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# taz.de -- Die Rückkehr des Vokuhilas: Irritierend und trotzdem da
> 2020 wird das Versprechen, das im Vokuhila steckt, endlich eingelöst:
> seine Wandlungsfähigkeit besonders für nichtbinäre und androgyne
> Personen.
Bild: David Bowie machte die Matte in den Siebzigern berühmt
Manche queeren Kämpfe bleiben für immer unsichtbar. Einer von ihnen: die
Neubesetzung des Vokuhilas. Dieter Bohlen, Wolfgang Petry, Rudi Völler, sie
alle haben zum schlechten Ruf der Frisur beigetragen. Vorne kurz, hinten
lang – ein simples Konzept. Dabei steckt im Vokuhila viel mehr als nur ein
Haarschnitt. Er ist ein Versprechen, das nun endlich eingelöst wird. Das
Jahr 2020 hatte viele Hürden für uns parat, doch der Anblick jeder
einzelnen she/they, they/them oder he/they mit Mullet (so auf Englisch)
milderte das Leid. Ganz unabhängig vom „Tiger King“ [1][Joe Exotic, der auf
Netflix die Alpha-Matte] zum Schnitt der Stunde machte.
Bereits vor seinem diesjährigen Comeback materialisierte der Vokuhila
gelebte Androgynität, etwa auf den Köpfen von David Bowie, Joan Jett,
George Michael und natürlich k.d. lang. Dann kamen die frühen 2000er und
mit ihnen die Indie-Folk-Zwillinge Tegan and Sara. Der Vokuhila war ihnen
nicht genug, sie rundeten den Dyke Signature Haircut mit einem
asymmetrischen Seitenpony ab. Eine Zäsur in puncto queerer Ästhetik: Wir
durchbrechen ohnehin die Geschlechterbinarität, warum sollten Symmetrien in
der Frisur uns in irgendwelche Schranken weisen? Irritierend und trotzdem
da, queer und trans Antifa!
Dieses ominöse, eingangs erwähnte Versprechen, was soll es sein, fragen
sich alle, die den Trendhaarschnitt 2020 eher mit Hartmut Engler als Barbie
Ferreira oder Kristen Stewart assoziieren. Ich verstehe die Skepsis, aber
hear me out: Der Vokuhila ist mehr als nur ein Erkennungszeichen unter
Queers. Er ist das gewisse je-ne-sais-quoi, das aus einer Person eine hotte
Person macht. Und: Er bietet die maximale Gendermobilität. Besonders für
nichtbinäre oder androgyne Personen steckt viel Wandlungsfähigkeit in ihm.
Der Vokuhila kann alles
Vorne Business, hinten Party – das klingt vielleicht nach einem
Geldwäschebusiness oder einem dubiosen Start-up-Claim, aber in Wirklichkeit
verbirgt sich darin eine Chance. Dieser ewige Entscheidungszwang zwischen
kurzen und langen Haaren führt in der Regel dazu, dass meine Haare entweder
in einer Übergangsfrisur irgendwo zwischen Monchichi 1974 und Justin Bieber
2009 vom maskulinen Topfschnitt à la [2][Hafti] zu irgendeiner
Femme-Top-Frisur auf Durchreise sind – aber selten richtig ankommen. Und
wenn die Frisur doch eindeutiger ist, kicken an jedem zweiten Tag
genderbedingte Beklemmungen.
Das Leben ist zu kurz für so einen Heckmeck. Der Vokuhila jedoch ist ein
Alleskönner. Ob Daddy, Chaya oder geschlechterlose Elfe, ich kann alles
sein. Die Ausrichtung ist so variabel wie seine Träger:innen. Vom glatten
Vokuhila mit rasierten Seiten im veganen Stil über den welligen
Stufenschnitt à la Roberta Colindrez bis zum glamourös-lockigen Mullet wie
der junge El DeBarge: Für jeden Haartyp und Stil ist in der Vokuhila-Matrix
was dabei. Nicht überzeugt? Rihanna trägt ihn. Damit gibt es kein Zurück.
17 Dec 2020
## LINKS
[1] /Schutz-von-Grosskatzen-in-den-USA/!5729176
[2] /Mixtape-Unzensiert-von-Haftbefehl/!5261912
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
Queer
Haare
Gender
Trend
Indie
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