# taz.de -- Profisport und die LGBT+-Community: Bunter Kick | |
> In der Premier League laufen Spieler diese Woche mit bunten Schnürsenkeln | |
> auf. Auch hierzulande gibt es Aktionen gegen die Diskriminierung. | |
Bild: Bunte Schnürsenkel beim Spiel Brighton & Hove Albion gegen Southampton | |
Es ist eine bunte Woche in der englischen Premier League. Kapitänsbinden, | |
Eckfahnen, Schnürsenkel – überall sind Regenbogenfarben zu sehen. Mit der | |
„Rainbow Laces“-Kampagne wird noch bis Sonntag ein Zeichen gegen | |
Diskriminierung von Sporttreibenden aus der LGBT+-Gemeinschaft gesetzt. Die | |
Idee gibt es seit 2013. „Damals gab es kaum konstruktive Diskussionen über | |
LGBT im Fußball“, erinnert sich Jeff Ingold, Pressesprecher von Stonewall | |
UK, dem Verband, der hinter der Aktionswoche steht. „Also suchten wir einen | |
einfachen Weg, Gespräche darüber ins Leben zu rufen.“ Mit den | |
regenbogenfarbenen Schnürsenkeln im Fußball fing es an und ist längst | |
[1][in andere Sportarten übergeschwappt]. Hunderttausende Menschen schnüren | |
bunt, teilweise über das komplette Jahr hinweg. | |
Wie wichtig die Rainbow Laces und andere Kampagnen sind, zeigt eine | |
[2][Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln]. Über 90 Prozent der | |
5.500 EU-weit befragten Sporttreibenden aus der LGBT+-Bewegung sehen Homo- | |
und Trans*-Feindlichkeit als ein großes Problem. Jede*r fünfte Befragte | |
hat selbst negative Erfahrungen gemacht, überwiegend mit Beleidigungen. | |
Jede*r Dritte erlebte gar körperliche Übergriffe, jede*r Zweite | |
bezeichnet sich als Mobbingopfer. Darüber hinaus wird [3][strukturelle | |
Diskriminierung], die Nichtaufnahme in ein Team etwa, beklagt. | |
Eine stetig steigende Zahl an Profis und Vereinen nimmt das nicht mehr hin. | |
Beim 1. FC Köln hatte man 2012 die Nase voll von menschenverachtenden | |
Beleidigungen.„Schwule Pässe gibt es nicht!“, stellten die Kicker mit der | |
gleichnamigen Aktion klar. „Auch Wörter wie ‚du Homo‘ wurden einfach als | |
Beleidigungen verwendet“, erinnert sich Thorsten Friedrich, Fanbeauftragter | |
beim FC. „Das ist inakzeptabel. Die Leute müssen solche Begriffe in ihrem | |
Wortschatz richtig einordnen und als Schimpfworte streichen.“ Um das Übel | |
an den Wurzeln zu packen, veranstaltet der FC auch Workshops in den | |
Nachwuchsabteilungen. | |
## Tag der Diversität | |
Für den Christopher-Street-Day 2014 wurde dem Fanklub „Andersrum rut-wiess“ | |
vom FC ein Wagen zur Verfügung gestellt. Damit aber nicht genug. „Irgendwie | |
dachten wir“, so Friedrich, „es bringt ja nix, wenn wir nur den Wagen | |
stellen, wir müssen auch selber mitmachen.“ Nun fährt jedes Jahr ein bunter | |
Haufen Vereinsmitglieder selbst mit, einschließlich Bundesligaspieler und | |
Vorstand. Rückendeckung kommt stets von FC-Geschäftsführer Alexander | |
Wehrle, der selbst offen in einer homosexuellen Beziehung lebt. Er verweist | |
auf die Charta des FC, die Menschen willkommen heißt, „egal, woher du | |
kommst, was du glaubst, was du hast oder bist, wie du lebst und wen du | |
liebst“. Wehrle betont: „Das steht da nicht nur – wir handeln auch danach… | |
Auch der Diversity Day des Eishockeyklubs Kölner Haie unter dem Motto | |
„Lebe, wie du bist“ erregte viel Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit dem FC wurde | |
aus dem Aktionstag eine Aktionswoche. Für die Spiele der Haie gegen die | |
Grizzlys Wolfsburg und des FC gegen Hertha BSC wurden Banden und LED-Wände | |
in Regenbogenfarben gestaltet. Die Spieler trugen eigens für den Tag | |
entworfene Trikots, die Sponsoren gestalteten ihre Logos um. | |
Landesweite Kampagnen quer durch alle Vereine und Sportarten gibt es in | |
Deutschland noch nicht. Doch die Kölner sind guter Dinge, dass immer mehr | |
Vereine mitziehen oder sich trauen, eigene Ideen zu entwickeln. So trägt | |
etwa der Kapitän des VfL Wolfsburg eine Regenbogenbinde. „Es braucht, vor | |
allem zu Beginn, ein Zeichen von oben“, sagt Thorsten Friedrich – auch um | |
das starke Engagement vieler Fans zu honorieren. | |
In England ist man da schon weiter. „Mittlerweile geht es uns nicht mehr | |
darum, den Sport zu ändern, wir nutzen den Sport als Antrieb für | |
gesellschaftliche Veränderung“, sagt Jeff Ingold von Stonewall UK. „Die | |
positive Entwicklung von Rainbow Laces ist auch ein Anstoß für mehr | |
strategisches und systematisches Umdenken.“ | |
10 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Inklusive-Fussball-Liga-in-England/!5659648 | |
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[3] /Boxen-fuer-GBTQ-Maenner/!5634880 | |
## AUTOREN | |
Steffen Loh | |
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