# taz.de -- Coronabekämpfung in Südafrika: Zu wenig Impfstoff, zu wenig Geld | |
> Die Armen müssen warten, bis die Reichen versorgt sind: Das Beispiel | |
> Südafrika zeigt die globale Impf-Ungerechtigkeit. | |
Bild: Strenger Lockdown in Südafrika: selbst die Strände sind trotz Hitze ges… | |
KAPSTADT taz | Es ist Sommer in Südafrika, doch die täglichen | |
Covid-19-Infektionsraten sind so hoch wie nie. Seit Ende Dezember herrscht | |
erneut strenger Lockdown mit Alkoholverbot und Ausgangssperre ab 21 Uhr. | |
Selbst der Zugang zu den Stränden ist bei sommerlicher Hitze verboten und | |
wird von Polizei und Militär kontrolliert. Mehrere Krankenhäuser haben | |
bereits gemeldet, dass sie keine Patient*innen mehr aufnehmen können. Die | |
südafrikanische Mutation des Virus mit der Bezeichnung 501.V2 wird | |
mitverantwortlich für die Eskalation gemacht, erstmals in dem Ausmaß auch | |
bei Jüngeren. | |
Während die Regierung für ihr entschlossenes Handeln während der ersten | |
Welle viel Anerkennung erhalten hatte, gibt es dieses Mal Kritik – vor | |
allem, weil es scheinbar keinen Plan gab, um die in reichen Ländern | |
begonnenen Impfungen auch für Südafrika zu ermöglichen. | |
Noch am 28. Dezember hatte Präsident Cyril Ramaphosa erklärt, dass vor dem | |
zweiten Quartal 2021 nicht mit Impfungen zu rechnen sei. Intern war bekannt | |
geworden, dass die finanziellen Mittel selbst dann für nur höchstens zehn | |
Prozent der Bevölkerung reichten. „Völlig inakzeptabel“, sagt ein Aktivist | |
aus dem Kapstädter Township Masiphumelele. „Wir haben gezeigt, dass wir | |
Aids in den Griff bekommen. Warum sollen wir jetzt warten und sterben?“ Es | |
ist zu Protesten gekommen. Ein am 2. Januar gestarteter Aufruf „Impfstoff | |
für Südafrika jetzt!“ wurde innerhalb von Stunden von Zehntausenden | |
unterzeichnet. | |
Als die Spannung eskalierte, ging Gesundheitsminister Zweli Mkhize am | |
Sonntag an die Öffentlichkeit und erklärte: „Ab Februar werden wir Verträge | |
mit Pharmafirmen abschließen, deren Impfstoffe uns am sichersten und | |
wirksamsten unter den Bedingungen Südafrikas erscheinen. Unser Ziel ist, | |
dass Ende 2021 etwa 40,3 Millionen Menschen geimpft sind. Das entspricht 67 | |
Prozent unserer Bevölkerung und wird damit eine weitere Verbreitung von | |
Covid-19 radikal verhindern können.“ | |
Mit den „Bedingungen Südafrikas“ meint der Minister, dass bestimmte | |
Impfstoffe, die bei minus 70 Grad aufbewahrt werden müssen, in den meisten | |
Krankenhäusern nicht gelagert werden können. Auch richtet sich das | |
besondere Interesse auf Impfstoffe, die nicht zweimaliges Impfen erfordern, | |
sondern bereits bei einem Mal wirksam werden, selbst wenn die Immunisierung | |
nur bei 70 statt bei 95 Prozent liegen sollte. | |
Die Debatten in Südafrika machen wieder einmal deutlich, dass das | |
[1][Problem einer gerechten Verteilung der Impfstoffe weltweit noch nicht | |
gelöst ist]. Was lange befürchtet worden war, ist nun Realität: Die Armen | |
sollen warten, bis die Reichen gut versorgt sind. | |
Bis Ende Dezember sind weltweit 10 Milliarden Impfstoffdosen bestellt | |
worden, davon mehr als die Hälfte von wohlhabenden Ländern, die zusammen | |
jedoch nur 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Die mit | |
vorbildlichen Motiven von der Weltgesundheitsorganisaion (WHO) | |
mitgegründete Impfkampagne „Covax“, um gerade auch armen Ländern den Zuga… | |
zum Impfstoff zu sichern, hat bislang weltweit nur an 18. Stelle bestellen | |
können und liegt damit selbst hinter Ländern wie Indien, die inzwischen | |
zusätzlich eine eigene Impfstoffproduktion planen. | |
Zusätzlich wurde bekannt, dass Pharmafirmen wie Johnson & Johnson zwar | |
ihren Impfstoff in Südafrika testen, jedoch ohne Zusage, dass er dann auch | |
hier zugänglich wird. [2][Testpersonen] erhalten für ihr persönliches | |
Risiko umgerechnet etwa 20 Euro. | |
5 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-Impfstoff-im-Globalen-Sueden/!5735246 | |
[2] /Medikamententests-gegen-Corona/!5685706 | |
## AUTOREN | |
Lutz van Dijk | |
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