# taz.de -- Theaterempfehlungen für Berlin: Wie Autisten die Welt erkunden | |
> In den Sophiensälen wird ein Kind online zur Welt gebracht. Im Theater | |
> Thikwa geht es dagegen um Körper, die nicht den Regeln folgen. | |
Bild: Inklusives Thater als Rap-Oratorium: „Vertigo“ vom Theater Thikwa | |
Das Internet lockt ja immer mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten. Wir | |
können Zeit und Raum mit einem Klick besiegen und in unendliche virtuelle | |
Weiten vordringen. Nun können wir gemeinsam mit dem Performancekollektiv | |
Interrobang auch noch ein Kind zur Welt bringen! | |
So steht es jedenfalls auf der Webseite der Sophiensäle, die das neue | |
Interrobang-Stück „Familiodrom“ produziert hat. Die | |
Interrobang-Macher*innen um Nina Tecklenburg, Till Müller-Klug und Lajos | |
Talamonti haben in der Vergangenheit schon so manches virtuelle Wunder | |
vollbracht. So ermöglichten sie in „Müllermatrix“ einmal, mit dem längst | |
verstorbenen Dramatiker Heiner Müller per Telefon in Kontakt zu treten: auf | |
der Basis von O-Ton-Montage und Digitalisierung des umfangreichen | |
Müller-Audiomaterials hatten sie eine künstliche Heiner-Müller-Intelligenz | |
erschaffen. | |
Nun steht der Pädagoge und Philosoph der Aufklärung Jean-Jacques Rousseau | |
Pate, um in eine Verhandlung unserer gesellschaftlichen Werte einzusteigen. | |
Denn an entscheidenden Stellen der Inszenierung und der Erziehung des | |
online gemeinsam zur Welt gebrachten Kindes, kann das Publikum eingreifen, | |
Erziehung und Erzählung steuern, so verspricht es die Ankündigung des | |
[1][Livestreams der Online-Performance] (Interrobang: „Familiodrom: 8. & 9. | |
12., jeweils 19.30 Uhr, 12. & 13. 12., jeweils 16 Uhr). | |
Das Deutsche Theater holt ein Highlight der letzten Jahre aus dem Archiv | |
(die Premiere war 2013): Stefan Puchers spektakuläre Technicolor-Version | |
von Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ – mit Nina Hoss in der Titelrolle. Eine | |
Geschichte, fast wie in „The Crown“, Staffel 4: eine glamouröse, | |
charismatische Frau darbt emotional an der Seite ihres uninteressanten | |
Mannes, bis es zur Katastrophe kommt (Deutsches Theater: „Hedda Gabler“, | |
[2][Livestream am 8. 12.], 20 Uhr). | |
Das inklusive Theater Thikwa bringt seine neue Produktion „Vertigo“ online | |
heraus. Es geht um die Kapriolen, denen ein Körper und sein*e Träger*in | |
mitunter ausgesetzt ist, wenn der nicht ganz den vom Mainstream | |
vorausgesetzten Regeln folgt. „Vertigo“ heißt Schwindel und in dieser | |
Produktion beschreiben Menschen, denen unterstellt wird, sogenannte | |
„Autisten“ zu sein, ihre Möglichkeiten, mit der Welt und anderen Menschen | |
in Kontakt zu treten – in einem „Brake-Beat-Oratorium des Daseins“, wie d… | |
Ankündigung verspricht (Theater Thikwa: „Vertigo“, [3][Onlinepremiere | |
12.12.], 20 Uhr). | |
7 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://sophiensaele.com/de/stueck/interrobang-livestream-familiodrom | |
[2] https://www.deutschestheater.de/programm/spielplan/hedda_gabler/5087/ | |
[3] https://www.thikwa.de/stuecke/vertigo/ | |
## AUTOREN | |
Esther Slevogt | |
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