# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Einschränkung des Bewegun… | |
> Bund und Länder beraten über Coronaregeln. Eine Beschränkung des | |
> Bewegungsradius wird diskutiert. Großbritannien verhängt einen harten | |
> Lockdown. | |
Bild: So bleibt es wohl vorerst: die verlassene Innenstadt Hannovers Anfang Jan… | |
## Eingeschränkte Bewegungsfreiheit laut Beschlussvorschlage | |
Bund und Länder wollen die Bewegungsfreiheit in Corona-Hotspots | |
verschärfen: In Landkreisen mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 200 | |
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sollen die Länder weitere lokale | |
Maßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz zur Einschränkung des | |
Bewegungsradius auf 15 Kilometer um den Wohnort entweder prüfen oder | |
anordnen, heißt es in dem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden | |
Entwurf für die Coronabeschlüsse von Bund und Ländern. Dies gelte, sofern | |
kein triftiger Grund vorliege. „Einkaufen, Reisen und tagestouristische | |
Ausflüge stellen explizit keinen triftigen Grund dar“, heißt es in der | |
Vorlage. Als strittig gilt in den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel | |
mit den 16 Ministerpräsidenten aber noch, ob die Länder diese Maßnahmen nur | |
prüfen oder gleich anordnen sollen. (rtr) | |
## Kontroverse über Bewegungsradius vor Bund-Länder-Runde | |
Vor den Beratungen zur Verlängerung des Coronalockdowns haben Bund und | |
Länder teilweise kontrovers über noch offene Fragen diskutiert. Nach | |
Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen wurde am | |
Dienstagvormittag unter anderem beraten, ob es in Kreisen mit einer hohen | |
Neuansteckungsrate Einschränkungen des erlaubten Bewegungsradius um den | |
Wohnort geben soll. Es war aber noch offen, ob der Punkt wirklich in das | |
Beschlusspapier aufgenommen wird. Eine Entscheidung sollte es erst in der | |
Runde der Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Nachmittag | |
geben. Der ursprünglich für 11.00 Uhr geplante Auftakt wurde um zwei | |
Stunden nach hinten geschoben. | |
Nach einem [1][Bericht des Wirtschaftsmagazins Business Insider] soll | |
Merkel den Vorschlag am Montagabend in einer Vorbesprechung unterbreitet | |
haben. Zuvor hatte in einer weiteren Runde auch nach Informationen der | |
Deutschen Presse-Agentur eine Expertin des Max-Planck-Instituts erklärt, | |
dass es zur Senkung der Infektionszahlen „möglicherweise“ eine | |
„Stay-at-home“-Anordnung beziehungsweise einen eingeschränkten maximal fü… | |
Kilometer großen Bewegungsradius um den Wohnsitz brauche. Sinnvoll sei auch | |
eine Reduktion der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr auf 25 Prozent der | |
Sitzplätze. | |
Eingeschränkte Bewegungsradien gibt es in Deutschland bisher nur in | |
Sachsen, hier dürfen sich die Menschen maximal 15 Kilometer von ihrem | |
Wohnort entfernen. Auch in Thüringen hatte Ministerpräsident Bodo Ramelow | |
(Linke) eine entsprechende Regelung jüngst vorgeschlagen. Auch in anderen | |
Ländern – darunter Frankreich – wurde die Praxis in der Vergangenheit | |
bereits angewendet. (dpa) | |
## Bund-Länder-Gipfel am Dienstag | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt am Dienstag um 13 Uhr mit den | |
Ministerpräsident:innen der Länder zusammen, um über eine Verlängerung des | |
Mitte Dezember beschlossenen harten Lockdowns zu beraten. Seit 16. Dezember | |
sind viele Geschäfte in Deutschland, aber auch Schulen und Kitas dicht. | |
Während über eine Verlängerung des Lockdowns weitgehend Einigkeit herrscht | |
zwischen Bund und Ländern, dürften die Themen Schulöffnungen und Impfungen | |
in der Runde wahrscheinlich für Diskussionen sorgen. | |
Die Kultusminister:innen [2][hatten am Montag beschlossen], dass eine | |
