| # taz.de -- taz-Adventskalender 8: Was für ganz lange Abende | |
| > Im taz.berlin-Adventskalender präsentieren wir in diesem Jahr passend zum | |
| > Winter-Shutdown viele schöne Spiele. Heute: Exit. | |
| Bild: Hm: Welche Tür soll man nun nehmen? | |
| Puh. Eine Tür sind wir schon mal weiter, auch wenn allein das eine halbe | |
| Stunde gedauert hat. Hätten wir auch gleich darauf kommen können, dass man | |
| für den nötigen Code bloß die Linien auf der Rückseite der Skizze an das | |
| andere Gedöns halten … | |
| Na ja, so musste uns halt die zweite Hilfskarte auf den richtigen Gedanken | |
| bringen bei diesem Spiel aus der Reihe „Exit“ namens „Das mysteriöse | |
| Museum“. Eine Mischung aus Gehirnjogging und Kino im Kopf ist das, mit | |
| einer großen Breite an Themen und Locations, von der Polarstation über die | |
| Pariser Katakomben, vom Orient-Express bis zu diesem Museum eben. Immer | |
| muss man irgendwo raus, bevor eine Bombe zündet, bevor sich eine Tür für | |
| immer schließt oder noch Grauslicheres passiert. Und manchmal muss man sich | |
| auch erst mal abmühen, um überhaupt reinzukommen. | |
| „Exit“ kann man auch in echt spielen, sich tatsächlich in verschlossenen | |
| Räumen bewegen und den Ausgang suchen. In Berlin etwa in der Klosterstraße | |
| in Mitte. Aber da zahlt man zu dritt laut Homepage 95 Euro – wobei das | |
| wegen des Lockdowns gerade sowieso nicht geht. Wenn die Flucht Richtung | |
| Ausgang hingegen im Kopf am Küchentisch erfolgt, ist man meist mit weniger | |
| als 10 Euro dabei. | |
| Die Spielpackung selbst ist kaum so groß wie vier Zigarettenschachteln | |
| nebeneinandergelegt. Drin sind Utensilien wie Briefe, Fotos, eine Art | |
| Spielplan zum Auseinanderfalten und auch immer wieder was zum | |
| Auseinanderschneiden und Zusammenpuzzeln. Oder zum Ausfüllen oder Bemalen. | |
| Darum ist das Spiel nach normalem Gebrauch auch nicht mehr benutzbar, und | |
| man kann es nicht weitergeben – es sei denn, man kopiert die | |
| auszuschneidenden Zettel einfach und lässt das Original ganz. | |
| „Exit“ zu spielen heißt allerdings auch, mit frustrierenden Momenten | |
| klarkommen zu müssen, die Beschränktheit des eigenen Geistes zu | |
| akzeptieren, oder einfacher gesagt: zu merken, dass man manchmal zu doof | |
| für die schließlich doch so einfache Lösung ist. | |
| Aber dann sind da auch diese erhebenden Situationen, in denen man plötzlich | |
| so eine Art ungekannten Sherlock-Holmes-Blick hat und etwa in einem | |
| Buchstabenwirrwarr Worte erkennt, die allen anderen verborgen geblieben | |
| waren. Oder in denen man (sic!) sich als Vater freut (und heimlich dafür | |
| lobt!), wie schlau die eigenen Kinder sind, weil sie Dinge rauskriegen, die | |
| über den eigenen Horizont gehen. | |
| ## Es dauert alles ein bisschen länger | |
| Zum idealen Spiel in Tagen des Lockdowns wird „Exit“ durch seine Länge: In | |
| anderen Zeiten würde es außerhalb von Wochenende oder Ferien den Rahmen | |
| sprengen. Es dauert schlicht zu lange und ist zu anspruchsvoll, um nach | |
| Training, Chorprobe oder Männergruppentreffen noch damit anzufangen – aber | |
| das alles gibt es ja gerade nicht. | |
| Über zweieinhalb Stunden haben wir schließlich gebraucht, um aus diesem | |
| Museum wieder rauszukommen. Laut Packung sollten es 45 bis 90 Minuten sein. | |
| Irgendwie schrecken wir noch vor dem nächsten Spielkasten im Regal zurück: | |
| Da steht zwar auch was von 45 bis 90 Minuten drauf – aber bei „Level“ ste… | |
| nicht Einsteiger wie bei unserem Fall im Museum, sondern: Profis. | |
| Erforderlich: Zeit | |
| Zielgruppe: Knobelfreudige mit Frustrationstoleranz | |
| Wer das spielt, spielt auch: Escape | |
| 8 Dec 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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