# taz.de -- Die Wahrheit: Der Schamhaar-Shop | |
> Neues aus Neuseeland: Huruhuru ist nicht die verspätete Kiwi-Rock-Antwort | |
> auf Guru Guru, sondern falsch verstandenes Maorisch. | |
Diese Woche ist die alljährliche Māori language week in Aotearoa. Die | |
Tageszeitung [1][The Press] erscheint sieben Tage lang unter dem Titel „Te | |
Matatika“ und ihre Webseite Stuff als „puna“, was viel schöner klingt, w… | |
es „frische Quelle“ und nicht nur „schnödes Zeugs“ bedeutet. Alle mach… | |
mit und feiern sich auf maorisch, was viel besser ankommt. Nur ein Geschäft | |
in Wellington nicht. Das hat Ärger mit seinem Eingeborenennamen. | |
Huruhuru heißt der neue Lederwaren-Laden auf der trendigen Cuba Street. Die | |
Besitzer Aynur und Ercan Karakoc aus der Türkei haben ihn im Juli eröffnet. | |
Der Name ihres neuen Business bedeutet auf Maori Wolle, Fell oder Haar, | |
denn eigentlich sollte es ein Wollartikelladen werden. Jetzt ist es jedoch | |
ein Skandal-Shop. Denn „huruhuru“ beschreibt auch die Wolle zwischen den | |
Beinen: umgangssprachlich bedeutet es „Schamhaar“. | |
Dumm gelaufen. Letztes Jahr hatten die Unternehmer sich beim | |
[2][Intellectual Property Office of New Zealand] (Iponz) beraten lassen, | |
damit sie ein Schafe-Logo mit dem nun plötzlich anstößigen Wort benutzen | |
können, das auch im berühmten Haka, dem Ritual „Ka Mate“ auftaucht. Dass … | |
eine Doppeldeutigkeit gebe, habe ihnen niemand gesagt – auch nicht das | |
Maorikomitee von IPonz, das normalerweise an Maorisprachexperten verweist. | |
Die Taschenhändler sind nicht die Einzigen, die jetzt öffentlich für den | |
Fauxpas beschimpft werden. Auch die kanadische Brauerei Hell’s Basement hat | |
sich an Huruhuru vergriffen und danach ihr neuseeländisches Pale Ale | |
benannt. TV-Promi Te Hamua Nikora war einer von vielen, die sich | |
beschwerten: „Nenn es Leder, wenn du Leder verkaufst, und nicht Schamhaar. | |
Und nenne Bier nicht Schamhaar, außer du stellst es aus Schamhaaren her.“ | |
## Kia ora, Mate | |
Dem lässt sich hinzufügen: Und bewerbe Softdrinks lieber nicht mit einem | |
Todesgruß. Vor zwei Jahren ging ein Marketingversuch von Coca-Cola nach | |
hinten los, als die Firma einen Getränkeautomaten in Neuseeland aufstellte, | |
auf dem halb englisch, halb maorisch „Kia ora, Mate“ stand. Was als „Hall… | |
Kumpel“ gemeint war, bedeutet – siehe Haka – auf Maori jedoch Tod. Hallo, | |
Kulturbanausen! | |
Die Feinheiten der indigenen Sprache gehen nicht nur Türken, Kanadiern und | |
US-Amerikanern verloren. Auch Kiwis greifen manchmal ins Klo – oder wohnen | |
gar in einem. Da das Maorimakron – also der Strich über einem Vokal, so wie | |
der Umlaut im Deutschen – oft unterschlagen wird, verändert sich dadurch | |
mit der Schreibweise auch die Aussprache. | |
Über 500 Maoriortsnamen wurden seit letztem Jahr mit dem Makron versehen. | |
Christchurch heißt korrekt Ōtautahi und wird auch von der Bürgermeisterin | |
bewusst so genannt. | |
Schreibt man jedoch Ruakākā ohne Striche überm „a“, bedeutet der Name des | |
Dorfes auf der Nordinsel nicht mehr das Nest eines einheimischen Papageis, | |
sondern Plumpsklo. „Kaka“ – das versteht man international. | |
17 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.stuff.co.nz/the-press | |
[2] https://www.iponz.govt.nz/ | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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