# taz.de -- H&M späht Mitarbeitende aus: 35,3 Millionen Euro Bußgeld | |
> Urlaub und Familienstreit: H&M hat Mitarbeitende jahrelang ausgefragt und | |
> die Daten gespeichert. Dafür gibt es nun ein saftiges Bußgeld. | |
Bild: Sorgt sich etwas zu sehr um das privatleben der Angestellten: H&M | |
HAMBURG dpa | Gesundheitsdaten, familiäre Streitigkeiten, Urlaubserlebnisse | |
- was über die Mitarbeitenden eines Callcenters des Modeunternehmens H&M | |
gespeichert wurde, ist nach Ansicht des obersten Hamburger Datenschützers | |
beispiellos. [1][Die Hamburger Aufsichtsbehörden verhängten deshalb nun ein | |
Bußgeld von 35,3 Millionen Euro gegen den schwedischen Konzern.] | |
Mit der Überwachung von Hunderten Mitarbeitenden des Servicecenters in | |
Nürnberg habe der Konzern gegen den Datenschutz verstoßen, begründete der | |
Hamburgische Beauftragte für Datenschutz, Johannes Caspar, am Donnerstag | |
den Erlass. Der vorliegende Fall dokumentiere eine [2][schwere Missachtung | |
des Beschäftigtendatenschutzes]. „Das verhängte Bußgeld ist dementsprechend | |
in seiner Höhe angemessen und geeignet, Unternehmen von Verletzungen der | |
Privatsphäre ihrer Beschäftigten abzuschrecken“, so Caspar. | |
Der Fall liegt in der Zuständigkeit des Hamburgischen Beauftragten für | |
Datenschutz, weil das Unternehmen seine Deutschlandzentrale in der | |
Hansestadt hat. | |
Bekanntgeworden war der Fall im vergangenen Jahr. Laut Behörde wurden | |
mindestens seit 2014 bei einem Teil der Beschäftigten in dem Servicecenter | |
Angaben zu ihren privaten Lebensumständen umfangreich erfasst und | |
gespeichert. Nach Urlaubs- und Krankheitsabwesenheiten hätten Vorgesetzte | |
einen „Welcome Back Talk“ geführt und anschließend in etlichen Fällen ni… | |
nur konkrete Urlaubserlebnisse, sondern auch Krankheitssymptome und | |
Diagnosen dokumentiert. | |
## Jede Menge Detailwissen über Privates | |
Einige Vorgesetzte hätten sich auch „über Einzel- und Flurgespräche ein | |
breites Wissen über das Privatleben ihrer Mitarbeitenden angeeignet, das | |
von eher harmlosen Details bis zu familiären Problemen sowie religiösen | |
Bekenntnissen reichte“, hieß es in der Begründung. Bekannt geworden waren | |
die Übergriffe dadurch, dass die Notizen infolge eines | |
Konfigurationsfehlers im Oktober 2019 für einige Stunden unternehmensweit | |
zugreifbar waren. | |
Ausdrücklich positiv bewertete Caspar das Bemühen der Konzernleitung, „die | |
Betroffenen vor Ort zu entschädigen und das Vertrauen in das Unternehmen | |
als Arbeitgeber wiederherzustellen“. Darin sei durchaus der Wille zu | |
erkennen, „den Betroffenen den Respekt und die Wertschätzung zukommen zu | |
lassen, die sie als abhängig Beschäftigte in ihrem täglichen Einsatz für | |
ihr Unternehmen verdienen“. | |
Nachdem der Bescheid am Donnerstag öffentlich geworden war, ließ H&M | |
erklären, dass der Umgang mit den Beschäftigtendaten „nicht mit den | |
H&M-Richtlinien und Anweisungen in Einklang stehe“. Man übernehme die volle | |
Verantwortung und entschuldige sich vorbehaltlos bei den betroffenen | |
Mitarbeitern. Außerdem habe die interne Kontrolle des Datenschutzes | |
gestärkt und Führungskräfte sowie Mitarbeitende geschult. | |
Den konkreten Bußgeldbescheid allerdings will man im Unternehmen erst noch | |
prüfen. | |
1 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://datenschutz-hamburg.de/pressemitteilungen/2020/10/2020-10-01-h-m-ve… | |
[2] /Archiv-Suche/!5678117&s=besch%C3%A4ftigte+datenschutz&SuchRahmen=P… | |
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