# taz.de -- Weitere Milliarden für Reisekonzern: Staat kann bei TUI einsteigen | |
> Nach der EU-Kommission stimmen auch die Aktionär:innen des | |
> Tourismusmarktführers einer Kapitalerhöhung und staatlicher Beteiligung | |
> zu. | |
Bild: Die EU-Kommision und die Bafin machen den Weg zu Milliarden-Staatshilfen … | |
DÜSSELDORF/BRÜSSEL afp/rtr/dpa | Die Aktionär:innen des angeschlagenen | |
Reisekonzerns TUI haben den Weg für die geplante Kapitalerhöhung aus dem | |
dritten Rettungspaket freigemacht. Bei der außerordentlichen | |
Hauptversammlung am Dienstag votierten Anteilseigner mit großer Mehrheit | |
für diesen Schritt, wie Aufsichtsratschef Dieter Zetsche bekanntgab. Durch | |
die Kapitalerhöhung sollen TUI rund eine halbe Milliarde Euro zufließen. | |
Der deutsche Staat kann sich nach der Lufthansa nun auch in größerem Umfang | |
an der TUI als einem weiteren angeschlagenen Unternehmen der Reisebranche | |
beteiligen. Die Eigner des schwer von der Corona-Krise getroffenen | |
Touristikkonzerns stimmten am Dienstag mit großer Mehrheit einem | |
entsprechenden Recht zum Umtausch von Vermögenseinlagen in Aktien zu. Damit | |
ist der Weg für den Bund frei, mit insgesamt bis zu 25 Prozent plus einem | |
Anteilsschein bei der TUI einzusteigen – in dieser Höhe hätte er auch eine | |
Sperrminorität und somit ein Mitspracherecht bei weiteren zentralen | |
Entscheidungen. | |
Das Unternehmen hatte seine Eigentümer wegen der Pandemie-Beschränkungen | |
online zusammengerufen. Hintergrund der Hilfen ist die Krise, in die der | |
Konzern durch die Corona-Pandemie gerutscht ist. Zetsche hatte bereits im | |
vergangenen Frühjahr angekündigt, 8.000 Stellen zu streichen. [1][Seitdem | |
hatte TUI zwei umstrittene milliardenschwere Rettungspakete über insgesamt | |
3 Milliarden Euro erhalten]. | |
Der erneuten Hilfen und der Einstieg des Bundes, gehören zu einem dritten | |
Paket über weitere 1,8 Milliarden Euro, das Anfang Dezember geschnürt wurde | |
und allein staatlicherseits mit 1,25 Milliarden Euro gefüllt wird. Die | |
EU-Kommission hatte am Montagabend in Brüssel erklärt, dass die | |
wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen dafür aus ihrer Sicht erfüllt | |
sind. Schließlich sei die Unterstützung an Auflagen geknüpft. So darf TUI | |
während der staatlichen Beteiligung keine anderen Unternehmen übernehmen | |
und keine Dividenden ausschütten. Auch für die Vergütung der | |
Geschäftsleitung gibt es Einschränkungen. | |
## Neue Aktien sollen 500 Millionen Euro bringen | |
Im Einzelnen geht es dabei um eine stille Beteiligung von 420 Millionen | |
Euro, die der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds laut Beschluss der | |
Aktionäre nun in direkte Anteilsscheine umwandeln darf. Zudem umfasst das | |
Paket eine ebenfalls wandelbare Anleihe im Wert von 150 Millionen Euro, für | |
die bereits im Spätsommer die wesentlichen Bedingungen geklärt worden | |
waren. Hinzu kommt jetzt noch eine zweite, allerdings nicht wandelbare | |
stille Beteiligung von bis zu 680 Millionen Euro. Die genaue Ausschöpfung | |
dieses letzten Teils ist unter anderem abhängig davon, [2][ob sich das Land | |
Niedersachsen am TUI-Hauptsitz Hannover bereit erklärt, eine Summe von bis | |
zu 400 Millionen Euro mit einer eigenen Garantie abzusichern]. Dies ist – | |
wie auch die Frage staatlicher Beteiligungen an Aktiengesellschaften | |
generell – umstritten, wie bereits bei der Lufthansa oder bei der | |
Commerzbank in der Finanzkrise nach 2008. | |
Außerdem brachten die TUI-Aktionäre am Dienstag ebenfalls mit großer | |
Mehrheit eine Kapitalerhöhung von rund 500 Millionen Euro auf den Weg. Die | |
zusätzlichen Aktien sollen ergänzendes Geld in die Kasse bringen. Die | |
Beteiligungsfirma der russischen Milliardärsfamilie Mordaschow hatte sich | |
als bisher größter Eigner schon vorab verpflichtet, ihre Bezugsrechte voll | |
wahrzunehmen.Der Bezugspreis für die neuen Aktien liegt bei 1,07 Euro. Der | |
größte TUI-Aktionär Unifirm um die russische Milliardärsfamilie Mordaschow | |
hatte bereits zugesagt, mindestens im Umfang seiner Beteiligung von knapp | |
25 Prozent neue Papiere zu zeichnen. | |
5 Jan 2021 | |
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