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# taz.de -- Strafprozess gegen Sarkozy: Ein Populist voller Hybris
> Trotz aller Skandale und seines politisch mäßigen Erfolgs hält sich
> Sarkozy für präsidiabel. Der Strafprozess könnte diesen Realitätsverlust
> beenden.
Bild: Frankreichs ehemaliger Staatspräsident Nicolas Sarkozy im November 2015
„Zeit der Stürme“, so lautet übersetzt der Titel des letzten Buches von
Frankreichs ehemaligem Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Was ihm jetzt
dräut mit dem Beginn des Pariser Prozesses, in dem er und zwei weitere
Beschuldigte wegen Bestechung angeklagt sind: [1][Sarkozy] von der Partei
Les Républicains (LR), hat es in plakative, pathetische Worte gepackt. Denn
auch nach seinem Abschied aus dem Élyséepalast 2012 blieb der heute
65-jährige Konservative weiter schillernd im Geschäft. In Frankreich gingen
seine Memoiren „Le Temps des Tempêtes“ diesen Sommer weg wie warme Semmeln.
Der in diverse Affären Verwickelte profitiert auf bizarre Weise von seinem
Filou-Image.
Die Anklage wirft Sarkozy nun den Versuch vor, 2014 über seinen Anwalt
[2][Thierry Herzog] beim höchsten französischen Gericht, dem
Kassationsgericht, geheime Informationen zu erlangen. Abgehörte Telefonate
des Politikers mit Herzog sollen das belegen. Sarkozy bestreitet die
Anklage vehement, so wie er auch in diversen anderen Affären auf nicht
schuldig plädiert.
Konstatierten schon in der Causa Libyen nicht wenige Kritiker:innen
eine Staatsaffäre (der gelernte Jurist soll vom damaligen libyischen
Machthaber al-Gaddafi illegales Geld für seine Wahlkampffinanzierung 2007
angenommen haben), muss sich nun erstmals seit Beginn der V. Republik 1958
ein ehemaliger französischer Staatschef wegen eines derart harten
Bestechungsvorwurfs vor Gericht verantworten.
14 Tage ist es erst her, dass Sarkozy von einem der Mittelsmänner der
Libyen-Affäre zur Hauptsendezeit entlastet wurde. Das hat zentrale
Politiker von LR, wie den Parteichef Christian Jacob, laut Pariser
Politklatsch hoffen lassen, dass der „Pate der Rechten“ und derzeit meist
privatisierende Gatte der schönen Bardin [3][Carla Bruni] es noch mal
wissen will und in den Ring steigt für die Präsidentschaftswahl 2022. Nun
aber drohen Sarkozy ob des Strafprozesses bis zu zehn Jahre Haft und eine
Geldstrafe von einer Million Euro. Formidabel. Doch, siehe oben: Wer weiß,
wohin die „Zeit der Stürme“ diesen Populisten voller Hybris noch weht.
24 Nov 2020
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## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
Nicolas Sarkozy
Schwerpunkt Frankreich
Strafprozess
Les Républicains
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