Wiederaufnahme des Schulbetriebs in Stufen möglich ist – „sollte es die | |
Situation in den einzelnen Ländern zulassen“. CDU-Chefin Annegret | |
Kramp-Karrenbauer spricht sich unterdessen für einen vorsichtigen Kurs aus. | |
„Ich wünsche mir, dass wir in den Schulen und in den Kitas keine oder so | |
wenig Präsenz wie möglich haben“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in | |
Berlin. | |
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, | |
kritisierte die Pläne der Kultusminister:innen und forderte die | |
Ministerpräsident:innen zu Nachbesserungen auf. „Die Kultusminister haben | |
zwar einen Stufenplan vorgelegt – aber sie haben es versäumt, ihn mit | |
Angaben zu versehen, ab welchem Inzidenzwert welche Stufe greift“, sagte er | |
dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). | |
An mangelnder Impfstoffbeschaffung gibt es seit Tagen Kritik – auch aus der | |
SPD. CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer hat diese zurückgewiesen. Zwar gebe es | |
berechtigte Fragen und auch Verbesserungsbedarf in den Abläufen. Die | |
SPD-Kritik sei aber „der billige Versuch, inmitten der Pandemie Wahlkampf | |
zu machen“. | |
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) warf der SPD ebenfalls | |
parteipolitische Profilierungsversuche im Superwahljahr vor und warnte vor | |
einer Aufkündigung des überparteilichen Zusammenhalts in der | |
[3][Coronakrise]. „Deutschland hat sich in dieser Pandemie von anderen | |
Ländern unterschieden, indem die Krise nicht parteipolitisch aufgeladen | |
wurde. Das hat nur ein Akteur gemacht – die AfD“, sagte Kretschmer dem | |
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). | |
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wies Kritik an der | |
Impfstoffbeschaffung erneut zurück. „Zuerst einmal ist es weiterhin aus | |
meiner Sicht richtig, diesen europäischen Weg gegangen zu sein und zu | |
gehen“, sagte der CDU-Politiker am Montagabend im ZDF-“heute journal“. | |
Weiter bekräftigte Spahn: „Das Ziel ist tatsächlich, dass wir bis zum | |
Sommer jedem ein Impfangebot in Deutschland machen können.“ (dpa) | |
## Harter Lockdown in Großbritannien | |
Wegen der Ausbreitung der neuen Virusmutation werden die Coronamaßnahmen in | |
Großbritannien erneut verschärft. Der britische Premierminister Boris | |
Johnson kündigte am Montag einen sechswöchigen harten Lockdown in ganz | |
England an, der am Mittwoch in Kraft tritt. Auch die schottische Regierung | |
beschloss strenge Ausgangsbeschränkungen, die bereits von Dienstag an | |
gelten. | |
In England werden von Mittwoch an die Schulen geschlossen und es gilt eine | |
Ausgangssperre, wie Premierminister Johnson am Montagabend in einer | |
Fernsehansprache ankündigte. Die rund 56 Millionen Engländer:innen dürfen | |
ihr Zuhause dann nur noch in begründeten Fällen verlassen, etwa um zu | |
arbeiten, einzukaufen oder für Ärzt:innenbesuche. Arbeitnehmer:innen sollen | |
möglichst im Homeoffice arbeiten. Die strengen Maßnahmen sollen | |
voraussichtlich bis Mitte Februar aufrechterhalten werden. | |
In Großbritannien grassiert derzeit eine Mutation des Coronavirus, die | |
ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in | |
seiner bisherigen Form. | |
Rund 44 Millionen Engländer:innen sind bereits von einem harten Lockdown | |
betroffen, da in ihren Regionen die höchste Corona-Alarmstufe gilt. Nun | |
werden die Beschränkungen auf ganz England ausgeweitet. „Es ist klar, dass | |
wir mehr tun müssen, um diese neue Variante unter Kontrolle zu bekommen, | |
während die Impfstoffe verteilt werden“, sagte Johnson in seiner Ansprache. | |
Mit mehr als 75.000 Corona-Todesopfern zählt Großbritannien zu den am | |
schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern weltweit. Täglich | |
