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# taz.de -- Entwicklung von Corona-Impfstoff: Das Impf-Monopoly
> Das globale Rennen um einen Corona-Impfstoff mag für Effizienz sorgen.
> Trotzdem stinkt es zum Himmel, dass Pharmakonzerne damit Gewinne machen.
Bild: Spritze mit Curevacs Corona-Impfstoff in der ersten Phase der klinischen …
Corona wird für die Pharmaindustrie ein Riesengeschäft: Sollten 7,7
Milliarden Menschen mit wahrscheinlich 2 [1][Impfdosen] immunisiert werden
und eine Dosis zwischen 2 und 9 Euro kosten (die Zahlen kursieren), dann
macht das bis zu 140 Milliarden Euro Umsatz. Fett.
Ist das verwerflich? Wenn damit die Pandemie beendet wird und die Ökonomien
nicht nochmal ins Bodenlose stürzen? Bisher liegt der globale
wirtschaftliche Schaden laut IWF bei unglaublichen 10.200 Milliarden Euro.
Dahinter stehen Hunderte Millionen zerstörter Existenzen.
Weltweit haben sich Gesellschaften darauf geeinigt, dass [2][Gesundheit
eine Ware] ist, mit der sich Geld verdienen lässt. So wird das nun auch mit
Impfstoffen gegen die Pandemie sein. Erst den Kapitalismus abschaffen und
anschließend Corona beenden, das wird so nicht klappen.
Die Staaten der Welt kaufen derzeit Milliarden Impfdosen vorab, deren
Wirksamkeit nicht erwiesen ist – sollten sie nicht geeignet sein, werden
die Pharmakonzerne trotzdem Geld für die Chargen bekommen. Und das ist
sinnvoll. Denn der Markt versagt in der Coronakrise komplett. Kein
Unternehmen würde so schnell entwickeln, testen und noch vor einer
Zulassung produzieren, wenn nicht die öffentliche Hand die Kosten
übernehmen würde.
Eigentlich ist das ein cleveres System: Der Konkurrenzdruck sorgt für
Geschwindigkeit, derzeit werden weltweit elf Wirkstoffe in großem Stil
erprobt. Die öffentlichen Gelder sorgen dafür, dass auch genug bei dem
Impf-Monopoly mitmachen und sich gegenseitig antreiben.
Und trotzdem stinkt das Spiel zum Himmel. Denn es stellt sich eine simple
Frage: Warum um alles in der Welt sollen [3][Pharmakonzerne] mit den
Impfungen am Ende Gewinn machen dürfen, wenn fast das komplette Risiko für
Entwicklung und Produktion öffentlich finanziert wird? Die geförderten
Konzerne werden auch so auf Jahre von den Forschungen, Patenten und
Fabriken profitieren, die sie gerade geschenkt bekommen. Impfungen zum
Selbstkostenpreis, keinen Cent mehr, so müsste es heißen.
Passieren wird das allerdings nicht. Denn es gibt keine Weltregierung. Die
Staaten koordinieren sich nicht, sie konkurrieren. Sie wetteifern um einen
möglichst schnellen Zugang zu Impfstoffen, weil im Jahr 2021 nicht
plötzlich genug für alle da sein wird. Es wird Engpässe geben, und da
funktioniert der Markt dann wieder: Mit knappen Gütern lassen sich hohe
Preise erzielen. Darauf verzichtet kein Konzern der Welt. Dicke Gewinne
sind der Preis des Endes der Pandemie.
30 Sep 2020
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## AUTOREN
Ingo Arzt
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