# taz.de -- Prekäre Arbeitsbedingungen bei Amazon: Smartphones als Baumschmuck | |
> In den USA hängen Amazon-Fahrer*innen Handys in Bäume nahe den | |
> Verteilerzentren, um mehr Aufträge zu bekommen. | |
Bild: Handys hängen an einem Baum vor einem Whole Food Laden in Evanston, Illi… | |
Konkurrenz macht kreativ: In den USA haben Amazon-Lieferant*innen | |
Smartphones in Bäume gehängt, um mehr Aufträge zu bekommen. Das ist | |
gewieft, denn kurzfristige Lieferaufträge über die Website „Amazon Flex“ | |
werden dank eines schlauen Algorithmus an die Leute – oder eben die Handys, | |
in die sie sich hacken – vergeben, die am nächsten dran sind. | |
[1][Der neue Baumschmuck] ist in der Region Chicago rund um | |
Amazon-Verteilerzentren und das Amazon-Tochterunternehmen Whole Foods | |
Market, Betreiber einer Biosupermarkt-Kette, zu finden. Über Amazon Flex | |
können sich Menschen mit ihren Privat-Pkws als Dienstleister*in anmelden; | |
seit knapp drei Jahren auch in Deutschland. Auch Apps, die die Seite | |
ständig tracken und automatisch Routen buchen, sind im Umlauf. | |
Witzig ließe sich die Sache mit den Bäume finden. Doch die Gig Economy ist | |
eigentlich alles andere als lustig: Hier nehmen Menschen in ihrer Freizeit | |
Aufträge für Auslieferungen von Unternehmen an – und konkurrieren | |
miteinander um jede einzelne Fahrt. So hart, dass sie Smartphones in Bäume | |
hängen. Durch die [2][coronabedingte Wirtschaftskrise] und die steigende | |
Arbeitslosigkeit in den USA nimmt auch der Druck auf den Arbeitsmärkten | |
erheblich zu. | |
Dabei ist so eine Selbstständigkeit doch sehr flexibel, wie Arbeitgeber – | |
oder in diesem Fall Arbeitsvermittler – wie Uber, Lyft oder auch Amazon | |
sagen. Oder prekär, so ohne Anspruch auf Lohn im Krankheitsfall oder | |
Sozialversicherungen, sagen andere. | |
## Amazon geht wohl schon gegen Baum-Trick vor | |
Halb so wild findet das ein Gericht im US-Bundesstaat Kalifornien, das | |
zuletzt [3][eine Anordnung kippte], nach der Uber und Lyft ihre | |
Fahrer*innen künftig wie Angestellte behandeln sollten. [4][Glück gehabt], | |
heißt es aus Sicht der Onlineplattformen. Auf den Kapitalismus ist Verlass. | |
Und darauf, dass es Unternehmen wie Amazon gibt, die mit einem hübschen | |
kleinen Code, den das Unternehmen [5][laut „Appleinsider“] inzwischen | |
programmiert hat, die Funktionsweise der App ändern und die neue Strategie | |
mit den Bäumen nutzlos machen können – und damit die prekäre Lebensrealit�… | |
der Arbeitnehmer*innen aka flexiblen Selbstständigen von sich wegschieben. | |
Wenn es zu sehr menscheln würde, wäre ja das gesamte ausbeuterische System | |
in Gefahr. Da greifen Kapitalist*innen lieber zu systeminhärenten Lösungen, | |
die die Konkurrenz weiter manifestieren, anstatt sich mit Alternativen zu | |
beschäftigen. | |
8 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-09-01/amazon-drivers-are-hangi… | |
[2] /Coronakrise-in-den-USA/!5704975 | |
[3] /Uber-in-Kalifornien/!5625080 | |
[4] https://www.washingtonpost.com/technology/2020/05/23/gig-work-instacart-shi… | |
[5] https://appleinsider.com/articles/20/09/05/amazon-stops-flex-drivers-gaming… | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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