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# taz.de -- Parteitag der US-Republikaner: Der ehrliche Präsident
> Am zweiten Tag ihres Parteitags präsentieren die Republikaner Trump als
> selbstlosen Präsidenten. First Lady Melania Trump empfiehlt eine
> Wiederwahl.
Bild: First Lady Melania Trump tat ihr Bestes, um für ihren Ehemann zu werben
Washington dpa/ap/taz | Am zweiten Tag des insgesamt viertägigen
[1][Nominierungsparteitags] haben die US-Republikaner Präsident Donald
Trump als Kämpfer für alle Amerikaner und als selbstlosen Staatsmann
präsentiert. „Mein Ehemann, unsere Familie und die Menschen in dieser
Regierung kämpfen für Sie“, sagte First Lady Melania Trump am Dienstagabend
in ihrer Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses.
Auch Präsidentensohn Eric Trump sagte: „Mein Vater wird für euch kämpfen.�…
Sein Vater sei nicht angetreten, weil er den Job gebraucht hätte, „sondern
weil er wusste, dass hart arbeitende Menschen in diesem großartigen Land
zurückgelassen wurden“.
Die Republikaner bemühten sich am zweiten Tag ihres Parteitags sichtlich
darum, der Kritik entgegenzuwirken, dass Trump (74) das Land mit seinen
häufig kontroversen Aussagen spalte. Die First Lady sagte mit Blick auf die
undiplomatische Art ihres Ehemannes: „Was wir als Bürger von unserem
Präsidenten verdienen, ist totale Ehrlichkeit. Ob einem das gefällt oder
nicht, man weiß immer, was er denkt, weil er eine authentische Person ist,
die dieses Land und dessen Volk liebt.“ Sie fügte hinzu: „Er ist kein
traditioneller Politiker, der nur redet. Er verlangt Taten und bekommt
Resultate.“
Trumps unkonventionelle Art prägte auch den Parteitag am Dienstag.
Unmittelbar vor dem Auftritt eines ehemaligen Häftlings beim Parteitag
begnadigte Trump den Mann – und stellte Amerika damit als Land der
unverhofften Möglichkeiten dar. Dominiert wurde der Dienstag von der
Trump-Familie: Vor Melania Trump und Eric Trump hatte bereits
Präsidententochter Tiffany Trump das Wort ergriffen.
## Regeln des diplomatischen Dienstes verletzt?
In Missachtung einer langen Tradition brachte sich außerdem
US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstag direkt in den Wahlkampf ein. Mit
einer Videobotschaft aus Jerusalem für den Parteitag warb er von einer
Dienstreise aus für die Wiederwahl Trumps. Pompeo hatte im Juli eine
Nachricht an alle diplomatischen Vertretungen der USA geschickt, in der er
darauf hinwies, dass sich US-Diplomaten gemäß dem Bundesgesetz nicht offen
auf die Seite einer Partei im Präsidentschaftswahlkampf stellen sollten.
Die Demokraten kritisierten Pompeo. Es handele sich um einen unangemessenen
Verstoß gegen jahrzehntelange diplomatische Praxis und eine mögliche
Verletzung von Bundesgesetzen, hieß es aus Parteikreisen. Die Nachricht des
Außenministers an die Diplomaten hatte am Montagabend der demokratische
Abgeordnete Eliot Engel veröffentlicht. „Einmal mehr werden die Regeln für
Minister Pompeo zum Fenster rausgeworfen, wenn sie dabei stören, seinen
politischen Interessen und Donald Trump zu dienen“, erklärte Engel. Auch
andere Demokraten und Kritiker warfen Pompeo unangemessenes Verhalten vor.
Das Außenministerium versicherte, Pompeo würde nicht gegen das Gesetz
verstoßen. Für seine Rede würden „keine Ressourcen des Außenministeriums
verwendet“ und er spreche nicht in offizieller Funktion. Aus Pompeos Umfeld
verlautete, vier Anwaltsteams, darunter die rechtliche Beratung des
Außenministeriums, hätten die Rede überprüft. Damit sollte demnach dafür
gesorgt werden, dass die Rede nicht gegen ethische Regeln verstoße. Für die
Produktion des Videos seien keine Steuergelder benutzt worden, teilten die
Gewährsperson und das Ministerium mit.
