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# taz.de -- Coronapandemie in Deutschland: Maskenpflicht auf Berliner Märkten
> Mit fast 7000 Neuinfektionen bleibt die Situation kritisch. Das komplette
> Ruhrgebiet gilt nun als Riskikogebiet. Berlin und Brandenburg verschärfen
> die Regeln.
Bild: Ein Helfer der Johanniter wartet in einer Teststation in Hannover auf die…
Berlin dpa/afp | Die Gesundheitsämter in Deutschland haben laut
Robert-Koch-Institut 6.868 neue Infektionen mit dem [1][Coronavirus] binnen
24 Stunden gemeldet. Der Wert liegt damit deutlich über den 4.122
gemeldeten Fällen vom Dienstag vergangener Woche. Die Zahl der
Neuinfektionen hatte am Samstag mit 7.830 zum dritten Mal in Folge
[2][einen Höchstwert seit Beginn der Coronapandemie] in Deutschland
erreicht. Die jetzigen Werte sind allerdings nur bedingt mit denen aus dem
Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird –
und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.
Expert:innen zufolge sind die neu gemeldeten Infektionen wegen der Zeit
zwischen Ansteckung, Test, Ergebnis und Meldung ein Hinweis darauf, wie
stark das Virus vor etwa einer Woche in der Gesellschaft unterwegs war.
Deshalb dauere es auch, bis sich politische Maßnahmen in den Meldezahlen
niederschlagen könnten.
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag
demnach bei 9.836. Das waren 47 mehr als am Vortag. Die Reproduktionszahl,
kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 1,35
(Vortag: 1,44). Das bedeutet, dass zehn Infizierte im Mittel 13 bis 14
weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das
Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an.
Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher
weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen liegt dieser Wert
nun bei 1,25 (Vortag: 1,35). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis
16 Tagen.
## Corona-App in der Kritik
Wegen der steigenden Zahlen sollen die Menschen in Berlin verstärkt eine
Maske tragen. Der Senat beschloss am Dienstag nach Informationen der
Deutschen Presse-Agentur eine Maskenpflicht für Bereiche, in denen ein
Mindestabstand von 1,5 Meter nicht einzuhalten sei. Das betrifft
Wochenmärkte, besonders belebte Einkaufsstraßen, Shoppingmalls und
Warteschlangen.
Auch in Brandenburg gelten in Regionen mit hohen Infektionszahlen künftig
schärfere Begrenzungen. Dies kündigte Gesundheitsministerin Ursula
Nonnemacher (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Potsdam an.
Beschlossen wurde vom Kabinett, dass ab 35 neuen Infektionen je 100 000
Einwohner innerhalb einer Woche nur bis zu 25 Menschen in öffentlichen
Räumen und 15 Menschen zuhause privat feiern dürfen. Für Kneipen,
Restaurants und Gaststätten gilt ein Ausschankverbot für Alkohol von 23 Uhr
bis 6 Uhr.
Ab einem Wert von 50 dürfen sich in den betroffenen Regionen nach den
Beschlüssen nur noch bis zu zehn Menschen in der Öffentlichkeit treffen.
Für Feiern sollen die Obergrenzen auf zehn Menschen in öffentlichen Räumen
und zehn von bis zu zwei Haushalten in Privaträumen sinken. Auf belebten
öffentlichen Plätzen und in Einkaufszentren können Kommunen eine
Maskenpflicht erlassen.
## Warn-App sollte Kontaktzeitpunkt melden
Seit Dienstagmorgen gilt auch das gesamte Ruhrgebiet als Risikogebiet. Laut
Robert Koch-Institut ist auch die Stadt Oberhausen mit 52,7 über die
wichtige Coronakennzahl von 50 gekommen. Auf einer Karte des RKI zieht sich
ein durchgehender roter Streifen von Aachen bis Bielefeld. Die Städteregion
Aachen, Solingen, Gelsenkirchen und Herne sind sogar dunkelrot markiert –
sie liegen über dem Wert von 100 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner in
sieben Tagen. Die Stadt Köln liegt mit dem Wert 97,8 noch knapp unter der
100. Allerdings nahm die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in der Domstadt
von Montag auf Dienstag um 22,4 Punkte stark zu.
Politiker:innen mehrerer Parteien haben angesichts der steigenden
Corona-Infektionszahlen eine Aufrüstung der Corona-Warn-App mit
zusätzlichen Funktionen gefordert. Es sei nicht akzeptabel, dass nur 60
Prozent der positiv getesteten Nutzer ihren Befund der App melden, sagte
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(Dienstagsausgabe). Bislang müssen Nutzer mit einem positiven Befund aktiv
zustimmen, damit ihre Risikokontakte über die App informiert werden.
Nach aktuellen Regierungsangaben ist die Corona-Warn-App inzwischen 19,6
Millionen Mal heruntergeladen worden. In 1,8 Millionen Fällen sind
Testergebnisse über die App übermittelt worden. Derzeit werden rund 500
Infektionen pro Tag von Nutzern in der App gemeldet und mögliche
Kontaktpersonen informiert. Die Nutzung der Corona-Warn-App ist ebenso
freiwillig wie die Information über einen positiven Befund.
Die parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Fraktion Bettina
Stark-Watzinger sagte dem Redaktionsnetzwerk: „Sobald das Gesundheitsamt
mit einem Betroffenen in Kontakt ist, sollte es dabei helfen, wenn die
Eintragung zum Beispiel an technischen Fragen scheitert.“ Dass die App dem
User zusätzliche Informationen wie den Kontaktzeitpunkt meldet, hält sie
unter Beachtung des Datenschutzes für sinnvoll, um eine eigene
Gefahrenabschätzung vorzunehmen.
Anke Domscheit-Berg, netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion, sagte dem
Redaktionsnetzwerk hingegen: „Eine genaue Angabe von Ort und Zeitpunkt des
Risikokontaktes halte ich für nicht vereinbar mit den hohen Ansprüchen an
den Datenschutz.“ Dieser sei aber einer der Gründe, warum die App in
Deutschland im Vergleich zum Ausland überdurchschnittlich häufig genutzt
werde.
Karin Maag (CDU), gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion,
betonte dem Bericht zufolge: „Wir müssen deutlich machen, was für ein
zentraler Baustein die Warn-App ist, um die Pandemie einzudämmen und sich
und andere Menschen vor einer Infektion zu schützen.“ Bei der Entwicklung
sei sichergestellt worden, dass sie hohen Datenschutzanforderungen
entspreche.
20 Oct 2020
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