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# taz.de -- Die Wahrheit: Papa Balú
> Lebenslänglich Bayer: Wer wird eigentlich der Nachfolger von Markus
> Söder, sollte der bayerische Ministerpräsident Bundeskanzler werden?
Es wäre längst an der Zeit, das schöne Wort „Dauerwerbesendung“
einzublenden, wenn auf einem Kanal des Bayerischen Rundfunks wieder einmal
ausführlich der Ministerpräsident zu Wort kommt. Ob es Markus Söder so am
Ende ins Kanzleramt spült? Woran dabei kaum einer denkt: Es bräuchte dann
einen neuen Ministerpräsidenten im Freistaat. Als ich neulich in München
ein paar Freunde gefragt habe, wer denn das sein könnte, zuckten die
meisten mit den Schultern. „Wahrscheinlich muss es dann der Balú machen“,
hat einer schließlich gesagt.
Balú? So wird der bayerische Innenminister Joachim Herrmann genannt. Dass
der Mann einen solch putzigen Spitznamen trägt, liegt gewiss nicht an
seiner Politik. Das bayerische Polizeiaufgabengesetz, das er zu
verantworten hat, sucht seinesgleichen in der Republik. Nirgendwo ist die
Polizei mit mehr Kompetenzen ausgestattet als in Bayern. Von wem geglaubt
wird, dass er mal gefährlich werden könnte, der darf eingesperrt werden,
solange es die Polizei für nötig erachtet. Und weil man in Gewahrsam ja
nichts anstellen kann, wird es bei der Freilassung heißen, dass es mit dem
Wegsperren schon seine Richtigkeit gehabt habe, schließlich sei ja nichts
passiert. Joachim Herrmann darf man getrost als Hardliner bezeichnen.
Wer ihm begegnet, würde darauf nicht kommen. Er ist der Inbegriff der
Behäbigkeit, und käme er nicht aus Franken, man könnte tatsächlich glauben,
dass er etwas von Gemütlichkeit versteht. Kommt Balú Herrmann einem aus
einer Entfernung von zehn Metern entgegen, kann es bis zu einer halben
Stunde dauern, bis er tatsächlich vor einem steht. Außerdem braucht man
viel Kaffee, um nicht schon bei den ersten Sätzen einzuschlafen, die er
spricht. Das sonore „Ähh“, das er hinter jedes zweite Wort platziert, wirkt
auf ADHS-Patienten wie Ritalin.
Wie es bei den Herrmanns daheim zugeht, das weiß ich nicht. Wie er seine
Kinder erzogen hat, würde einen aber schon interessieren. Sein Sohn Jakob
ist nämlich Rapper und nennt sich als solcher Jaggy Jackpot. In seinem
neuen Song „Bavarian Diego“ heißt es: „Viele Jobs, viele Cops, das ist
Bayern, Digga.“ Er raucht etwas, das aussieht wie ein Joint, und kommt doch
biederer daher als bei seinen ersten Rap-Versuchen.
Mit 19 hatte er über sein Glied gerappt, mit dessen Härte er sehr zufrieden
war, und Zeilen abgesondert wie diese: „Guck, ich fick mit meiner Gang
einfach so, deine Freundin wird gefickt auf dem Klo.“ Porno-Rapper hat man
ihn genannt. Der Song verschwand wieder, ein pornofreies Album ist
erschienen und jetzt, nach ein paar Jahren der neue Song, in dem auch Papa
Balú vorkommt: „Hebe gern die Stimme, diese Art hab ich wohl von meinem
Papa.“ Der Bub ist brav geworden.
Den Papa wird’s freuen. Wenn er mal als Ministerpräsident zur Wahl steht,
kann er gewiss jemanden brauchen, der mit einem saftigen Rap die Leute
wieder aufweckt, die er mit seiner Wahlkampfrede eingeschläfert hat. Darauf
ein sonores „Ähh“!
20 Nov 2020
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Markus Söder
Bayern
Bundeskanzler
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FC Bayern München
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