| # taz.de -- Oppositionspolitiker nach Wahl in Uganda: Staat fürchtet Bobi Wine | |
| > Der Oppositionspolitiker Bobi Wine erhielt bei der Präsidentschaftswahl | |
| > knapp 35 Prozent der Stimmen. Seitdem befindet er sich in Hausarrest. | |
| Bild: Spricht von Wahlbetrug in Uganda: Bobi Wine | |
| Berlin taz | Er ist der Shootingstar der ugandischen Politik, aber | |
| möglicherweise ist seine Karriere schon wieder zu Ende. Bobi Wine, wie | |
| Robert Kyagulanyi Ssentamu sich nennt, ist aus dem Nichts zum wichtigsten | |
| Oppositionspolitiker Ugandas geworden. Nach eigener Überzeugung hat er die | |
| Wahl vom vergangenen Donnerstag gewonnen und die Herrschaft von | |
| [1][Präsident Yoweri Museveni] nach knapp 35 Jahren beendet. Dem amtlichen | |
| Ergebnis zufolge ist Bobi Wine allerdings gescheitert. Seit den Wahlen | |
| befindet er sich faktisch unter Hausarrest. | |
| Knapp 35 Prozent erhielt der Jungpolitiker offiziell. Selbst das wäre ein | |
| sensationelles Ergebnis für Bobi Wine, der bei den Wahlen vor fünf Jahren | |
| noch überhaupt keine Rolle spielte. Damals war der 1982 geborene Mann noch | |
| Filmschauspieler und Rapmusiker, der nach seinem Studium an der | |
| Makerere-Universität in Ugandas Hauptstadt Kampala bekifft mit Dreadlocks | |
| auftrat und mit seiner Band Ghetto Republic of Uganja – ein Wortspiel aus | |
| dem Landesnamen Uganda und einem Slangbegriff für Marihuana – für nicht nur | |
| positive Aufmerksamkeit sorgte. | |
| „Präsident von Uganja“ nannte er sich oder „Ghetto President“. Und als | |
| Staatspräsident Museveni vor den Wahlen 2011 selbst zu Rapmusik griff, um | |
| sich bei der Jugend anzubiedern, und damit Ugandas Musiker zur Parteinahme | |
| zwang, war Bobi Wines Position klar: in der Opposition, auf der Seite der | |
| frustrierten, kreativen und aufsässigen Slumjugend in einem Land mit dem | |
| schnellsten Bevölkerungswachstum der Welt und nur geringen Chancen für die | |
| junge Generation. | |
| Die alten Oppositionsparteien Ugandas verblassten, der junge Scharfmacher | |
| Bobi Wine war der neue Star. 2017 ließ er sich als Parteiloser unter der | |
| Parole „People Power“ ins Parlament wählen, frisiert und aufgeräumt, aber | |
| provokant und rebellisch. Der Staat erkannte die Gefahr sofort. Sein Fahrer | |
| wurde erschossen, er wurde verhaftet und gefoltert, musste monatelang ins | |
| Ausland, nahm sich US-Anwälte. Bobi Wine wurde schneller zum Staatsfeind | |
| als er sich politisch überhaupt festigen konnte. Er verkündete 2019 seine | |
| Präsidentschaftskandidatur und machte aus seiner Bewegung „People Power“ | |
| die Partei National Unity Platform (NUP), weitgehend als Einmannshow. | |
| Bobi Wines Wahlkampf unter Coronabedingungen wurde zum Hürdenlauf, mit | |
| Festnahmen, Beschuss und körperlicher Gewalt. Allein das genügte; | |
| politische Inhalte musste er gar nicht mehr vorbringen. Seine Kritiker | |
| werfen ihm vor, gar keine zu haben. | |
| Andere merken an, dass der ugandische Staat ungewöhnlich viel Energie zur | |
| Bekämpfung eines Menschen aufwendet, den er zugleich als Mischung aus | |
| verachtenswertem Nichtsnutz und gefährlichem Putschisten beschimpft. Nun | |
| sitzt Bobi Wine von Soldaten belagert in seinem Haus in Kampala. An seinem | |
| Schicksal, nicht so sehr dem des ewigen Präsidenten, entscheidet sich | |
| Ugandas politische Zukunft. | |
| 17 Jan 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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