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# taz.de -- Holstein Kiel unterliegt Fürth: Störche heben nicht ab
> Nach starkem Saisonstart verliert Holstein Kiel in der 2.
> Fußball-Bundesliga gegen Fürth mit 1:3. Mit den bescheidenen Saisonzielen
> ist das vereinbar.
Bild: Frustriert nach der ersten Niederlage: Holsteins „Unterschiedsspieler�…
Kiel taz | Mit hängenden Schultern und Gram im Gesicht stapfte
Fußballlehrer Ole Werner am Sonnabend in die Kabine des Kieler
Holsteinstadions. Mit 1:3 hatte sein Team gerade verloren, gegen die SpVgg
Greuther Fürth hochverdient im fünften Spiel die erste Niederlage der noch
jungen [1][Zweitliga]-Saison kassiert. Am Ende glich das Duell einer
Demontage der Kieler – und das an einem ganz besonderen Tag.
Denn exakt zwölf Monate zuvor war Werner von den Holstein-Verantwortlichen
zum Cheftrainer berufen worden. Seinen ersten Sieg als Interimscoach hatte
das Kieler „Urgestein“ am 29. September 2019 eingetütet – mit einem
3:0-Erfolg in Fürth.
Auf Ähnliches hatten sowohl der mit 32 Jahren jüngste Cheftrainer im
deutschen Profifußball als auch die 2.239 Zuschauer erneut gehofft.
Schließlich stellte die KSV Holstein beim Anpfiff die nach Zahlen stabilste
Deckung der Ligen eins, zwei und drei. Den bis dato einzigen Gegentreffer
hatte auch noch der Kieler Mittelfeld-Taktgeber Jonas Meffert beim
2:1-Heimsieg gegen Düsseldorf selbst erzielt.
Ausgerechnet die Abwehr, in den Jahren zuvor [2][nicht selten die Kieler
Schwachstelle], diente als Basis für die zehn Punkte in den ersten vier
Partien. Im Vorwärtsgang lief es wie eigentlich immer: eine einfallsreiche
Offensive, die mit zügigem Umschaltspiel und schnellen Kombinationen
Torchancen im Überfluss kreiert, diese aber nur zu selten in zählbaren
Ertrag ummünzt.
## Holstein plötzlich effektiv
Als sich das Werner-Team beim 2:0-Erfolg in Würzburg in der Vorwoche nach
spielerisch mäßiger Vorstellung tatsächlich einmal effektiv präsentiert
hatte, schienen ob der Tabellenführung ungeahnte Möglichkeiten eröffnet.
Eine nur auf den ersten Blick überraschende Erfolgswelle.
Eilte den Kielern in der jüngeren Vergangenheit das Image eines
sympathischen und mit bescheidenen Finanzmitteln arbeitenden
Ausbildungsvereins (Etat für Lizenzspieler, Trainer- und Funktionsteam:
11,3 Millionen Euro) voraus, der Talente, Leihkräfte aus der Bundesliga
oder Akteure, die ihren Durchbruch bei anderen Arbeitgebern nicht geschafft
hatten, auf den rechten Profi-Weg bringt, um sie dann teuer zu verkaufen,
gab es in der Transferperiode vor diesem Spieljahr eine Kurs-Korrektur.
Keine leistungsmindernde Personal-Fluktuation im großen Stil, sogar den
südkoreanischen Nationalspieler Jae-Sung Lee, der in der Zweiten Liga den
Unterschied machen kann, hatte [3][Sportchef Uwe Stöver] trotz Nachfragen
anderer Klubs gehalten. Mit dem Wissen, dass der Vertrag des 28-Jährigen am
30. Juni 2021 ausläuft und Holstein dann keine Ablöse mehr kassieren kann.
## Neue Kontinuität
Mehr noch: Mit Jannik Dehm, Hauke Wahl, Johannes van den Bergh, Jonas
Meffert, Alexander Mühling, Janni Serra und Lee gehörten sieben Spieler,
die schon am 3. August 2018 beim sensationellen 3:0-Triumph gegen den
damaligen Erstliga-Absteiger Hamburger SV im Volkspark in der Startelf
gestanden hatten, zuletzt auch gegen Würzburg und Fürth zu Holsteins
Anfangsformation. Auch am Trainer- und Sportchef-Karussell wurde vor dieser
Saison erstmals seit Sommer 2018 nicht gedreht. Die neue Kieler
Kontinuität.
Zur Tradition gehört bei Holstein auch, weder bei Höhenflügen vorschnell
abzuheben noch bei Rückschlägen in Panik zu verfallen. So sorgten die drei
Gegentore der Fürther Paul Seguin (7.), Branimir Hrgota (29.) und Havard
Nielsen (61.), die zweifelhafte Rote Karte für den Holstein-Angreifer
Fabian Reese (72.) sowie die miserable Mannschaftsleistung gegen die
Franken am Sonnabend zwar für herbe Ernüchterung. Doch schon vor dem Spiel
hatte der 53-jährige Stöver gesagt: „Das sind zehn Punkte zum Erreichen
unseres Saisonzieles. Und das heißt: weitere Etablierung in der Liga.“ Eine
klug formulierte Bescheidenheit, die das Träumen nicht untersagt.
Ausrutscher gegen Fürth, Wiedergutmachung am kommenden Sonnabend in Aue,
danach am 9. November ein echtes Top-Spiel unter Flutlicht im
Holsteinstadion gegen den HSV – so lautet die sportliche Wunschformel der
Störche.
25 Oct 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Geidel
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