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# taz.de -- Zerstörung durch Braunkohleabbau: Verheizte Heimat
> Wirtschaftsminister Altmaier hat ein brisantes Braunkohlegutachten
> zurückgehalten. Die Zerstörung von sechs Dörfern dient allein
> Profitinteressen.
Bild: Hier wird abgebaggert: Umgeleitete Autobahn am Tagebau Garzweiler
Die Braunkohlenstudie, die das CDU-geführte
Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag endlich freigegeben hat,
steht für einen handfesten Skandal. [1][Das Gutachten des
Energieberatungsunternehmens BET] macht klar: Die Regierung hätte den
[2][Empfehlungen der Kohlekommission] folgen können, ohne Energieengpässe
befürchten zu müssen.
Sie hätte schrittweise aus der Verstromung der Braunkohle als Klimakiller
Nummer eins aussteigen können. Und damit wäre der Komplettabriss der an
den Tagebau Garzweiler grenzenden Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath,
Ober- und Unterwestrich im rheinischen Revier sowie Mühlrose in der Lausitz
– unnötig.
Doch die CDU und auch die noch immer kohledominierte SPD haben anders
entschieden: Ein Großteil der Kohlendioxidschleudern soll erst einmal
weiterlaufen. Im großen Stil abgeschaltet werden die allermeisten
Kohlemeiler erst Ende der zwanziger und Mitte der dreißiger Jahre. Die
Kraftwerke aber brauchen Brennstoff.
Allein in Garzweiler sollen deshalb noch 600 Millionen Tonnen Braunkohle
gefördert werden. Und um an die Kohle zu kommen, müssen die Dörfer – weg.
Komplett ignoriert werden damit nicht nur die Pariser Klimaziele. Ein
internes Memo des Bundeskanzleramts macht klar, dass die Zerstörung der
Dörfer allein den Profitinteressen des Braunkohlekonzerns RWE dient. „Die
Absicherung von Garzweiler II“ sei ein „zentrales Anliegen von RWE/NRW“
gewesen, heißt es darin. Denn um diesen Tagebau herum stehen die
RWE-Braunkohlekraftwerke, die trotz steigender CO2-Preise noch Gewinn
abwerfen könnten.
## Barbarischer Akt
Was folgt, ist ein barbarischer Akt. Mit den Dörfern verheizt wird die
Heimat ihrer Bewohner:innen. In den Orten, die zur „Devastierung“
freigegeben werden, herrscht Endzeitstimmung: Kirchen und Schlösser werden
abgerissen, Häuser sind vernagelt. Mit Aufklebern auf den Grabsteinen der
Friedhöfe werden Angehörige gesucht, die bestimmen sollen, wohin die
Knochen ihrer Vorfahren gebracht werden sollen, die bei Nacht und Nebel
ausgegraben werden. Zerstört wird so das Gedächtnis von Generationen.
Endgültig festschreiben will Nordrhein-Westfalens Landesregierung aus CDU
und FDP diese Verwandlung einer Kultur- in eine Mondlandschaft im Frühjahr
mit einer neuen Braunkohle-Leitentscheidung. Protest wird ignoriert. Denn
trotz Kohleausstieg bedeuten die Interessen des Milliardenkonzerns RWE im
Rheinland alles. Die Rechte der Anwohner:innen zählen dagegen – nichts.
18 Dec 2020
## LINKS
[1] https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/garzweiler-braunkohle-gutacht…
[2] /Empfehlung-der-Kohlekommission/!5568296
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Braunkohle
RWE
Tagebau
Schwerpunkt Fridays For Future
Braunkohle
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