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# taz.de -- Humanitäre Lage in Region Tigray: Es fehlen Nahrung und Leichensä…
> Das Rote Kreuz schlägt Alarm über desaströse humanitäre Lage und volle
> Krankenhäuser in Äthiopiens umkämpfter Region Tigray.
Bild: Die Menschen sind vor den Kämpfen in das Lager Um Rakuba geflüchtet
In den Krankenhäusern von Mekelle, Hauptstadt der umkämpften
nordäthiopischen Region Tigray, sind Krankenhäuser übervoll mit
Kriegsverletzten, so dass andere medizinische Versorgung zeitweilig
ausgesetzt ist. Das meldet [1][das Internationale Komitee des Roten Kreuzes
(IKRK)] in einem seltenen Bericht aus der Hauptstadt von Tigray am Sonntag.
Am Samstag hatte Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed die [2][Eroberung
von Mekelle gemeldet], Sitz der Regionalregierung von Tigray, gegen die
seit dem 4. November die äthiopische Armee kämpft.
Nach einem Besuch im Ayder-Krankenhaus in Mekelle sagte Maria Soledad,
IKRK-Einsatzleiterin in Äthiopien: „Das Krankenhaus hat gefährlich wenig
Nähmaterial, Antibiotika, Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung,
Schmerzmittel und sogar Handschuhe.“ Auch mangele es an Nahrung und an
Leichensäcken.
Die Erklärung deutet darauf hin, [3][dass der Kampf um die Kontrolle
Mekelles und des Umlandes sehr heftig] gewesen ist. Beide Seiten im Krieg
um Tigray schätzen, dass es seit Kriegsbeginn insgesamt Hunderte von Toten
und Tausende Verletzte gibt. Diplomaten fürchten, dass die wahren Zahlen
noch viel höher sind.
## Alternative Fakten
Der [4][Thinktank International Crisis Group] spricht von Tausenden Toten.
Äthiopiens Premier Abiy Ahmed hingegen sagte am Montag, es habe in Mekelle
nicht einmal Verwundete gegeben. Der Artilleriebeschuss der Stadt habe „zu
99 Prozent keinen Kollateralschaden“ verursacht, so Abiy.
Das Ayder-Krankenhaus in Mekelle, eine Stadt mit einer halben Million
Einwohnern, ist mit 400 Betten das zweitgrößte Krankenhaus Äthiopiens und
eines der modernsten. Es dient auch als Lehrkrankenhaus.
Etwa 80 Prozent der Patienten leiden an Traumaverletzungen als Folge des
Krieges, so das IKRK. „Der Zustrom von Verletzten kam, nachdem seit mehr
als drei Wochen die Lieferketten nach Mekelle unterbrochen wurden“, sagt
Soledad vom IKRK.
Dieses ist mit der Regierung in Verhandlungen darüber, wie medizinische
Güter nach Tigray transportiert werden können. „Wir haben genügend
medizinische Güter in unserem Lagerhaus in Addis Abeba wie auch hier in
Nairobi“, sagt Crystal Wells vom IKRK in Kenias Hauptstadt Nairobi der taz.
Das Problem sei, sie dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.
## Gefahr eines Guerillakrieges
Die militärische Lage bleibt derweil unklar. [5][Debretsion Gebremichael,
Führer der bisher dort regierenden TPLF] (Tigray-Volksbefreiungsfront,) ist
flüchtig, behauptet aber, dass seine Truppen in Tigray weiterkämpfen. In
Textnachrichten an Presseagenturen AP und Reuters schreibt er: „Ich bin in
der Gegend von Mekelle und kämpfe gegen die Eindringlinge.“
Billene Seyoum, Sprecherin von Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed,
sprach als Reaktion darauf von „Wahnvorstellungen einer sich auflösenden
kriminellen Clique, die irrelevant geworden ist“. Debretsion befinde sich
in den Bergen 50 Kilometer westlich von Mekelle, so die äthiopische
Regierung am Montag.
Solche Angaben sind kaum zu überprüfen, da die Telefon- und
Internetverbindungen zu Tigray größtenteils unterbrochen sind und der
Zugang zur Region streng kontrolliert wird. Doch Debretsions Widerstand
würde das Risiko eines Guerillakrieges erhöhen. Die TPLF entstand vor
Jahrzehnten als Guerillaarmee und weiß, wie man das bergige Gelände
ausnutzt.
30 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.icrc.org/de/wo-wir-arbeiten/afrika/aethiopien
[2] https://twitter.com/AbiyAhmedAli/status/1332730958999588864?s=20
[3] /Krieg-in-Aethiopien/!5727155
[4] https://www.crisisgroup.org/latest-updates/location/africa/horn-africa/ethi…
[5] /Kriegsfuehrer-in-Aethiopien/!5730336
## AUTOREN
Ilona Eveleens
## TAGS
Tigray
Äthiopien
Abiy Ahmed
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Schwerpunkt Flucht
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