Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kinderschutz im Internet: Daten gegen Kinderschutz
> Eine neue EU-Richtlinie könnte das Auffinden von Missbrauchsabbildungen
> im Netz künftig erschweren. Das darf nicht passieren.
Bild: Europa will seine Kinder schützen. Eigentlich
Seit zehn Jahren, als die Missbrauchstaten am Canisius-Kolleg und der
Odenwaldschule bekannt wurden, rollt eine Welle der Aufdeckung durchs Land.
Im Sport, bei Künstlern wie Klaus Kinski, auf Campingplätzen, in den
Familien und an vielen anderen Tatorten werden Verbrechen bekannt, die
einem den Atem verschlagen. Aufklärung ist ein zäher Prozess, der
Überlebende viel Kraft kostet. Rückschläge freilich sind schnell zu haben.
Europa will seine Kinder schützen. Eigentlich. Doch gerade in diesem Jahr
läuft die EU Gefahr, den Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung durch
die [1][Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen] empfindlich zu schwächen.
Wird am 20. Dezember 2020 der Europäische Kodex für elektronische
Kommunikation wie geplant verabschiedet, wird der Einsatz technischer
Hilfsmittel zum Auffinden von [2][Missbrauchsdarstellungen] im
Facebook-Messenger oder bei Google Mail verboten sein. 17,8 Millionen
Missbrauchsdarstellungen wurden dort allein im vergangenen Jahr gefunden.
Seit 2018 weiß Europa von dem Dilemma. Passiert ist viel zu wenig: Jetzt,
kurz vor Schluss, müssen Kompromisse gefunden werden. Europarat und
EU-Kommission haben einen Vorschlag gemacht, der Ausschuss für bürgerliche
Freiheiten und Justiz des Parlaments hat aber blockiert. Was bitte nützt
eine Strafverschärfung in Deutschland, wenn Europa die Strafverfolgung
gleichzeitig erschwert?
Gerungen wird um Datenschutz. Die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen
verletzt die betroffenen Kinder – und massiv ihr Recht auf Privatheit ihrer
Daten. Stellt sich die Frage: Ist der heutige „[3][Europäische Tag zum
Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch]“ nur
so ein Tag – oder einer, den die EU ernst nimmt?
Seit über zehn Jahren warnen wir, dass das Anbahnen und Ausführen von
Missbrauchsverbrechen immer öfter im Digitalen stattfindet. Das Internet
wird zu dem großen Tatort. Deshalb wäre der Beschluss des EU-Parlaments so
bahnbrechend. Der richtige.
18 Nov 2020
## LINKS
[1] /Bekaempfung-von-Kinderpornografie/!5643941
[2] /Ermittlungen-bei-Missbrauchsdarstellung/!5651231
[3] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/europaeischer-tag-zum…
## AUTOREN
Julia von Weiler
## TAGS
Kindesmissbrauch
Kinderpornografie
Kinderschutz
EU-Recht
Datenschutz
Sexualisierte Gewalt
Kinderschutz
Gewalt gegen Kinder
Kriminalität
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Razzien bei 56 Beschuldigten in NRW
Die Männer sollen Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder
verbreitet haben. Zum Komplex Bergisch-Gladbach scheint es keine Verbindung
zu geben.
Beraterin über sexualisierte Gewalt: „Strafe allein reicht nicht“
Sexualisierte Gewalt soll härter bestraft werden. Karima Stadlinger von der
Bremer Beratungsstelle Schattenriss kritisiert den Gesetzentwurf.
Sexuelle Gewalt an Kindern: Ein deutschlandweiter Komplex
Unter „Bergisch Gladbach“ wurden Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder
bekannt. Ermittler*innen sprechen jetzt von unvorstellbaren Ausmaßen.
Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2019: Missbrauch nimmt deutlich zu
Im letzten Jahr registrierte die Polizei viel mehr Fälle von sexuellem
Missbrauch und Kinderpornografie als zuvor. Insgesamt geht die Kriminalität
aber zurück.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.