# taz.de -- Neue Papst-Enzyklika: Von Corona bis Mahatma Gandhi | |
> Papst Franziskus hat eine neue Enzyklika veröffentlicht. Die Pandemie | |
> bestärkt ihn in seiner Sicht, dass der Markt die Probleme der Welt nicht | |
> löst. | |
Bild: Der Papst meldet sich mit einer neuen Enzyklika zu Wort, hier in der Vati… | |
ROM taz | „Fratelli tutti“ (Alle Brüder) und „Über die Geschwisterlichk… | |
und die soziale Freundschaft“: Schon Titel und Untertitel der neuen, am | |
Sonntag im Vatikan veröffentlichten Papst-Enzyklika weisen darauf hin, dass | |
Franziskus einen Appell für globale Solidarität über Staats-, Klassen- und | |
Religionsgrenzen hinweg verfasst hat. Den Titel hat sich der Papst bei | |
seinem Namenspatron, dem Heiligen Franz von Assisi, geborgt. Der, so heißt | |
es im Text, habe „keine Doktrinen auferlegt, sondern die Liebe Gottes | |
kommuniziert“. | |
Im Wesentlichen wiederholt Franziskus in dem Text die Botschaften, die er | |
seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren predigt: Die Menschheit sitze in | |
einem Boot, und in der globalisierten und vernetzten Welt gebe es Rettung | |
nur gemeinsam. Daraus folgt für ihn der Imperativ einer „besseren Politik“, | |
die sich nicht den Finanzmärkten unterwirft, sondern das Gemeinwohl als | |
Kompass hat und die Würde jedes Einzelnen in den Mittelpunkt stellt. Hier | |
wird Papst Franziskus auch sein klares Nein zum Populismus los. Er klagt | |
an: „Verbohrte, übertriebene, wütende und aggressive Nationalismen leben | |
wieder auf.“ | |
Natürlich fehlt auch das Bekenntnis zum Frieden nicht, der mehr sei als die | |
Abwesenheit von Krieg. Auch ein vorgeblich „gerechter Krieg“ sei angesichts | |
der Massenvernichtungswaffen und der durch sie verursachten zivilen Opfer | |
schlicht nicht vorstellbar. | |
Franziskus stellt klar, dass er keine Covid-Enzyklika abgeliefert habe, | |
denn mit dem Schreiben habe er vorher begonnen. Allerdings habe die | |
Pandemie unterstrichen, dass „keiner sich allein rettet“. Nicht ohne Grund | |
heißt das erste Kapitel „Die Schatten einer abgeschotteten Welt“. Die | |
herrschende „Kultur der Mauern“ müsse bekämpft werden und an ihre Stelle | |
eine solidarische Weltgesellschaft treten, die das „Virus des radikalen | |
Individualismus“ bekämpft. | |
Solidarität heißt für Franziskus nicht zuletzt Solidarität mit | |
Migrant*innen: Menschen, die vor „gravierenden humanitären Krisen“ fliehen, | |
müsse durch Aufnahme und Unterstützung bei der Integration in die | |
Gesellschaft geholfen werden. Zum Schluss verweist Franziskus auf Personen, | |
die ihn inspiriert haben, unter ihnen die „nichtkatholischen Brüder“ Martin | |
Luther King, Desmond Tutu und Mahatma Gandhi. | |
4 Oct 2020 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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