infizieren sich derzeit mehr als 50.000 Brit:innen mit dem neuartigen | |
Coronavirus. Am Montag wurden rund 59.000 Neuinfektionen gemeldet. Rund | |
27.000 Infizierte werden stationär behandelt. | |
Die Regierung in London setzt im Kampf gegen Corona auch auf eine schnelle | |
Impfkampagne. Am Montag begannen in Großbritannien die weltweit ersten | |
Impfungen mit dem gemeinsam vom britisch-schwedischen Konzern AstraZeneca | |
und der Universität Oxford entwickelten Impfstoff. Seit dem 8. Dezember | |
wurden bereits mehr als eine Millionen Brit:innen mit dem Impfstoff des | |
Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer geimpft. | |
Johnson gab das Ziel aus, alle Risikogruppen bis Mitte Februar zu impfen. | |
Bis dahin müssten die Bürger:innen aber wieder zu Hause bleiben, um das | |
Gesundheitssystem zu entlasten und „Leben zu retten“, betonte der | |
Regierungschef. (afp) | |
## Deutscher Ärztepräsident will einheitliche Impfstrategie | |
Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert ein bundesweit einheitliches | |
Vorgehen in der Corona-Impfkampagne. „Auch und gerade in einem föderalen | |
System“ müsse es bei einer so wichtigen Aufgabe wie der Bekämpfung der | |
Pandemie möglich sein, bundeseinheitlich koordiniert vorzugehen, sagte der | |
Präsident der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke Mediengruppe | |
(Dienstag). „Ein Potpourri länderspezifischer Regelungen, welche | |
Bevölkerungsgruppen zuerst geimpft werden und wie Impftermine vereinbart | |
werden können, führt nur zu Verunsicherung und stellt Krisenmanagement | |
infrage.“ | |
Die Menschen erwarteten, dass sich die Länder auf ein bundesweit | |
einheitliches Vorgehen verständigen, wann sie wo geimpft würden, sagte | |
Reinhardt weiter. Dazu seien auf der Bund-Länder-Konferenz am Dienstag | |
„verbindliche Beschlüsse“ erforderlich. | |
Dass die Corona-Impfquoten aktuell vergleichsweise niedrig sind, ist nach | |
Ansicht des Ärztepräsidenten verständlich. Zunächst würden größtenteils | |
alte Menschen in Pflege- und Seniorenheimen durch mobile Impfteams | |
aufgesucht. „Das braucht seine Zeit“, sagte Reinhardt. (epd) | |
## Fast 12.000 Neuinfektionen gemeldet | |
Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 11.897 | |
Coronaneuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 944 neue | |
Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am | |
Dienstagmorgen bekanntgab. Eine Interpretation der Daten bleibt weiter | |
schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Coronafälle laut RKI | |
verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. | |
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten | |
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am | |
Dienstagmorgen bei 134,7. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember | |
mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind | |
jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten am Dienstag Sachsen mit 298,7 | |
und Thüringen mit 241,8. Den niedrigsten Wert hatte Schleswig-Holstein mit | |
77,1. | |
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Montag bei 0,85 | |
(Sonntag: 0,91). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 85 weitere | |
Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 | |
bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das | |
Infektionsgeschehen ab. Das RKI betonte, dass der R-Wert wegen der | |
Verzögerungen gegebenenfalls unterschätzt werde. (dpa) | |
5 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.businessinsider.de/politik/deutschland/gruenes-licht-in-vorbesp… | |
[2] /Lockdown-fuer-Schulen-bleibt/!5741263 | |
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746 | |
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