkt #metoo
Judo
Turnen
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