# taz.de -- Gutes Ergebnis, schlimme Auswirkungen: Der Corona-Test | |
> Mein Arbeitskollege besuchte uns zum Essen. Danach landete unsere | |
> Einrichtung auf dem Müll. Und alles nur, weil mein Arbeitskollege ein | |
> Idiot ist. | |
Bild: Bei Viren in der eigenen Wohnung ist Schluss mit lustig | |
Während ich glücklich und zufrieden, aber völlig ahnungslos über das | |
drohende Unheil mit Eminanim das Mittagessen genieße, platzt mein | |
Arbeitskollege Schnorrer-Schakir unangemeldet in unsere kulinarische Idylle | |
hinein und will unbedingt mitessen, als würden wir eine öffentliche | |
Armenküche betreiben. | |
Natürlich erst nachdem Eminanim ihn dreimal auf Knien gebeten hatte, doch | |
bitte, bitte, mit uns zusammen zu essen. | |
Nachdem er sich eine Stunde lang den Bauch vollgeschlagen und anschließend | |
viele köstliche Nachspeisen mit mehreren Tassen Tee hinuntergespült hat, | |
will er endlich weg. | |
„Übrigens, ich hab den Test gemacht“, murmelt er beim Gehen. | |
„Wie bitte? Warum hast du bisher nichts gesagt? Wie ist das Ergebnis?“, | |
frage ich wie vor den Kopf gestoßen. | |
„Das Ergebnis ist … Tschüss“, ruft er und rennt wie ’n Weltmeister dav… | |
„Was? Was ist mit dem Ergebnis?“, brülle ich hinter ihm her. | |
„Positiv! Positiv!“, brüllt er von Weitem zurück. | |
„Mein Gott, Schakir hat Corona! Zwei ganze Stunden saßen wir mit ihm | |
zusammen“, stammele ich und reiße sofort alle Fenster auf. | |
„Wir sind erledigt“, seufzt Eminanim und zieht sich schnell Gummihandschuhe | |
an. | |
Sie wirft alle Teller, Töpfe, Schüssel, Messer, Gabel, Löffel, Gläser, | |
Tassen, Vasen und Aschenbecher, die er angefasst hat, oder angefasst haben | |
könnte, in einen Plastikbeutel. | |
„Gut, dass der Sperrmüll des Nachbarn noch nicht abgeholt worden ist. Bring | |
diese Tüte schnell runter!“ | |
Als ich zurückkomme, steht bereits der Stuhl, auf dem Schakir saß, vor der | |
Tür. | |
„Das auch schnell zum Sperrmüll. Mit diesem höchst aggressiven Virus ist | |
nicht gut Kirschen essen.“ | |
„Mit dieser Virenschleuder Schakir ja auch nicht! Warum wolltest du | |
unbedingt, dass der Idiot mitisst?“ | |
Danach steht mein schöner, teurer Fernseh-Sessel, auf dem Schakir seine | |
Dutzend Tees geschlürft hat, zum Abschuss bereit. | |
Nach und nach landet unsere ganze Wohnungseinrichtung unten auf dem | |
Müllberg. | |
Der Teppich, die Garderobe, das Schuhregal, zwei Beistelltische, die | |
Teekanne, mehrere Türklinken … | |
„Eminanim, reiß bitte das Haus nicht ab“, flehe ich sie an. | |
„Ruf du lieber Schakir an. Ich will wissen, weshalb er uns töten will.“ | |
„Osman, entschuldige bitte, ich musste mich eben sputen, um meinen Bus zu | |
kriegen“, kommt der Schakir mir zuvor. | |
„Schakir, sagtest du eben, das Ergebnis deines Tests ist positiv?“, | |
schimpfe ich mit ihm. | |
„Ja! Es ist positiv! Na, ist das nicht schön?“ | |
Meine Knie werden windelweich, ich lehne mich an die Wand. | |
„Was ist denn an Corona schön, du Idiot?!“ | |
„Was für ’n Corona denn? Apropos Idiot, wie gesagt, den Idiotentest habe | |
ich bravourös bestanden. Ich habe meinen Führerschein wieder.“ | |
18 Dec 2020 | |
## AUTOREN | |
Osman Engin | |
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