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# taz.de -- Lockdown light in Berlin: Essen im Stehen
> Seit dem 2. November gelten neue Coronaregeln. Wie gehen die
> Berliner*innen damit um? Ein Spaziergang über die Friedrichstraße.
Bild: Speisen und Getränke gibt es in Berlin nur noch zum Mitnehmen
Berlin taz | Unter normalen Umständen wäre die Friedrichstraße am Mittag
des 2. November proppevoll gewesen. Tourist*innen hätten sich vorm
Checkpoint Charlie getummelt oder Souvenirs im Mauermuseum gekauft, auf den
Café-Terrassen hätten Leute bei einem Stück Bananenbrot den Klatsch vom
Wochenende ausgetauscht. Es waren milde 18 Grad, und zum ersten Mal seit
Tagen drang ein bisschen Sonnenlicht durch die Wolken.
Doch der 2. November war kein normaler Tag. Es war der erste Tag des
[1][zweiten Lockdowns]. Museen, Kinos, Theater, Fitness- und Nagelstudios
hatten geschlossen, Speisen und Getränke gab es erstmals seit Monaten
wieder nur zum Mitnehmen.
Auf der Friedrichstraße ist es dementsprechend ruhig. Ein Mann Mitte
fünfzig fotografiert seine Partnerin, die in einer Weste mit
Leopardenmuster vor dem Checkpoint Charlie posiert. Ansonsten: weit und
breit keine Touris.
Die Sitzplätze vor der nahe gelegenen Bäckerei sind mit rot-weißem
Flatterband abgesperrt. Auf den Tischen kleben Zettel, auf denen steht:
„Aufgrund der aktuellen Situation diesen Tisch nicht besetzen“. Eine ältere
Dame und ein Mann, vielleicht Mutter und Sohn, nehmen das Verbot
wortwörtlich. Statt sich selbst auf die Bänke zu setzen, legen sie nur
Rucksack und Tasche darauf ab, ihre Kaffee-to-go-Becher stellen sie auf den
Tisch. Dann zünden sie sich eine Zigarette an.
## Viele tragen keine Maske
Ein paar Hundert Meter weiter stapeln drei Männer die Tische vor einem
Restaurant übereinander. Das Café Einstein hat seine Außenplätze bereits
komplett weggeräumt, nur zwei Sonnenschirme stehen noch davor. Doch stehen
möchte offenbar niemand. Eine Frau trägt ein Tablett mit vier Kaffeebechern
quer über die Straße und lässt sich dann neben ihren Freund*innen auf einer
der vielen Sitzgelegenheiten nieder, die im Sommer am Rand der temporären
Fahrradstraße errichtet wurden.
Diese Plätze scheinen besonders beliebt. Überall hocken Leute, die Salate
aus Plastikschalen, Suppen aus Pappbechern oder dreieckige Sandwiches aus
dreieckigen Plastikpackungen essen. Zwei Männer, die keinen Platz mehr
bekommen haben, tunken stehend ihre Bockwürste in Senf. Andere laufen mit
Dönern, dampfenden Pappschachteln oder Brötchentüten in der Hand die Straße
entlang.
An die Coronaregeln halten sich trotz der extrem hohen Fallzahlen
erstaunlich wenige Menschen. Vor dem Imbiss Pergamon an der
S-Bahn-Haltestelle Friedrichstraße stehen zehn Männer in der Schlange, und
niemand, wirklich niemand von ihnen hält anderthalb Meter Abstand. Und
obwohl bereits seit mehr als einer Woche Maskenpflicht auf der
Friedrichstraße gilt, halten sich höchstens 50 Prozent der Passant*innen
daran. Deswegen, weil sie von der Regelung nichts wissen? Oder weil sie
darauf pfeifen? Man weiß es nicht.
2 Nov 2020
## LINKS
[1] /Die-wichtigsten-Fragen-zum-Teil-Lockdown/!5722287/
## AUTOREN
Rieke Wiemann
## TAGS
Lockdown
Schwerpunkt Coronavirus
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