Trump hatte Ende 2017 einseitig [2][Jerusalem als Hauptstadt Israels]
anerkannt, seitdem boykottieren die Palästinenser die US-Regierung.
## Rednerin kurzfristig von der Liste genommen
Mit seiner Ansprache aus Jerusalem wollte Pompeo besonders bei
evangelikalen Christen punkten, die zu Trumps wichtigsten Unterstützern
gehören und traditionell israelfreundlich sind. Konterkariert wurde das von
einem peinlichen Vorfall: Nach der Weiterverbreitung antisemitischer
Verschwörungstheorien in einem Tweet der QAnon-Sekte wurde eine Sprecherin
der Unterstützungsorganisation „Women for Trump“ beim Parteitag am Dienstag
kurzfristig von der Rednerliste gestrichen.
Wie bereits am Vortag bemühten sich die Republikaner darum, Trump als
entschiedenen Krisenmanager in der Coronapandemie zu präsentieren. Trumps
Wirtschaftsberater Larry Kudlow pries die Führung des Präsidenten bei den
Bemühungen, „das Covid-Virus erfolgreich zu bekämpfen“. Von einem
erfolgreichen Kampf sind die USA allerdings noch weit entfernt. Die
Pandemie dauert an. Bislang hat sie in den USA mehr als 178.000 Menschen
das Leben gekostet. Millionen Amerikaner verloren ihre Arbeit. Die
Wirtschaft wurde in eine schwere Krise gestürzt, die noch nicht beendet
ist.
Melania Trump hob sich auch von anderen Rednern ab, indem sie gleich zu
Beginn ihrer Ansprache den Opfern der Coronapandemie ihr Mitgefühl
aussprach. Donald Trump wird regelmäßig vorgeworfen, in dieser Hinsicht zu
wenig Empathie zu zeigen. Und während Eric Trump und andere Republikaner
Biden beim Parteitag scharf und mit oftmals unbelegten Vorwürfen angingen,
verzichtete die First Lady bewusst auf solche Attacken. „Ich will diese
wertvolle Zeit nicht dazu gebrauchen, um die andere Seite anzugreifen“,
sagte sie.
Deutlich sichtbar wurde bei Melania Trumps Ansprache der Kontrast zu Jill
Biden, der Ehefrau des demokratischen Herausforderers. Das aus Slowenien
stammende Ex-Model Melania Trump (50) trat im gerade erst von ihr neu
gestalteten Rosengarten des Weißen Hauses vor das Publikum. Jill Biden (69)
hatte sich beim Parteitag der Demokraten in der vergangenen Woche aus einem
Klassenraum einer High School in Wilmington (Delaware) zuschalten lassen,
in der sie früher selber Englisch unterrichtet hatte. Jill Biden zeichnete
dabei ein sehr persönliches Bild eines fürsorglichen Ehemannes und Vaters
mit einem festen Wertekompass, der sich für andere Menschen einsetzt.
Die First Lady hielt am Dienstag keine feurige Rede, um für die Wiederwahl
ihres Ehemannes zu werben. Es war eine bedachte Ansprache, in der Melania
Trump auch auf das Rassismusproblem einging, das mit dem Tod des
Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai mit
Wucht wieder auf die Tagesordnung kam.
„Wir müssen uns daran erinnern, dass wir alle eine Gemeinschaft sind, die
aus vielen Rassen, Religionen und Ethnien besteht“, sagte Melania Trump. In
der Liste von Donalds Trumps Prioritäten für eine zweite Amtszeit findet
sich der Kampf gegen Rassismus allerdings nicht – stattdessen will der
„Präsident für Recht und Ordnung“, wie er sich selber einst bezeichnet ha…
die Polizei stärken.
26 Aug 2020
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