| # taz.de -- Politische Wirren in Kirgistan: Ex-Häftling wird Regierungschef | |
| > Der neue Ministerpräsident Sadyr Schaparow fordert den Staatschef zum | |
| > Rücktritt auf. Der verhängt den Notstand und schickt die Armee auf die | |
| > Straße. | |
| Bild: Ausnahmezustand in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek | |
| Bischkek afp | Eine Woche nach der umstrittenen Parlamentswahl in Kirgistan | |
| haben die Abgeordneten einen aus dem Gefängnis befreiten nationalistischen | |
| Politiker zum amtierenden Regierungschef gewählt. Sadyr Schaparow wurde in | |
| einer außerordentlichen Parlamentssitzung am Samstag von der Mehrheit der | |
| Abgeordneten unterstützt. Der ebenfalls während der Proteste gegen | |
| Wahlfälschung befreite [1][Ex-Präsident Alsambek Atambajew] dagegen wurde | |
| erneut verhaftet. | |
| Atambajew, Schaparow und weitere Politiker waren am Dienstag inmitten von | |
| Protesten gegen Präsident Sooronbai Dscheenbekow von Anhängern aus dem | |
| Gefängnis befreit worden. Am Samstag feierten nun hunderte Anhänger auf den | |
| Straßen der Hauptstadt Bischkek die Ernennung Schaparows zum amtierenden | |
| Regierungschef. | |
| Der frühere Abgeordnete hat eine Reputation als glühender Nationalist und | |
| gilt als erklärter Gegner des Staatschefs Dscheenbekow. Er saß im | |
| Gefängnis, weil er wegen des Vorwurfs der Geiselnahme zu elfeinhalb Jahren | |
| Haft verurteilt worden war. | |
| In seiner ersten Amtsrede forderte der neue Regierungschef Präsident | |
| Dscheenbekow zum Rücktritt „innerhalb von zwei oder drei Tagen“ auf. Er | |
| habe sich bereits mit dem Staatschef getroffen, sagte Schaparow. Dieser | |
| habe zugesagt, dass er nach der Schaffung von stabilen Regierungsstrukturen | |
| zurücktreten werde. | |
| Nach Angaben aus Parlamentskreisen würde bei einem Rücktritt von | |
| Dscheenbekow automatisch Schaparow amtierender Präsident werden. | |
| Normalerweise würde der Parlamentspräsident einspringen, aber der Posten | |
| sei derzeit nicht besetzt, hieß es. Deshalb käme dann Schaparow zum Zuge. | |
| ## Opposition beklagt Wahlbetrug | |
| Seit der [2][Parlamentswahl] am vergangenen Wochenende gibt es in der | |
| zentralasiatischen Republik [3][Unruhen]. Mindestens ein Mensch starb, mehr | |
| als tausend weitere Menschen wurden laut aktuellen Angaben vom Wochenende | |
| verletzt. Die Opposition wirft Präsident Dscheenbekow Wahlbetrug vor. | |
| Die Wahlkommission annullierte inzwischen das offizielle Ergebnis, die | |
| Unruhen hielten aber an. Dscheenbekow hatte am Freitag den Notstand | |
| verhängt und zu seiner Durchsetzung auch die Entsendung von Soldaten nach | |
| Bischkek angewiesen. Am Samstag waren in der Hauptstadt Truppen zu sehen. | |
| Ex-Präsident Atambajew wurde erneut verhaftet. Spezialeinheiten hätten | |
| seine Residenz gestürmt und den früheren Staatschef festgenommen, sagte | |
| seine Sprecherin am Samstag. Atambajew war im August 2019 wegen | |
| Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Seine Anhänger halten diese | |
| Vorwürfe für politisch motiviert. | |
| Die staatliche Sicherheitsbehörde erklärte, Atambajew sei zusammen mit | |
| seinem Leibwächter und einem weiteren Komplizen wegen des Verdachts der | |
| Organisation von Massenunruhen verhaftet worden. Nach weiteren Beteiligten | |
| werde gesucht. Zur Befreiung von Atambajew und der anderen Politiker seien | |
| „Morddrohungen und Drohungen mit physischer Gewalt“ ausgesprochen worden, | |
| erklärte die Sicherheitsbehörde weiter. | |
| Die Staatsanwaltschaft forderte die Befreiten auf, ins Gefängnis | |
| zurückzukehren und ihre Strafen abzuleisten. Den neuen amtierenden | |
| Regierungschefs Schaparow erwähnte sie dabei allerdings nicht. | |
| 11 Oct 2020 | |
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